Die Fortsetzungen nehmen kein Ende, aber ab heute bekommen es die amerikanischen Kinobesucher mit zwei ganz speziellen Fällen zu tun. "Blair Witch" und "Bridget Jones's Baby" sind ziemliche Spätzünder. Ersterer kommt 17 Jahre nach dem Sensationserfolg "The Blair Witch Projekt" und 16 Jahre nach der 2000 hastig nachgeschobenen Katastrophe "Book of Shadows: Blair Witch 2". Letzterer erscheint 15 Jahre nach dem populären "Bridget Jones's Diary" und zwölf Jahre nach dem nicht ganz so populären "Bridget Jones: The Edge of Reason".
Nun ist die Frage, wie viel Lust nach über einem Jahrzehnt die Zuschauer auf einen Nachschlag Horror und Komödie haben. Und wird eine neue Generation jugendlicher Kinozuschauer den unheimlichen Wald oder das komplizierte Single-Leben einer inzwischen 46-Jährigen ganz neu erleben wollen?
Die Analysten rechnen auf jeden Fall nicht damit, dass die Neuankömmlinge, zu denen auch noch Oliver Stone's "Snowden" zählt, die Charts-Spitze werden erobern können, denn nach seinem guten Start letzte Woche hat Tabellenführer "Sully" unter der Woche hervorragende Umsätze generiert. Der Tom Hanks-Streifen wird wohl mit 23 Millionen Dollar die Nummer eins bleiben.
Dahinter erwarten die Branchenkenner "Blair Witch". Nach den akutellen Erfolgen von Horrorfilmen wie "Lights Out" und "Don't Breathe" rechnet man mit über 20 Millionen Dollar für die Lionsgate-Produktion, was locker für die Silbermedaille reichen sollte. Mit 3121 Kinos hat der Streifen von Horror-Spezialist Adam Wingard ("The Guest") die meisten Leinwände unter dem Neustartertrio eingeräumt bekommen, allerdings damit noch rund 400 weniger als Spitzenreiter "Sully". Die Kritiken für "Blair Witch" sind schwach; die Rezensenten monieren, dass es sich hier im Grunde nur um den ersten Film in schlecht handelt. Erste Publikumsreaktionen sind ebenfalls negativ, aber in den Sozialen Medien und im Internet ist das Werk sehr präsent. Während es sich bei "Lights Out" und "Don't Breathe" um Qualitätsfilme handelt, die für Wiederholungsseher und Mundpropaganda gesorgt und damit zu guten Geschäften geführt haben, sollte diese nur 5 Millionen Dollar teure Produktion ein "One Weekend Wonder" bleiben.
Branchenkenner rechnen mit bloß 14 Millionen Dollar für die britische Komödie "Bridget Jones's Baby", die mit 2927 Kopien ins Rennen geht. Vielleicht wird es aber doch ein bisschen mehr für die Universal Pictures-Produktion mit Renée Zellweger, die gute Besprechungen erhalten hat. Die Mehrheit der Kritiker findet den 35 Millionen Dollar teuren Film, bei dem die Britin Sharon Maguire, die einst den ersten "Bridget Jones" inszenierte, Regie geführt hat, nämlich sehr witzig und gelungen.
Wer sich erinnert, wie wenig Karten für Filmbiographien über Julian Assange in "The Fifth Estate" ("Inside Wikileaks") und Steve Jobs in "Steve Jobs" verkauft wurden, kann für den Thriller "Snowden", der die entscheidenden Wendungen im Leben des NSA-Angestellten und Informanten Edward Snowden darstellt, nicht viel Hoffnung haben. Prognostiziert sind für die 40 Millionen Dollar teure Open Road-Produktion dann auch lediglich 7 Millionen Dollar. Mit Oliver Stone steht zwar ein namhafter Regisseur auf den Plakaten, und die Besetzung rund um Joseph Gordon-Levitt ist mit unter anderem Shailene Woodley, Melissa Leo, Tom Wilkinson, Nicolas Cage, Zachary Quinto, Rhys Ifans und Timothy Olyphant sehr namhaft. Aber um einen Eindruck beim Publikum hinterlassen zu können, benötigte "Snowden", der über 2443 Leinwände flackern wird, bessere Kritiken und Mundpropaganda.