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Sieben mit Brad Pitt
Sieben mit Brad Pitt
© Warner Home Video

TV-Tips für Samstag (22.10.): Der Sündenfall des Brad Pitt

Pro7 zeigt Meisterwerk "Sieben"

Große Namen hinter der Kamera - John McTiernam, David Fincher und Steven Spielberg - wie davor - Bruce Willis, Brad Pitt und Daniel Day-Lewis - garantieren am Samstagabend hochkarätige Spielfilmunterhaltung. Allen voran das Meisterwerk "Sieben", das Pro7 im Nachtprogramm präsentiert.

"Stirb langsam - Jetzt erst recht", Sat1, 20:15 Uhr

John McClane (Bruce Willis) und ein Ladenbesitzer aus Harlem (Samuel L Jackson) werden von dem deutschen Terroristen Simon Gruber (Jeremy Irons) ins Visier genommen, der plant, in New York City die Federal Reserve Bank zu überfallen und das dort gelagerte Gold zu rauben.

Fünf Jahre nach dem zweiten "Die Hard" kehrte Bruce Willis in seiner bekanntesten Rolle auf die Leinwand zurück, und auch John McTiernam, der Regisseur des ersten "Die Hard", übernahm wieder das Megaphon. Doch ansonsten wich man von der bekannten Formel der ersten beiden Teile ab: Diesmal spielt die Handlung nicht an einem festen Ort (Hochhaus, Flughafen) und nicht an Weihnachten. Auch ist McClane diesmal kein Einzelkämpfer, sondern die Handlung bewegt sich mehr in Richtung "Lethal Weapon" mit dem ungleichen Paar Willis und Jackson. Dennoch versucht das Drehbuch, an den ersten Teil anzuknüpfen, indem Irons als Bruder des von Alan Rickman im ersten "Die Hard" verkörperten Terroristen Hans Gruber eingeführt wird. Die Dreharbeiten fanden in New York City und South Carolina statt.

McTiernam und Drehbuchautor Jonathan Hensleigh ("Armageddon") legen flott los, und der Thriller profitiert vom boshaften Zusammenspiel der Hauptdarsteller, aber stottert sich dann zu einem allzu bombastischen Finale, das vergeblich das Fehlen neuer Ideen übertünchen soll. Das Publikum störten diese Schwächen nicht – der dritte Part ist bis heute der weltweit erfolgreichste der Reihe und war 1995 der weltweit zweiterfolgreichste Streifen des Jahres hinter "Toy Story".

Ein nordirischer Zuschauer schwärmt: "Hier gibt es viele spektakuläre Action-Szenen, aber McTiernam weiß auch, dass solch ein Film interessante Charaktere, Humor und eine unterhaltsame Handlung benötigt – und genau das bekommen wir hier. Dazu gibt es noch einige interessante Wendungen und die großartige Chemie zwischen Willis und Jackson."



"Sieben", Pro7, 00:40 Uhr
Zwei Polizisten, ein Frischling (Brad Pitt) und ein vor seiner Pensionierung stehender Veteran (Morgan Freeman), jagen einen Serienmörder (Kevin Spacey), der seine Opfer anhand der Sieben Todsünden aussucht.

Es gibt Filme, die sieht und vergisst man. Es ist kaum vorstellbar, dass jemand, der diesen Kriminalfilm von 1995 gesehen hat, sich nicht daran erinnert. "Seven" ist eines jener Meisterwerke, bei dem sowohl der Inhalt als auch die Umsetzung so singulär und originell sind, die Emotionen der Leinwand so direkt in die Eingeweide des Zuschauers gehen, dass sich das Gesehene unauslöschlich einbrennt. Es ist fast ein Wunder, dass ein größeres Hollywood-Studio wie New Line Cinema einen solchen fast schon nihilistischen Streifen produzierte. Und es verwundert nicht minder (oder auch angesichts der Qualität auch wieder nicht), dass dieses schwer verdauliche Werk so gut beim Publikum ankam: Vier Wochen an der Spitze der US-Charts schaffen nur noch wenige Produktionen, und dass der Streifen sich als siebterfolgreichster Film des Jahres mit weltweit 327 Millionen Dollar in eine Top Ten mit "Toy Story", "Pocahontas" und "Caspar" vorschob, spricht Bände.

