"The Amazing Spider-Man", Sat1, 20:15 Uhr
Nachdem Peter Parker (Andrew Garfield) von einer genetisch veränderten Spinne gebissen worden ist, entwickelt er neue, spinnengleiche Kräfte und begibt sich daran, das Geheimnis des Todes seiner Eltern zu lösen.
Als Columbia Pictures diesen Science Fiction-Film 2012 veröffentlichten, schlug ihm harsche Kritik entgegen - und zwar auch aus Schauspielerkreisen. Willem Dafoe, der 2002 den Bösewicht in "Spider-Man" verkörpert hatte, glaubte, seinen Augen nicht zu trauen: "Ich habe den Trailer gesehen. Das ist verrückt. Das ist zwar nicht ganz Einstellung für Einstellung dasselbe, aber es ist die gleiche Story. Das ist eine zynische Herangehensweise, um Geld zu machen!" James Franco, der in den drei Sam Raimi-Streifen die Figur des Harry Osborn gemimt hatte, wurde noch deutlicher: "Noch bevor die Zeit gekommen ist, die Leiche zu vergraben, wird sie wieder ausgebuddelt und mit dem Schleier der Nostalgie umhüllt. Der Hauptgrund ist das Geld."
Natürlich ist es das Geld, was auch sonst? Aber es war in der Tat frappierend, dass gerade mal zehn Jahre nach "Spider-Man" im Grunde wieder die gleiche Handlung erzählt wurde, und roch ein bisschen nach Verzweiflung auf künstlerischer Seite. Was durchaus nicht von der Hand zu weisen ist.
Denn der ursprünglich mit dem alten Team aus Regisseur Sam Raimi und Hauptdarsteller Tobey Maguire geplante "Spider-Man 4" war 2010 geplatzt, weil man sich nicht auf ein befriedigendes Drehbuch einigen konnte. Den Autoren fiel schlicht kein Grund ein, die Saga um den Marvel-Superhelden weiterzuerzählen. Also entschieden sich die Columbia-Manager dazu, alles auf Anfang zu stellen und mit einem neuen Team unter dem Motto "Reboot" einfach noch einmal alles neu zu erzählen.
Nun wurde Regisseur Marc Webb ("500 Days of Summer") engagiert und mit Andrew Garfield und Emma Stone frische Gesichter auf die Rollen von Peter Parker und Gwen Stacy besetzt. Warum es allerdings immer noch drei Drehbuchautoren benötigte, um die sattsam bekannte Ursprungsgeschichte neu zu erzählen, bleibt das Geheimnis der labyrinthischen Wege Hollywoods.
Webb drehte für die Wahnsinnssumme von 230 Millionen Dollar in Los Angeles und New York. Zum Einsatz kamen neue 3D-Kameras und Zeiss-Objektive, die für ein noch überzeugenderes Raumgefühl sorgen sollten. Dazu entschied sich der Regisseur, neben den Spezialeffekten besonders viele praktische Stunts einzusetzen, um dem Film mehr physisches Gewicht zu verleihen, welche die computergenerierten Bilder oft vermissen lassen.
Aus der schwierigen Ausgangslage befreite sich Webb mit seiner Besetzung und seinem Team bewundernswert. Die fehlende Originalität beiseite - die auch nur ein Problem für die Zuschauer darstellt, welche die "Spider-Man"-Reihe der nuller Jahre kennen - unterhält "The Amazing Spider-Man" prächtig dank der sicher und furious inszenierten spannenden Action-Szenen und der charmanten, gut ausgesuchten Schauspieler, darunter in den Nebenrollen Sally Field, Martin Sheen, Denis Leary und Rhys Ifans.
Die Kritiker waren dem Werk gewogen, das mit weltweit 757 Millionen Dollar einer der erfolgreichsten Filme des Jahres wurde - allerdings trotz des 3D-Aufschlags nicht an die Ergebnisse der Raimi-Teile herankam und deutlich weniger Zuschauer als diese vor den Leinwänden versammelte. Doch das Ergebnis war überzeugend genug, um Marc Webb die Fortsetzung "The Amazing Spider-Man 2" anzuvertrauen, die zwei Jahre später in die Kinos kommen sollte.
Kritiker Stephen Rebello schrieb für "Playboy": "Wenn auch nicht besonders amazing, ist dieser Film noch gut genug, um ein großes Grinsen, Gänsehaut und etwas willkommenen Herzschmerz hervorzurufen."
