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Graham Chapman in Das Leben des Brian
Graham Chapman in Das Leben des Brian
© Sony Pictures

TV-Tips für Sonntag (14.8.): Nicht der Messias, nur ein sehr ungezogener Junge...

Arte zeigt Meisterwerk "Das Leben des Brian"

Am 18. August wird Robert Redford 80 Jahre alt - 3sat feiert den Schauspieler am Sonntagabend mit einem Spielfilm-Triple, von dem "Jenseits von Afrika" und "Barfuß im Park" sehenswert sind. Aber es ist keine Gotteslästerlichkeit, wenn man das Meisterwerk "Das Leben des Brian" der britischen Komikertruppe Monty Python im Arte-Hauptprogramm als Empfehlung des Abends nennt.

"Das Leben des Brian", Arte, 20:15 Uhr
Brian (Graham Chapman) wird im Stall in der selben Nacht in Bethlehem geboren, in der Jesus das Licht der Welt erblickt, und sein Leben lang mit diesem verwechselt.

Leider ist es 37 Jahre, nachdem diese umstrittene britische Komödie in die Kinos kam, heute noch mehr als damals so, dass solch eine Produktion wahrscheinlich gar nicht zustande käme, aus Angst vor radikalen, gewalttätigen Reaktionen religiös Verblendeter. Damals wurde Gewalt gegen Kinos, die den Streifen der britischen Komikertruppe Monty Python zeigten, nur angedroht. Heute muss man befürchten, dass in einer Zeit, in der anonyme, obskure Tweets im Internet Ende 2014 ausreichten, die alberne US-Komödie "The Interview" nicht anlaufen zu lassen, diese Gewalt auch tatsächlich ausgeübt werden könnte. Andererseits besitzt "Monty Python's Life of Brian" sowieso eine zeitlose Qualität, denn Bigotterie und religiösen Dogmatimus hat es immer gegeben und wird es wohl auch immer geben.

Den Pythons Graham Chapman, John Cleese, Terry Gilliam, Terry Jones, Eric Idle und Michael Palin war die potentielle Kontroverse ihres Werks sehr wohl bewusst. Sie entschieden sich dagegen, eine Verhohnepiepelung der Person Jesus zu drehen. "Was er gesagt hat, ist nichts, worüber man sich lustig machen könnte, sondern ziemlich anständige Sachen", meinte Idle. Aber die organisierte Religion, mit der keiner in der Gruppe etwas zu tun hatte, und die Leichtgläubigkeit der Menschen, die selbst ernannten Heiligen nur allzu bereitwillig folgen, wollte man sehr wohl ins Kreuzfeuer der Komikkritik nehmen. Dass dies letztlich zu solch harten Kontroversen bereits in der Vorproduktion sorgen sollte, die das ganze Projekt beinahe hätten platzen lassen, hatte sich aber wohl keiner des Sextetts ausgemalt.

"Monty Python's Flying Circus", die erfolgreiche und bahnbrechende BBC-Fernsehreihe, mit der die Gruppe bekannt geworden war, kam nach vier Staffeln 1974 zu einem Ende. Die Auflösungserscheinungen der Truppe waren durch den Abgang von John Cleese, der mit "Fawlty Towers" sein eigenes Projekt realisieren wollte, vor der vierten Staffel offensichtlich geworden. Doch für einen Kinofilm hatten sich Monty Python 1974 nochmals zusammen getan - und der enorme finanzielle Erfolg von "Monty Python and the Holy Grail" machte den Künstlern Appetit auf mehr.

1976 einigte man sich darauf, nach einem Ritter- nun einen Bibelfilm als Hintergrund für eine Komödie im Python-Stil zu verwenden. In bewährter Weise schrieben die Sechs zusammen oder getrennt über das Jahr 1977 an dem Drehbuch, das Anfang 1978 stand. EMI Films, die Produktionsgesellschaft, die "Holy Grail" finanziert hatte, sollte auch diesmal produzieren, doch zwei Tage vor dem geplanten Abflug von Besetzung und Stab zu den Drehorten in Tunesien machte das Studio einen Rückzieher. Der Vorstandsvorsitzende Bernard Delfont hatte das Drehbuch gelesen, empfand es als zu anstößig und zog die Finanzierungszusage kurzfristig zurück.

Damit war die Produktion in großen Schwierigkeiten, aber es kam ein deus ex machina: Eric Idle's Freund und Ex-Beatle George Harrison sprang mit umgerechnet 4 Millionen Dollar ein und gründete extra für den Film die Produktionsgesellschaft Handmade Films - "offenbar nur deshalb, weil er den Film sehen wollte", wie Idle meinte. "Die teuerste Eintrittskarte aller Zeiten", witzelte Terry Jones.

