"Harry Potter und der Stein der Weisen", Pro7, 20:15 Uhr
Ein Junge (Daniel Radcliffe), der aus der ungeheuerlichen Vernachlässigung seines Onkels und seiner Tante gerettet wird, entpuppt sich als Zauberer mit großer Zukunft. Bei seiner Ankunft in der Hogwarts School of Witchcraft and Wizardry erweist er sich seines Rufs gleich als würdig.
Was müssen heute noch die Sektkorken bei Warner Brothers knallen! Als Produzent David Heyman auf der Suche nach einem Filmstoff für Kinder 1997 auf den ersten Roman "Harry Potter and the Philosopher's Stone" der britischen Autorin J.K. Rowling aufmerksam gemacht wurde, war der globale Mega-Erfolg der Buchreihe noch nicht absehbar. In Großbritannien war der Roman ein Erfolg, in den USA aber kannte noch niemand den kleinen Zauberer. Und nicht wenige erwarteten, dass die sehr britische Geschichte in ihrer Popularität auch auf das Vereinigte Königreich beschränkt bleiben würde. Also erhielten Heyman und Warner Brothers die Verfilmungsrechte an den ersten vier Büchern ein Jahr später für den Schnäppchenpreis von 1 Million Pfund, umgerechnet knapp 2 Millionen Dollar.
Als es dann 2000 an die Dreharbeiten ging, war das "Harry Potter"-Phänomen schon in vollem Gange, allein für die Hauptrolle waren 40 000 Bewerbungen eingegangen, und die Bekanntgabe, wer Harry, Ron und Hermine spielen würde, wurde zum Medienereignis. Zwar hatten Warner die Rechte im Nachhinein günstig erhalten, dafür hatte sich Rowling aber auch weitgehende Mitsprache vertraglich zusichern lassen: So konnte sie über die Auswahl von Regisseur, Drehbuchautor und Schauspielern mitentscheiden. Grundsätzlich setzte sie durch, dass britische Schauspieler besetzt wurden (es gab kleine Ausnahmen wie Richard Harris, der Ire war) und dass in dieser amerikanischen Produktion britisches Englisch gesprochen wurde. Die britische Filmindustrie konnte mit Warner aushandeln, dass die Produktion nach Großbritannien vergeben wurde.
Bei der Auswahl der Regisseure waren von Steven Spielberg über Tim Robbins bis Wolfgang Petersen so gut wie alle Namen im Rennen; interessanterweise votierte J.K. Rowling für Terry Gilliam - diesen "Harry Potter" hätte man gerne mal gesehen! Doch Warner setzten sich mit einer risikolosen Besetzung durch: Chris Columbus wurde aufgrund seiner familienfreundlichen Filme wie "Kevin allein zu Haus" und "Mrs. Doubtfire" ausgewählt. Steve Kloves, der gerade das Drehbuch zu "Wonder Boys" geschrieben hatte, wählten die Produzenten als Drehbuchautoren.
Columbus und Kloves im Verband mit Rowling hatten nur ein Ziel: Das Buch so werkgetreu wie möglich zu verfilmen. Zur Seite standen ihnen dabei nicht nur die erste Garde britischer Schauspieler - wobei die Kinder bis auf Daniel Radcliffe und Tom Felton, der Draco Malfoy verkörperte, noch über keinerlei Schauspielerfahrung verfügten -, sondern auch eine Crew voller "Oscar"-Preisträger und -Nominierter: Kameramann John Seale ("The English Patient"), Komponist John Williams ("Star Wars"), Ausstatter Stuart Craig ("The English Patient") und Kostumbildnerin Judianna Makovsky ("Pleasantville").
Die Dreharbeiten fanden in den Leavesden Studios in Hertfordshire, in London und an verschiedenen Drehorten in England und Schottland statt. Drehorte wie die Große Halle von Hogwarts oder die Winkelgasse entstanden komplett im Studio. Ergänzt wurde das Ganze in der Postproduktion durch 600 Spezialeffekte, zu denen mehrere Firmen beitrugen.
Die Sorgfalt und die Qualität vor und hinter der Kamera machten sich bezahlt: Der Fantasy-Film ist großartig anzuschauen und schafft es, zweieinhalb Stunden in eine andere Welt zu entführen. Aber das sklavische Halten an den Buchtext hat auch seinen Preis: Während es Fans der Vorlage freuen dürfte, dass Columbus und Kloves sich bemühen, möglichst alles unterzubringen, wirkt der Film für andere wie eine Nummernrevue, in der ein Punkt nach dem anderen abgehakt wird. Nichtleser dürften Schwierigkeiten haben zu verstehen, warum gerade ein Handlungspunkt wichtiger als ein anderer ist. "Der Film gibt ständig Vollgas, damit er sein Pensum schafft", meinte Kritiker Harald Martenstein im "Tagesspiegel".
