"Rio 2", Sat1, 20:15 Uhr
Blu (Stimme von David Kross), Jewel (Stimme von Johanna Klum) und ihre drei Kinder sind von Rio de Janeiro in die Wildnis des Amazonas umgesiedelt. Dort versucht Blu, seinen Platz zu finden, muss sich mit dem rachsüchtigen Nigel (Stimme von Christian Brückner) auseinander setzen und trifft seinen Schwiegervater (Stimme von Walter von Hauff).
Wie die Inhaltsangabe schon andeutet, hatten die nicht weniger als vier Drehbuchautoren zu diesem Animationsfilm Schwierigkeiten, dem mit 484 Millionen Dollar erfolgreichen "Rio" von 2011 eine erzählenswerte Geschichte hinzuzufügen. Der brasilianische Regisseur und Ideengeber Carlos Saldanha, der bereits den ersten Teil inszeniert hatte, bekam von 20th Century Fox den Auftrag, für 103 Millionen Dollar eine Fortsetzung zu zaubern, deren Existenz besonders durch den Premierentermin kurz vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien begründet schien.
Wie im ersten Part liehen im Original Jesse Eisenberg und Anne Hathaway ihre Stimmen, und wie bei den meisten Fortsetzungen nimmt der Streifen das Grundmuster des Vorgängers und weitet es aus. In diesem Fall heißt das, dass das Geschehnen auf der Leinwand noch emsiger, noch bunter und letztlich auch ermüdender auf jeden Zuschauer jenseits der kindlichen Zielgruppe wirkt. Das wieder wunderschön computeranimierte Werk übertraf trotz nur gemischter Kritiken den Erfolg des Vorgängers mit weltweit einer halben Milliarde Dollar sogar noch.
Kritikerin Nell Minow schrieb für "Beliefnet": "Auch wenn der Film schwer in die Gänge kommt und manchmal zu viele Ideen auf einmal übereinander häuft, ist dieses Sequel fröhlich und unterhaltsam, mit Musical-Nummern, die den Regenwald rocken."
"The Hurt Locker", Pro7, 23:45 Uhr
Während des Irak-Kriegs legt sich ein dem Bombenentschärfungs-Team neu zugeteilter Sergeant (Jeremy Renner) durch seine eigenwillige Arbeitsweise mit seinen Kollegen an.
Der Triumph von "The Hurt Locker" bei den Academy Awards 2009 über den Giganten "Avatar" ist sicherlich eine der größten "Oscar"-Überraschungen. Nicht nur, dass der Film als solcher gewann, auch Regisseurin Kathryn Bigelow ("Zero Dark Thirty") wurde als erste Frau in der 82-jährigen Geschichte der Filmpreise ausgezeichnet. Manche meinten, die Academy-Mitglieder hätten ihrem Ex-Mann, dem nicht allseits beliebten "Avatar"-Regisseur James Cameron, eins auswischen wollen. Aber an der schieren Qualität dieses Dramas, das sich in den fast durchgängig hymnischen Besprechungen, den über 100 Preisen und noch weiteren über 100 Nominierungen sowie dem Auftauchen auf fast jeder Jahresbestenliste der Filmjournalisten manifestierte, war eben auch schwer vorbeizukommen.
Dennoch sprach viel gegen die für insgesamt neun "Oscars" nominierte Independent-Produktion. An den Kinokassen war das 15 Millionen Dollar teure Werk in den USA mit nur 17 Millionen Dollar Umsatz gefloppt. Weltweit kamen nur 49 Millionen Dollar zusammen. Kein "Oscar"-Film hat so wenig verdient wie "The Hurt Locker". Und sein Produzent Nicolas Chartier schien seinem Streifen im Vorfeld der Verleihung einen Bärendienst erwiesen zu haben, als er etwas zu aggressiv Werbung machte und in einer e-mail die Academy-Mitglieder bat, für "The Hurt Locker" und "nicht für einen 500 Millionen Dollar-Film", also "Avatar", zu stimmen. Als Konsequenz lud man Chartier von der Preisverleihungsgala aus.
Doch am 7. März 2010 lief es dann wider Erwarten prächtig für den Außenseiter. Nur Hauptdarsteller Jeremy Renner, Kameramann Barry Ackroyd und Komponist Marco Beltrami gingen leer aus; neben den Produzenten und der Regisseurin gab es Goldjungen für das Originaldrehbuch von Mark Boal ("Zero Dark Thirty"), den Schnitt, die Tonmischung und den Tonschnitt.
Es war der Lohn für ein mit viel Herzblut umgesetztes Projekt, bei dem Bigelow ihre Vision einer authentischen Wiedergabe eines Einsatzes in einem Kriegsgebiet so weit wie möglich hatte umsetzen können. Zwar musste sie ihr Vorhaben, gar vor Ort im Irak zu drehen, aus Sicherheitsgründen aufgeben, aber auch Jordanien - einige Kilometer von der irakischen Grenze entfernt - gab mit seiner Hitze, seinem Staub und den irakischen Geflohenen als Statisten einen realistischen Schauplatz ab.
Dort ließ die Filmemacherin, deren erstes Projekt seit fünf Jahren und dem gefloppten Harrison Ford-Thriller "K-19" dies war, oft mehrere Kameras gleichzeitig laufen, so dass am Ende rund 200 Stunden Material zusammen kamen, für dessen Schnitt die Cutter Bob Murawski und Chris Innis acht Monate benötigten. Heraus kam ein gut gespielter, intensiv gefilmter und mit Action angefüllter Streifen, der eine der besten Dramatisierungen des Irak-Kriegs darstellt.