Letzterer übernahm die Regie. Bei "Holy Grail" hatte er zusammen mit Terry Gilliam inszeniert - eine Lösung, die nicht funktioniert hatte: Beide waren zu oft zeitraubend anderer Auffassung hinter der Kamera gewesen. Diesmal einigten sich die Beiden, dass Gilliam nur für das Produktions-Design und für die Animationen zuständig sein sollte. Dies funktionierte hervorragend: Jones hatte die teilweise wegen der Massenszenen anspruchsvollen Dreharbeiten hervorragend im Griff und übernahm während der reibungslos verlaufenden Produktion derweil wie seine Kollegen zahlreiche Rollen auch vor der Kamera.

In Tunesien konnte man die Kulissen und Requisiten der Fernsehserie "Jesus of Nazareth" aus dem Vorjahr nutzen, was die Produktion erleichterte und auch für glaubhafte Atmosphäre sorgte. "Wir wollten nicht nur ein paar Späße vor bemalten Kulissen in den Shepperton Studios filmen, sondern uns um Statisten bemühen, die wirklich wie Juden oder Araber aussahen, und um echte Hitze, damit es authentischer würde. Es gab so viele Bibelschinken, die aussahen, als hätte man sie in Nordengland gedreht", beschrieb Michael Palin die Entscheidung.

Zweifel hatte es an der Besetzung der Titelrolle mit Graham Chapman gegeben, dessen Alkoholsucht die Dreharbeiten an "Holy Grail" erschwert hatten. Doch der Künstler entwickelte Ehrgeiz und schaffte es, durch Abstinenz seine Sucht zu besiegen. Nicht nur deshalb empfinden die Pythons bis heute die Dreharbeiten an "The Life of Brian" als eine der angenehmsten Phasen der Zusammenarbeit ihrer Karriere.

Die Geschichte des Werks in den Kinos ist dann eine zweischneidige: Die Zuschauer stürmten 1979 die Kinos und machten die witzige, satirische und scharfe religiöse Farce zu einem großen Erfolg sowohl in Großbritannien, wo sie der vierterfolgreichste Film des Jahres wurde, als auch in den USA, wo alleine 20 Millionen Dollar für die umgerechnet 4 Millionen Dollar teure Produktion hereinkamen. Derweil tobte die Schlacht um Aufführungsverbote, Boykott-Aufrufe, Zensurforderungen und Gegendemonstrationen für die Meinungsfreiheit in mehreren Ländern. Christliche und jüdische Gruppe protestierten gegen das ihrer Meinung nach "gotteslästerliche Werk" - nach freimütigen Eingeständnis oft, ohne den Film überhaupt gesehen zu haben. Ein Stadtrat in East Devon erklärte: "Man muss keinen Schweinestall sehen, um zu wissen, dass er stinkt." In Irland und Norwegen war die Aufführung von "Life of Brian" gleich ganz verboten.

Für die Filmemacher war die ganze Auseinandersetzung nur von Vorteil, lenkte sie doch noch mehr Aufmerksamkeit auf den Streifen. In Schweden bewarb man ihn mit dem Slogan: "Dieser Film ist so lustig, dass er in Norwegen verboten wurde!" Die öffentliche Meinung war dann sowieso auf Seiten von Monty Python. Heute gilt "Monty Python's Life of Brian" als einer der besten britischen Filme und eine der besten Komödien aller Zeiten, dessen Sprüche ("Jeder nur ein Kreuz!") und Lieder ("Always Look on the Bright Side of Life") allgemeines Kulturgut geworden sind.

Ein Zuschauer aus Dublin schwärmt: "Die Intelligenz hinter den kindischen Scherzen ist erstaunlich - der Film ist eine gebildeter Kommentar über die Macht, Totalitarismus, Unterdrückung, Sprache, Geschlecht, Geschichtsschreibung, die Politik der Zersetzung, die Komplizenschaft der Unterdrückten. Keiner wird verschont - der Streifen ist ungeniert destruktiv, aber die Satire ist nicht engstirnig, und es gibt viele reichhaltige Parallelen mit unserer Zeit, wie auch die außerordentliche Reaktion der Religiösen gezeigt hat."



"Jenseits von Afrika", 3sat, 20:15 Uhr
Im von den Briten beherrschten Kolonialreich Kenia hat eine dänische Plantagenbesitzerin (Meryl Streep) in den zwanziger Jahren eine leidenschaftliche Affaire mit einem freigeistigen Großwildjäger (Robert Redford).