Drehbuchautor Andrew Kevin Walker und Regisseur David Fincher, der nach der frustrierenden Arbeitserfahrung mit "Alien 3" eigentlich noch keine Lust hatte, wieder auf dem Regiestühlchen Platz zu nehmen, entwerfen das Bild einer (Großstadt)-Hölle auf Erden: Ständig regnend, dreckig, verfallend, klaustrophobisch und farblos. Letzteren Effekt erzielte man durch Bleichauslassung. Durch diesen Visuellen Effekt beim Entwickeln des Films entsteht ein durch ein Schwarzweißbild überlagertes Farbbild - und damit nicht nur ein signifikantes Aussehen, sondern auch eine passende Metapher für den Film: Hier schiebt sich der Wahnsinn wie ein diffuses religiöses Fieber vor die Realität.

Schon der grandiose Vorspann von Kyle Cooper versetzt das Publikum in einen Zustand der angespannten Erwartung (und bereits da weiß man, warum Richard Francis-Bruce für seinen Schnitt für den "Oscar" nominiert wurde), was da auf sie zukommen könnte, und Fincher lässt bis zum verheerenden Finale die Zuschauer nicht aus dem Griff dieses Unbehagens heraus. Dass das Studio dabei den Schluss des Films zunächst nicht akzeptieren wollte, verwundert kaum. Da aber Brad Pitt - der gerade bei "Legends of the Fall" ("Legenden der Leidenschaft") hatte erleben müssen, wie das Ende eines seiner Werke nach Drehschluss noch verändert worden war - damit drohte, die Produktion platzen zu lassen, wenn der Schluss nicht wie im Drehbuch gefilmt würde, blieb es dabei.

Zum Glück: Das eindringliche, unvergessliche Finale ist einer der großen Pluspunkte dieses in Los Angeles gedrehten brutalen Schockers, neben den auf den Punkt gebrachten Darstellungen und den clever inszenierten blutigen Szenen.

Ein Zuschauer aus Toronto findet: "Das ist einer der einfallsreichsten, am besten geschriebenen und intelligentesten Filme der letzten Jahrzehnte. Der Streifen bleibt dank der Kombination des düsteren visuellen Stils, der intensiv vorangetriebenen Handlung und den glänzenden Darstellern über die gesamte Spieldauer angespannt und fokussiert. Er verliert sich nie in unwichtigen Nebensträngen oder greift auf typische Hollywood-Klischees zurück. Er ist einzigartig, weil er sowohl das Bedürfnis des Publikums befriedigt, in das Drama hineingezogen und unterhalten zu werden, als auch kompromisslos und schockierend zu sein."



"Lincoln", ARD, 01:30 Uhr

Während der Bürgerkrieg tobt, ringt US-Präsident Abraham Lincoln (Daniel Day-Lewis) mit seinem eigenen Kabinett und dem US-Kongress um die Entscheidung, die Sklaven zu befreien.

Dieses Drama von 2012 ist ein schönes Beispiel dafür, wie langsam die Mühlen im Filmgeschäft manchmal mahlen, insbesondere wenn ein Regisseur wie Steven Spielberg ("Saving Private Ryan") keine Kompromisse bezüglich der von ihm erwarteten Qualität bei einem Projekt schließt, das ihm zudem noch eine Herzensangelegenheit ist.

