Das Angebot an deutschen Filmen in den hiesigen Filmtheatern war zuletzt dünn. Das ändert sich heute spektakulär mit einem Doppelschlag zweier sehenswerter heimischer Produktionen: Karoline Herfurth gibt ihr unterhaltsames Regiedebut mit der Komödie "SMS für Dich", und Fatih Akin kehrt mit der famosen Bestseller-Verfilmung "Tschick" zurück.
"SMS für Dich"
Komödie
Deutschland
107 Minuten
FSK 0
Deutsche Liebeskomödie über eine trauernde junge Frau (Karoline Herfurth), die noch immer Liebes-SMS an die Handy-Nummer ihres verstorbenen Freundes schickt. Da die Nummer neu vergeben wurde, bekommt ein Sportjournalist (Friedrich Mücke) die Nachrichten. Dieser macht sich auf die Suche nach der Absenderin. Die Schauspielerin Karoline Herfurth gibt mit diesem Spielfilm, zu dem sie auch das Drehbuch geschrieben hat, ihr Regiedebut. Sie hat kein Geheimnis gemacht - und der Titel verrät es auch schon -, dass US-Komödien á la "E-Mail für Dich" ihr Vorbild sind.
Und da macht Herfurth sozusagen eine gelungene Mimickry und legt eine freundliche, witzige, indes völlig überraschungsarme eigene Version vor, die immens von der Spielfreude des exzellenten Ensembles profitiert und den Kitschgehalt dankenswerterweise minimal hält. Die Kritiken für die Warner Brothers-Produktion sind gut, dem schließt sich auch unser Kollege Andreas Köhnemann an: "Sowohl vor als auch hinter der Kamera zeigt Karoline Herfurth eine reife Leistung. Ihr Regiedebüt steht in der Tradition von US-RomComs und hat doch einen eigenen Charme – nicht zuletzt dank des harmonisch aufspielenden Ensembles." Unsere Empfehlung: Reingehen!
"The Purge: Election Year"
Horror
USA
109 Minuten
FSK 16
US-Horrofilm und dritter Teil der "Purge"-Reihe: Im Amerika des Jahres 2025 gibt es einmal jährlich eine Nacht, in der keinerlei Gesetze gelten. Weder Mord noch andere Untaten werden bestraft. Als eine Politikerin (Elizabeth Mitchell) diese Gewaltorgie verbieten will, wird sie selbst zum Hauptziel des Massakers. Was im ersten Teil noch angedeutet, im zweiten deutlich gemacht wurde, wird im dritten Teil richtig politisch: Der "Purge Day" ist nichts Anderes als ein gegenseitiges Abschlachten der armen Schweine der Gesellschaft, an dem die obersten Zehntausend auch noch prächtig verdienen, während es wieder ein paar weniger Arbeitslose auf den Straßen gibt.
James DeMonaco, der auch die ersten beiden Teile inszeniert und geschrieben hat, hält seinen Film für schlauer, als er es letztlich ist. Subtil geht jedenfalls anders. Aber als ein garstig wirkungsvolles Kurzweil taugt seine Mischung aus starken Schocks und zeitgemäßen Themen immer noch allemal. Die Kritiken für die Universal Pictures-Produktion waren gemischt, die Zuschauer unzufrieden, aber ein Erfolg an den Kinokassen ist "Election Year" auf jeden Fall geworden.
"Tschick"
Drama
Deutschland
93 Minuten
FSK 12
Deutsches Drama und Mischung aus Jugendgeschichte und Roadmovie über einen 14-jährigen Außenseiter (Anand Batbileg) aus Berlin, der mit einem Klassenkameraden (Tristan Göbel) in einem gestohlenen Auto zu einer abenteuerlichen Reise durch die ostdeutsche Provinz aufbricht. Fatih Akin ("Gegen die Wand") ist wieder da - und wie! Lars Hubrich hat für ihn den gleichnamigen Erfolgsroman von Wolfgang Herrndorf aus dem Jahr 2010 adaptiert. Akin ist die Leinwandversion hervorragend gelungen: Er verknappt, wo es nötig ist. Er erfindet hinzu, was sinnvoll ist. Und er bleibt dabei Wort und Geist des Buches treu.
Die Kritiker loben die Studiocanal-Produktion über den grünen Klee - genauso wie unser begeisterter Rezensent Carsten Moll, der die Höchstwertung vergibt: Fünf von fünf Sternen! "Wie schon Wolfgang Herrndorf's Roman lebt der Coming-of-Age-Film von seinen lebensnahen Figuren sowie den starken Dialogen und bietet darüber hinaus eine mitreißende Erfahrung, wie sie wohl nur im Kino möglich ist", schwärmt er. Unsere Empfehlung: Reingehen!
"Entertainment"
Drama
USA
102 Minuten
FSK 16
US-Drama über einen depressiven Stand-up-Comedian (Gregg Turkington), der mit seinen vulgären und beleidigenden Scherzen beim Publikum nur schlecht ankommt. Während seiner Tour durch Kneipen und Clubs versucht er immer wieder, seine Tochter telefonisch zu erreichen. Der perfekte Programmkinofilm: Die Kritiker lieben ihn, das Publikum hasst ihn. Schon bei der Sundance-Premiere spaltete die Drop-Out Cinema-Produkton die Zuschauer. Regisseur und Drehbuchautor Rick Alverson hat hier Form und Inhalt perfekt verbunden: Sein Streifen ist genauso brillant und unangenehm konfrontierend wie der Protagonist selbst. Mit seiner cineastischen Misantropie, die Grenzen verwischt, wird "Entertainment" seinem Titel mehr als gerecht. Findet mit Vorbehalten auch unsere Kritikerin Bianka Piringer: "Trotz ihres depressiven Tonfalls verfügt die eigenwillig-schräge Geschichte auch über viel satirischen Biss."
"My First Lady"
Drama
USA
83 Minuten
FSK 6
Biographisches US-Drama über die ersten Begegnungen und den Beginn der Liebesbeziehung zwischen Barack Obama (Parker Sawyers) und seiner späteren Ehefrau Michelle (Tika Sumpter). Für sein Regiedebut hat sich Richard Tanne, der auch das Drehbuch geschrieben hat, ein ungewöhnliches Thema ausgesucht, denn die Obamas sind ja nun nicht gerade Personen der Zeitgeschichte, sondern residieren aktuell noch im Weißen Haus. Doch offensichtlich gibt auch dieser Stoff aus dem Jahr 1989 genügend her, wenn er wie hier mit unterhaltsamen Dialogen und starken Schauspielern unterfüttert wird. Ein echtes Date-Movie im doppelten Sinne. Die Presse beurteilt die Capelight Pictures-Produktion sehr positiv, während die Zuschauermeinungen gemischt sind. Unsere Rezensentin Bianka Piringer gefiel es nur mäßig: "Der dialoglastigen Inszenierung fehlt es leider an flirrender Romantik, so dass sie ihre Reize nur zögerlich offenbart."
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