"Out of Africa" basiert auf Episoden aus dem Leben der dänischen Schriftstellerin Tania Blixen, welche diese 1937 unter Pseudonym in ihrem gleichnamigen autobiographischen Roman zunächst auf Englisch, dann auf Dänisch veröffentlicht hatte. Regisseur Sydney Pollack ("The Firm") und Drehbuchautor Kurt Luedtke schöpften aber vornehmlich auch aus anderen Quellen für dieses Drama, zum Beispiel den kurz zuvor erschienenen Biographien "Tania Blixen" von Judith Thurman von 1983 und "Silence will speak" von Errol Trzebinski aus dem Jahr 1977. Dabei gingen sie mit den Fakten sehr freimütig um und stellten die Romanze von Blixen und Denys Finch Hatton in den Vordergrund, wobei ihr Ehemann Bror von Blixen-Finecke (Klaus Maria Brandauer) auch nicht in einer den realen Geschehnissen entsprechenden Art und Weise gezeigt wird.

Die Universal Pictures-Produktion wurde für 28 Millionen Dollar vor Ort an den authentischen Orten in Kenia nahe Nairobi gedreht, während die in Dänemark spielenden Szenen im englischen Surrey entstanden.

Das Werk überzeugt durch seine umwerfende Photographie durch Kameramann David Watkin und die einnehmenden Darstellungen von Meryl Streep und Robert Redford, leidet allerdings an seiner exzessiven (Über)Länge von zweieinhalb Stunden und dem extrem langsamen Tempo.

Obwohl die Kritiken nur gemischt waren, wurde "Out of Africa" 1985 ein großer Publikumserfolg und spielte weltweit 128 Millionen Dollar ein. Insbesondere der Industrie gefiel das Werk, das daher mit zahlreichen Preisen bedacht wurde. So war "Out of Africa" der große Gewinner der Academy Awards 1986: Bei elf Nominierungen gewann der Film sieben "Oscars": Als "Bester Film", für Regie, Adaptiertes Drehbuch, für die Kamera, die Musik, die Ausstattung und den Ton. Leer gingen Hauptdarstellerin Streep, Nebendarsteller Brandauer, der Schnitt und die Kostüme aus.

Eine amerikanische Zuschauerin ist voll des Lobes: "Was aus dem Mischmasch einer mehr oder weniger akkuraten Geschichte und der Vision des Regisseurs Sydney Pollack entstand, ist eine wunderschöne Liebes- und Abenteuergeschichte inmitten der britischen Kolonialherrschaft. Mit einem halben Dutzend unvergesslicher Szenen, der atemberaubenden Bilder und der hinreißenden Musik ist der zugegeben lange Film die Geduld des Zuschauers wert."



"Barfuß im Park", 3sat, 22:50 Uhr
Paul (Robert Redford), ein konservativer junger Anwalt, heiratet die temperamentvolle Corie (Jane Fonda). Ihre äußerst leidenschaftliche Beziehung führt zu komischen Zwistigkeiten in ihrem sechsstöckigen Appartement-Haus ohne Fahrstuhl in New York City.

1963 hatte die Komödie "Barefoot in the Park" von Neil Simon Premiere am Broadway. Das Stück mit Elizabeth Ashley und Robert Redford wurde ein Erfolg, so dass Hollywood eine Verfilmung orderte. Für Paramount Pictures inszenierte Gene Sacks ("The Odd Couple") vor Ort in New York City, und Simon adaptierte sein eigenes Stück für das Drehbuch. Für die weibliche Hauptrolle wollten die Produzenten einen größeren Star als Ashley und boten Natalie Wood den Part an, die jedoch absagte. So kam Jane Fonda zu der Rolle, während Redford seinen Theaterauftritt wiederholte. Ebenfalls erneut dabei war Mildred Natwick, welche die Rolle der Mutter von Jane mimte und für ihre Leistung mit einer "Oscar"-Nominierung als "Beste Nebendarstellerin" belohnt wurde.

Die leichte Komödie ist amüsant, schwungvoll inszeniert und munter gespielt - eine nette Unterhaltung, die 1967 ein Erfolg an den Kinokassen wurde.

Eine US-Zuschauerin schreibt: "Das muss einer der witzigsten Filme sein, den ich je gesehen habe, voller urkomischen Sarkasmus und Sprüchen. Die Kommentare und Reaktionen von Mildred Natwick als Mutter sind absolut unbezahlbar. Ich kann diesen Streifen sehen und eineinhalb Stunden nonstop lachen und empfehle ihn allen, die mal wieder einen guten Lacher haben wollen."



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