Doch solche Einwände zählten wenig: Potter-Mania war schon im vollen Gange, als dieser erste Film der letztlich achtteiligen Reihe im November 2001 in die Kinos kam - besonders in Deutschland: Die 2,59 Millionen Besucher zum Eröffnungswochenende sind bis heute nicht übertroffen. Weltweit wurde "Harry Potter and the Philosopher's Stone" der erfolgreichste Film des Jahres und setzte dabei knapp eine Milliarde Dollar um - bei Produktionskosten von 125 Millionen Dollar. Von allen Potter-Filmen verbuchte er die meisten Zuschauer und wurde für drei "Oscars" nominiert: Für die "Beste Musik", für die "Besten Kostüme" und für die "Beste Ausstattung".
Ein amerikanischer Zuschauer schreibt: "Ich bin niemand, der einem Hype verfällt, und ich mag auch keine Großproduktionen. So habe ich lange alles rund um Harry Potter gemieden. Aber da ich niemanden finden konnte, der etwas Schlechtes über den Film zu sagen hatte, habe ich mich entschieden, ihn mir doch anzusehen - und Junge, wurde ich überrascht! Die Geschichte ist sehr gut erzählt, die jungen Darsteller erfrischend und voller Energie, und die Kulissen, Kostüme und Effekte zählen zum Besten, das ich je gesehen habe. Harry Potter ist ein Mega-Film, der endlich mal den Hype um ihn herum rechtfertigt und zugleich den Titel eines 'Muss man gesehen haben'-Streifens verdient."
"Good Kill", 3sat, 22:35 Uhr
Ein Familienvater (Ethan Hawke) beginnt die Ethik seiner Arbeit als Drohnenpilot zu hinterfragen.
Der neuseeländische Regisseur und Drehbuchautor Andrew Niccol ("Seelen") arbeitete bei diesem zum Nachdenken anregenden und zeitgemäßen Drama zum dritten Mal nach "Gattaca" und "Lord of War" mit Ethan Hawke zusammen, der hier mit einer starken Leistung glänzt und das belastete Gewissen eines Kriegers ohne Krieg hervorragend zum Ausdruck bringt.
Trotz guter Kritiken kam die kleine Independent-Produktion aus dem Jahr 2014 kaum in die Kinos, auch in Deutschland debutierte sie lediglich auf Disc.
Kritiker John Hanlon schrieb: "Dieser gedankenvolle Film setzt sich mit echten und legitimen Fragen über Drohnenangriffe auseinander und lässt klugerweise das Publikum seine eigenen Antworten finden."
"Tödliche Entscheidung", ARD, 01:15 Uhr
Zwei Brüder (Ethan Hawke und Philip Seymour Hofman) organisieren den Raub auf das Juwelengeschäft ihrer Eltern (Rosemary Harris und Albert Finney), der entsetzlich schief läuft und die gesamte Familie in den Abgrund zieht.
"Before the Devil Knows You're Dead" (so der Originaltitel) ist der letzte Film des 2011 verstorbenen Regisseurs Sidney Lumet ("Die zwölf Geschworenen"), der seit Ende der Fünfziger Filmgeschichte geschrieben hatte. Mit diesem Kriminalfilm verabschiedete sich der damals 82-Jährige mit einem würdigen Schwanengesang. Die in New York City und Umgebung für 18 Millionen Dollar gedrehte Independent-Produktion erhielt sehr gute Kritiken und landete auf vielen Bestenlisten des Jahres 2007. Sie lief aber nur in wenigen Kinos und spielte weltweit bloß 25 Millionen Dollar ein.
Und Lumet bewies, dass man nie zu alt für etwas Neues ist und drehte erstmals auf HD Video. Er positionierte sich gegen Filmemacher wie Christopher Nolan und Quentin Tarantino, die noch immer Zelluloid die Stange halten, nannte das Drehen auf Film "nervig" und prophezeite, dass bald alle Filmemacher auf digitale Bilder wechseln würden.
Der Originaltitel "Bevor der Teufel weiß, dass du tot bist" entstammt einem irischen Trinkspruch: "May your glass be ever full. May the roof over your head be always strong. And may you be in heaven half an hour before the devil knows you're dead." (Mag dein Glas immer voll sein, das Dach über deinem Kopf immer stabil und magst du im Himmel sein, eine halbe Stunde bevor der Teufel weiß, dass du tot bist.)
Kritiker Jeff Vice lobte: "Dies ist einer der herzzerreißendsten Filme der letzten Zeit, der ein echt niederschlagendes Ende bereit hält."
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