"Equilibrium", Sat1, 22:55 Uhr
In einem faschistischen Staat der Zukunft, in dem alle Formen von Gefühl illegal sind, wird ein Gesetzesvollstrecker (Christian Bale) zu einer Bedrohung des Systems.
Regisseur Kurt Wimmer ist hauptsächlich Drehbuchautor - zuletzt schrieb er das Skript für das verunglückte "Point Break"-Remake - und hat lediglich drei Streifen inszeniert. Dieser Science Fiction-Film von 2002 ist der bekannteste des Trios, war bei seiner Veröffentlichung von den Kritikern als ein aufgewärmtes Potpourri anderer Science Fiction-Streifen verrissen und von Dimension Films in nur wenige US-Kinos veröffentlicht worden. Das 20 Millionen Dollar teure Werk floppte mit weltweit nur 5 Millionen Dollar Umsatz schwer. Wimmer war verbittert: "Ich mache meine Filme nicht für Leute, mit denen ich meine Freizeit nicht verbringen möchte. Hat irgendwer schon mal einen Kritiker getroffen, mit dem man auf eine Fete gehen möchte? Ich nicht."
Über ein Jahrzehnt später heißt es: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Und das ist Kurt Wimmer. Denn der Ruf seines auch selbst geschriebenen Films bei den Zuschauern ist diametral anders als derjenige der Rezensenten. Man schätzt "Equilbrium" als unterhaltsamen Streifen mit reizvollen Brüchen in der Handlung sowie den interessanten und brutalen Kampfszenen, für die Wimmer Anleihen beim für das Hongkong-Kino der Achtziger erfundene Gun Fu zurückgriff und als Gun Kata weiter entwickelte. Die ohne Kamera-Tricktechnik oder Hilfsmittel physisch überhaupt nicht durchführbaren Kampfchoreographien erinnerten an das Kino von John Woo ("Face/Off"). Auch überzeugt Christian Bale in der Hauptrolle.
Für die faschistische Architektur des Staates Libria standen Berliner Bauten aus der Zeit des Nationalsozialismus ein, so der Flughafen Tempelhof und das Olympiastadion. Auch am Potsdamer Platz, in der U-Bahnstation Bundestag und dem Bärensaal des Alten Stadthauses wurde gedreht.
Ein Zuschauer aus Colorado schwärmt: "Wer ein Fan von Büchern wie 'Brave New World' und '1984' oder Filmen wie 'Matrix' und 'Logan's Run' ist, für den ist dieser Film genau richtig. Zusätzlich zu der nicht vorausschaubaren Handlung mit den vielen Wendungen bietet der Streifen atemberaubende Action-Sequenzen, die wunderschön, aber nicht zu offensichtlich choreographiert sind. Das Ganze ist brillant gefilmt und bietet spektakuläres Schauspiel auf Seiten von Christian Bale."
"Die Männer der Emden", ARD, 00:30 Uhr
Nachdem ihr Schiff im Ersten Weltkrieg im Indischen Ozean versenkt worden ist, müssen 50 Männer eine endlose Strecke über das Meer und die Wüste auf sich nehmen, den Feinden ausweichen und Verbündete suchen, um nach Deutschland zurückzukehren.
Als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Berengar Pfahl in Indonesien drehte, stieß er auf die Geschichte um den Kleinen Kreuzer Emden, der in Ostasien bekannter ist als hier zu Lande. Ihn faszinierten die Geschehnisse aus den Jahren 1914 und 1915, und er machte sich daran, in die Vorkommnisse einzulesen und nutzte für sein Skript auch die Tagebücher des Kapitänleutnants Hellmuth von Mücke. Szenen an Bord wurden auf einem bei Athen als Museumsschiff liegenden Panzerkreuzer gefilmt.
Wie einige andere deutsche Produktionen ist auch dieser Abenteuerfilm ein Zwitter aus Kino- und Fernsehfilm. Für die ARD drehte Pfahl einen 180 Minuten langen Zweiteiler, der dann 2013 auch in den Kinos in einer 144-minütigen Version gezeigt wurde. Die Presse verriss das Werk mit bekannten Gesichtern wie Felicitas Woll, Sibel Kekilli, Ken Duken und Oliver Korittke geradezu einhellig.
Doch einen Blick ist es wert, wie beispielsweise ein Zuschauer aus Bonn befindet: "Wer keine Lust mehr auf pathetische Weltkriegsfilme hat, aber dennoch heroische Kriegsgeschichten sehen möchte, für den ist dieser Film das Richtige. Und wer Dramatik und Abenteuer mag, kann sich einen entspannten und unterhaltsamen Abend gönnen."
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