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The Insider mit Russell Crowe
The Insider mit Russell Crowe
© Constantin Film

TV-Tips für Samstag (17.9.): Whistleblower Russell Crowe lebt gefährlich

ARD zeigt "Insider"

Sat1 verabreicht am Samstagabend eine sehenswerte Doppeldosis "Mission: Impossible", doch der beste Spielfilm des Abends lässt länger auf sich warten: Die ARD strahlt im Nachtprogramm das nach wahren Begebenheiten geschilderte Drama "Insider" aus, in dem Whistleblower Russell Crowe sich mit der Zigarettenindustrie anlegt.

"Mission Impossible - Phantom Protokoll", Sat1, 20:15 Uhr

Die Impossible Mission Force wird aufgelöst, als sie verdächtigt wird, in einen Bombenanschlag im Kreml verwickelt zu sein. Ethan Hunt (Tom Cruise) und sein neues Team müssen untertauchen und versuchen, die Unschuld ihrer Organisation zu beweisen.

Mit Brad Bird zeigten Paramount Pictures beim vierten Teil der seit 1996 laufenden "Mission: Impossible"-Reihe Mut zu einer ungewöhnlichen Wahl für den Regie-Posten, denn der Filmemacher hatte noch nie einen Realfilm inszeniert, sondern bis dahin nur Animationsstreifen für Pixar wie "Ratatouille" verantwortet. Doch die Wahl erwies sich als goldrichtig: Bird lieferte Popcorn-Kino vom Allerfeinsten. Elegant, schnell und voller packender Sequenzen. Der Regisseur zeigte sich der Mega-Produktion, der ein Budget von 145 Millionen Dollar zur Verfügung stand und die in Mumbai, Prag, Moskau, Vancouver, Bangalore und Dubai gedreht wurde, vollkommen gewachsen.

Dabei war nach dem mäßigen Erfolg von "Mission: Impossible 3" fünf Jahre zuvor nicht mal klar gewesen, ob die Serie überhaupt weitergeführt werden sollte. Paramount machten ihren Hauptdarsteller für die enttäuschenden Ticketverkäufe verantwortlich, nachdem der damals 43-Jährige durch sein Verhalten (unter anderem gab er 2005 für Katie Holmes eine Liebeserklärung auf dem Sofa hüpfend bei Oprah Winfrey ab) zu einer Witzfigur im Internet geworden war. Die Rede von Brad Pitt als Cruise-Ersatz machte die Runde.

Doch schließlich blieb man beim Bewährten, und Cruise absolvierte wieder seine Stunts selbst - wobei er bei der spektakulären Szene an der Glasfassade des Burj Khalifa-Hochhauses in Dubai mit Seilen gesichert war, die dann in der Nachbearbeitung von Industrial Light & Magic digital aus dem Bild retuschiert wurden - und sollte dann nach dem Mega-Erfolg von "Mission: Impossible - Ghost Protocol" natürlich nicht mehr in Frage gestellt werden. Der Thriller wurde weltweit der fünfterfolgreichste Film des Jahres und erhielt fast ausnahmslos begeisterte Kritiken.

Rezensent Justin Craig lobte für Fox News: "Mit seiner exotischen Reise um die Welt, dem unterhaltsamen Drehbuch, witzigen Dialogen und spektakulären Stunts ist dieser Film ein Adrenalin-Rausch im Großformat."



"Mission: Impossible 3", Sat1, 22:50 Uhr
Agent Ethan Hunt (Tom Cruise) legt sich mit einem gefährlichen und sadistischen Waffenhändler (Philip Seymour Hoffman) an, der daraufhin sein Leben und das seiner Verlobten (Michelle Monaghan) bedroht.

Der "Mission: Impossible"-Teil, der ein bisschen als der "verlorene" gilt und sicherlich nicht die einfachste Entstehungsgeschichte hatte. Würde er heute veröffentlicht, wären die Chancen gut, dass er der erfolgreichste der Reihe würde, denn der Name J.J. Abrams - auch wenn er damals schon einen guten Klang hatte - dürfte nach seinen "Star Trek" und "Star Wars: The Force Awakens" für eine ganz andere Aufmerksamkeit sorgen.

Abrams war indes sogar erst die dritte Wahl für das Regiestühlchen. 2002 hatten Paramount Pictures David Fincher ("Gone Girl") engagiert, um den Faden nach dem erfolgreichen, zwei Jahre zuvor veröffentlichten Teil weiterzuspinnen. Angestrebt wurde eine Premiere für 2004. Doch Fincher stieg bald wieder aus dem Projekt aus, genervt von den vielen Einmischungen der Paramount-Manager, die genaue Vorstellungen hatten, wie der Thriller auszusehen hatte, die sich aber nicht mit Fincher's deckten.

Das Gleiche passierte auch mit der zweiten Wahl: Nach 15 Monaten Vorproduktion verabschiedete sich Joe Carnahan ("The Grey"), der ebenfalls "künstlerische Meinungsverschiedenheiten" anführte. Das war im Juli 2004 und der Premierenstart damit hinfällig. Nun wandte sich Tom Cruise an J.J. Abrams, dessen Fernsehserie "Alias", deren zwei Staffeln er in einem Rutsch angesehen hatte, ihn begeisterte. Da Abrams aber noch vertraglich gebunden war, konnten die Arbeiten erst 2005 beginnen. Cruise nutzte die frei gewordene Zeit, um mit Steven Spielberg "War of the Worlds" zu drehen. Andere Schauspieler konnten nicht so lange warten: Kenneth Branagh, Carrie-Anne Moss und Scarlett Johansson stiegen aus.