Bigelow's Interesse an der Geschichte hatte Drehbuchautor Boal geweckt, der 2004 als freiberuflicher Journalist für zwei Wochen mit der Armee im Irak unterwegs gewesen war. Er wollte einen Film aus Sicht der einfachen Soldaten zeigen. Ob die Geschehnisse auf der Leinwand dann der Realität entsprachen, war umstritten. Viele Kriegsveteranen kritisierten den Film als "absurd", einige priesen aber die Atmosphäre.
Das Wort "Hurt Locker" lässt sich nicht direkt ins Deutsche übersetzen, weshalb der Verleih wohl auch den tranigen Titel "Tödliches Kommando" wählte. Im Film ist es der Soldatenjargon für einen Ort, an dem man seinen Schmerz wegsperrt.
Kritiker Drew McWheeny schrieb für "Hit Fix": "Der Film funktioniert so gut, weil er nicht versucht, irgendeinen falschen Erzählbogen zu erfinden, um die ganze Sache daran aufzuhängen. Dieser Streifen ist statt dessen ein Stück aus dem wahren Leben und dabei sehr beobachtend."
"Der Mann mit dem goldenen Colt", ZDF, 01:00 Uhr
James Bond (Roger Moore) wird glauben gemacht, dass er vom teuersten Auftragsmörder der Welt (Christopher Lee) ins Visier genommen wird, während er neuralgische Solarzellentechnolgie wieder zu finden versucht, die an den höchsten Bieter verkauft werden soll.
1973 war Roger Moore's Debut mit dem mega-erfolgreichen "Live and Let Die" spektakulär geglückt, und die Produzenten Albert Broccoli und Harry Saltzman verloren keine Zeit, 007 gleich ins nächste Abenteuer zu schicken. Bereits ein Jahr später feierte "The Man with the Golden Gun" Premiere, und das, obwohl es Probleme mit dem Drehbuch gegeben hatte.
Die Produzenten hatten die Verfilmung des zwölften James Bond-Romans von Ian Fleming, der erst 1965 und damit nach dessen Tod veröffentlicht worden war, eigentlich schon nach "You Only Live Twice" von 1967 verfilmen wollen, aber das Projekt verschob sich nach hinten, so dass "The Man with the Golden Gun" erst als neuntes 007-Opus verwirklicht werden konnte. Wie bei den beiden Vorgängern "Diamonds Are Forever" und "Live and Let Die" schrieb Tom Mankiewicz das Drehbuch, konnte sich aber nicht mit Regisseur Guy Hamilton ("Goldfinger") einigen, so dass der 007-Veteran Richard Maibaum, der die ersten sechs James Bond-Skripts verfasst hatte, zurückgeholt wurde, um die Arbeit zu beenden. Ironie der Geschichte: Drei Jahre zuvor war Maibaum bei "Diamonds Are Forever" von Mankiewicz abgelöst worden, weil man mit seiner Arbeit nicht zufrieden gewesen war.
Die Romanvorlage spielt auf Jamaika. Da man die Karibik aber schon in "Dr. No", "Thunderball" und gerade in "Live and Let Die" als Handlungsort genutzt hatte, wurde die Geschichte in den Fernen Osten verlegt, was sich auch deshalb anbot, weil man durch das recht unmotivierte Einbauen von Martial Arts-Szenen auf der seit zwei Jahren populären Martial Arts-Welle segeln konnte, ähnlich wie das Anhängen an die Blaxploitation-Welle ein Jahr zuvor bei "Live and Let Die".
Gedreht wurde für 7 Millionen Dollar in den Londoner Pinewood-Studios, in Hongkong, Macau und Thailand. Die Rolle des Schurken Scaramanga war für Jack Palance vorgesehen, der jedoch absagte, so dass Christopher Lee zum Zuge kam, der für seine Leistung wesentlich mehr Lob einheimsen sollte als Moore. Bei den weiblichen Rollen besetzte man wieder mehr mit dem Auge und engagierte die beiden schwedischen Models Britt Ekland und Maud Adams.
"The Man with the Golden Gun" ist nicht nur mit seinen Martial Arts-Einlagen ein Film seiner Zeit, sondern auch die Ölkrise von 1973 spielt eine gewichtige Rolle. Neben einigen spektakulären Stunts wie dem sich in der Luft um die eigene Achse drehenden Auto leidet dieser mittelprächtige britische United Artists-Thriller allerdings an einem Allzuviel an schlüpfrigen Dialogen, bemerkenswert fehlenden Gadgets und einem schwachen Roger Moore.
Mit weltweit 98 Millionen Dollar - das wären heute 448 Millionen Dollar - wurde auch dieser 007 ein riesiger Erfolg an den Kinokassen, blieb aber deutlich hinter "Live and Let Die" zurück, der fast das Doppelte eingespielt hatte. Insgesamt überwog bei Kritik und Beteiligten die Enttäuschung über einen Part der Reihe, den Fans noch heute zu den schwächsten zählen.
"The Man with the Golden Gun" sollte der letzte 007 sein, den das Erfolgsduo Albert Broccoli und Harry Saltzman gemeinsam produzierte. Um seine finanziellen Probleme zu lösen, verkaufte Saltzman seine Rechte an James Bond an Broccoli, der fortan alleine produzierte. Aktuell übersieht dessen Tochter Barbara die 007-Produktionen.
Ein amerikanischer Zuschauer findet: "Dieser Bond mag nicht all die Sachen aufbieten, die man von der Reihe erwartet, aber die Handlung ist realistischer als in den meisten anderen Bond-Filmen mit ihren größenwahnsinnigen Über-Schurken. Hier ist Bond, was er in den Romanen ist - ein Spion und ein Attentäter."
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