Nachdem sich britische Veteranenverbände und die Presse über die
Pläne von Miramax erregten, den Film "The Colditz Story" von 1955
neu aufzulegen, haben sich nun auch Franzosen der Kritik
angeschlossen.
Nachdem sich britische Veteranenverbände und die Presse über die
Pläne von Miramax erregten, den Film "The Colditz Story" von 1955
neu aufzulegen, haben sich nun auch Franzosen der Kritik
angeschlossen. Man fürchtet, dass die Amerikaner einmal mehr
Geschichte umschreiben, um sich selbst zu feiern. "The Colditz
Story" handelt von einem deutschen Kriegsgefangenenlager im Zweiten
Weltkrieg auf dem Schloss in Colditz, das in der Nähe von Leipzig
liegt. In dieses Internierungslager kamen die "Härtefälle" -
Gefangene, die durch Ausbruchsversuche auffällig geworden waren.
Von etwa 1500 Häftlingen auf Colditz konnten zwischen 1940 und 1945
nur 18 fliehen: Sechs Briten, sechs Niederländer und sechs
Franzosen. Der Film basierte auf dem Buch von Pat Reid, der zu
denen gehörte, denen die Flucht aus Schloss Colditz gelungen war.
Miramax will diese Geschichte nun mit Tom Cruise ("Magnolia"), Matt
Damon ("Dogma") und Ben Affleck ("Dogma") verfilmen. Man kann ja
gegen diese Drei viel einwenden, aber sie sind definitiv keine
Briten, Niederländer oder Franzosen. Und genau das beunruhigt die
Veteranenverbände: Eine Verfälschung der Geschichte, die ihren
Anteil schmälert und die Amerikaner wieder zu Helden stilisiert,
auch wenn nie einem US-Soldat die Flucht aus Colditz gelang, weil
überhaupt nur wenige dort inhaftiert waren. Aber die Franzosen
wissen auch, dass sich Amerika von niemand etwas sagen oder gar
verbieten lässt, deshalb setzt Leonce Petitcolin, ein Franzose, der
in Colditz saß, bevor er in ein anderes Lager gebracht wurde, aus
dem er prompt entwischte, auf Wandel durch Annäherung: "Machen wir
uns nichts vor: Hollywood hat die Rechte gekauft, niemand wird sie
hindern können. Sie machen sehr gute Action-Filme. Statt dass wir
uns ihnen widersetzen, sollten wir ihnen unsere Hilfe anbieten und
versuchen, sie weg von Phantastereien hin zu den historischen
Tatsachen zu lenken." Andere sind nicht so optimistisch. Alain Le
Ray, dem als Leutnant der erste erfolgreiche Ausbruch im April 1941
gelang und der später eine Schlüsselrolle im Widerstand in den
französischen Alpen einnahm, meint: "Ich bin nicht begeistert
darüber, was Hollywood vorhat. Ich bin sehr dafür, dass wir
verhindern, dass etwas Lächerliches entsteht, aber leider haben wir
alle nicht mehr so viel Kraft." Der Mann ist 90 Jahre alt.