Bereits 2001, also vier Jahre vor Erscheinen des Sachbuchs "Team of Rivals: The Political Genius of Abraham Lincoln" erwarb Spielberg's Produktionsgesellschaft DreamWorks die Verfilmungrechte an dem Buch von Doris Goodwin. John Logan ("Spectre") und dann Paul Webb ("Selma") arbeiteten ab 2005 an einer Drehbuchfassung, die Steven 2006 mit Liam Neeson in der Hauptrolle verfilmen wollte. Doch das Skript, das die gesamte Präsidentschaft von 1861 bis zu seiner Ermordung 1865 umfasste, stellte den Filmemacher nicht zufrieden - die Dreharbeiten wurden verschoben.

Tony Kushner, der das Skript für Spielberg's Drama "Munich" von 2005 geschrieben hatte, wurde engagiert, nochmal ganz neu mit einem Drehbuch zu starten. Im Prinzip fokussierte er bei seinen Entwürfen die Handlung auf einen immer engeren Zeitraum. Nachdem er laut eigener Aussage das "967 000. Buch über Abraham Lincoln gelesen" hatte, konzentrierte sich sein Skript letztlich auf zwei Monate in Lincoln's Leben Anfang 1865, in denen er versuchte, den 13. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten durchzusetzen, der die Sklaverei auf dem gesamten US-Gebiet abschaffen sollte. Dieser Entwurf fand Spielberg's Gefallen, so dass die Dreharbeiten im Herbst 2011 in den US-Bundesstaaten Virginia und Illinois starten konnten.

Um das 65 Millionen Dollar schwere Budget zu stemmen, musste Spielberg aber verschiedene Partner an Bord holen, denn Paramount Pictures wollten das Risiko nicht alleine tragen. Sie hatten Sorge, dass der Filmemacher mit dem Sklaventhema seinen kommerziellen Reinfall mit "Amistad" aus dem Jahr 1997 wiederholen könnte. So taten sich mehrere Studios, darunter 20th Century Fox und Walt Disney Studios, zusammen, um den Streifen zu produzieren.

Dieser hatte inzwischen einen neuen Hauptdarsteller gefunden: Der Nordire Liam Neeson wurde durch den Engländer Daniel Day-Lewis ersetzt. Neeson hatte sich aus der Rolle zurückgezogen, nachdem er laut eigenen Aussagen während einer Lesung des Drehbuchs "wie vom Blitz getroffen" gemerkt habe, dass er für den Part nicht der Richtige gewesen sei. Die Berichte, der Darsteller habe die Titelrolle aus Altersgründen abgegeben, stimmen nicht: Liam war damals 58 Jahre, Lincoln zur dargestellten Zeit im Film 55 Jahre alt.

Auf jeden Fall war die Wahl von Day-Lewis die absolute richtige: Der zur Zeit der Dreharbeiten wiederum 54-Jährige lieferte mit seinem gewitzten und würdigen Portrait des Politikers eine Glanzleistung ab, die entsprechend mit seinem dritten "Oscar" als "Bester Hauptdarsteller" gewürdigt wurde. Insbesondere seine Leistung zieht die Zuschauer in die Welt des Films, der gleichermaßen unterhält und unterrichtet.

"Lincoln" erhielt durch die Bank hervorragende Kritiken, landete auf vielen Jahresbestenlisten und wurde auch ein Erfolg an den Kinokassen: Weltweit spielte das Werk 275 Millionen Dollar ein. Über 100 Preise konnte es auf sich vereinigen, darunter den Academy Award für die "Beste Ausstattung". Daneben war die Produktion noch für zehn weitere "Oscars" nominiert: Als "Bester Film", für die Regie, das adaptierte Drehbuch, für Sally Field als Nebendarstellerin, für Tommy Lee Jones als Nebendarsteller, für Kamera, Musik, Schnitt, Kostüme und Tonmischung.

Kritiker Tom Glasson schrieb in "Concrete Playground": "Eine faszinierende Darstellung von Daniel Day-Lewis und ein wunderschön nuancierter Film über Staatskunst, ruhige Reflexion und vor allem Prinzipientreue."



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