Gedreht wurde im Sommer 2005 für 150 Millionen Dollar in Rom und Caserta, Shanghai und Xitang, Berlin sowie in den US-Bundesstaaten Kalifornien und Virginia. Abrams bewies, dass er einem großen Sommer-Popcorn-Streifen gewachsen war: Schnell, mit staunenswerten Stunts und Spezialeffekten war dieser "M:I" alles, was sich Action-Fans wünschen durften.

Als der Streifen dann ein Jahr später in die Kinos kam, traf er trotz guter Kritiken allerdings auf ein schwieriges Umfeld, was mit dem Hauptdarsteller zu tun hatte. Tom stand wegen seiner Scientology-Zugehörigkeit schwer im Kreuzfeuer, inklusive Boykott-Aufrufen gegen sein Werk. Wohl auch deshalb blieb der Action-Kracher mit 398 Millionen Dollar deutlich hinter dem Umsatz der ersten beiden Teile zurück, was nichtsdestotrotz ein Riesenerfolg war.

Kritiker Jeffrey Lyles lobte: "Abrams' 'Alles steht auf dem Spiel, jede Sekunde zählt'-Tempo treibt Tom Cruise zur Höchstleistung und führt mühelos zum besten puren Action-Teil der Reihe."



"Insider", ARD, 01:15 Uhr
Ein Chemiker (Russell Crowe) gerät im Privat- und Berufsleben unter Druck, als er sich entscheidet, in der CBS-Sendung "60 Minutes" aufzutreten, um seinen ehemaligen Arbeitgeber, die Zigarettenfirma Brown & Williamson, zu beschuldigen, ihre Produkte extra mit suchtfördernden und krebserregenden Stoffen anzureichern.

Im Feburar 1996 erschien Jeffrey Wigand im Fernsehen, um als Insider zum Whistleblower zu werden. Der damals 52-Jährige packte über die Praktiken der Tabakindustrie aus, Zigaretten extra mit Substanzen anzureichern, die suchterzeugend waren. Das gefiel Big Tabacco natürlich nicht, und Wigand erklärte, er habe sogar anonyme Todesdrohungen erhalten. Drei Monate später schilderte Marie Brenner in ihrem Artikel "The Man Who Knew Too Much" in der Zeitschrift "Vanity Fair" die ausführlichen Hintergründe, die dann Regisseur und Drehbuchautor Michael Mann ("Heat") zur Grundlage seines viel gerühmten Dramas machte.

"The Insider" erzählt dabei nicht nur vom persönlichen Kampf von Wigand, der auch sein Familienleben beeinträchtigt, sondern in gleichen Teilen von den Auseinandersetzungen des Journalisten Lowell Bergman (Al Pacino), der diese Geschichte bei "60 Minutes" mitsamt eines Interviews mit Wigand veröffentlichen will und sich mit der CBS-Chefetage auseinander setzen muss, die aus kommerziellen Interessen das Interview zunächst nicht ausstahlen wollte.

Mann bereitete sich gewissenhaft auf die Walt Disney-Produktion vor, las Ordnerweise Dokumente über die Vorgänge: Eidesstattliche Aussagen, Nachrichtenberichte und Mitschriften von "60 Minutes". Auf die Mithilfe von Jeffrey Wigand selbst konnte der Filmemacher nicht zählen. Der Chemiker hatte eine Verschwiegenheitsklausel unterzeichnet, an die er sich zu halten gedachte.

Für die Rolle von Wigand hatte Mann Val Kilmer vorgesehen, doch Produzent Pieter Jan Brugge schlug den Australier Russell Crowe vor, der ihn ein Jahr zuvor in "L.A. Confidental" überzeugt hatte. Tatsächlich konnte Crowe Michael von sich überzeugen, obwohl er mit damals 34 Jahren rund 20 Jahre jünger als Wigand war und sich sein Haar färben, Gewicht zulegen und jeden Tag auf alt schminken lassen musste.

Das Engagement von Crowe machte sich bezahlt, dieser zahlte das Vertrauen mit einer bravourösen Leistung innerhalb eines sowieso schon starken Ensembles zurück. Das intelligente, brillant photographierte und packende Drama muss gar keine Action einstreuen, um die Spannung deutlich zu machen, die sich durch die strukturelle Gewalt und die Manipulationsmacht der Medien aufbaut.

"The Insider" erhielt 1999 fast ausschließlich hymnische Besprechungen und sieben "Oscar"-Nominierungen für den Film, die Regie, das Drehbuch, Hauptdarsteller Russell Crowe, die Kamera, den Schnitt und den Ton. In jenem Jahr gab es indes kein Vorbeikommen an "American Beauty".

Einen Wermutstropfen gab es allerdings: Das Publikum interessierte sich nicht besonders für die 68 Millionen Dollar teure Produktion, die mit weltweit nur 60 Millionen Dollar Umsatz trotz all der Elogen in den Medien schwer floppte.

Ein kanadischer Zuschauer lobt: "Bei diesem Film bin ich mit Kopfschmerzen aus dem Kino gekommen, so intensiv hatte ich die Geschichte miterlebt. Michael Mann ist einer der wenigen Regisseure, die ein so tiefes Verständnis für den Figuren und deren Umstände aufbringen, dass er es schafft, einen Realismus auf die Leinwand zu bringen, der schwer zu übertreffen sein dürfte. Dieser Streifen ist etwas für ein Publikum, das geschickte schauspielerische Leistungen und Regie sowie ein zurückhaltendes und erwachsenenes Drehbuch zu schätzen weiß."



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