"Snitch", Pro7, 20:15 Uhr
Ein Vater (Dwayne Johnson) lässt sich von der DEA (Drogenermittlungsbehörde) als Undercover-Agent verpflichten, um seinen im Gefängnis sitzenden Sohn zu befreien, der in ein abgekartetes Drogengeschäft geraten war.
Ab der Jahrtausendwende versuchte die nationale US-Drogenbehörde im Kampf gegen illegale Drogen ihre Erfolgsquote zu erhöhen, indem sie einsitzende Verurteilte ermunterte, ehemalige Komplizen zu verpfeifen, um Hafterleichterungen zu erhalten. Nachdem eine Folge der US-Dokumentarfernsehserie "Frontline" das Thema aufgegriffen hatte, wurde Hollywood auf den Sachverhalt als Ausgangspunkt für einen Spielfilm aufmerksam.
Bereits 2004 wurde das Projekt angestoßen und von Justin Haythe ("Lone Ranger") ein Drehbuch geschrieben. Doch es sollten noch weitere sieben Jahre vergehen, bis die Produktion realisiert werden konnte. Haythe's Skript wurde von Regisseur Ric Roman Waugh ("Felon") - einem ehemaligen Stuntman - überarbeitet, und Hauptdarsteller Dwayne Johnson kam als Produzent an Bord, um den 15 Millionen Dollar teuren Streifen zu realisieren. Gedreht wurde in Louisiana.
Johnson präsentiert sich in diesem Thriller in guter Form, aber die Aufbereitung der interessanten unterschwelligen Botschaft von "Snitch" (zu deutsch: Informant) geht ein wenig in der glanzlosen Inszenierung und einigen tonalen Unstimmigkeiten verloren. Das von Lionsgate Films 2013 veröffentlichte Werk erhielt gemischte Kritiken und floppte an den Kinokassen.
Kritiker Rich Cline gehörte zu den Befürwortern des Films: "Dwayne Johnson versucht in diesem Action-Film, der intelligenter als gewohnt ist, seine Schauspielmuskeln spielen zu lassen. Dabei basiert der Streifen auf einer wahren Geschichte, die unter die Haut geht."
"Sin Nombre", 3sat, 22:35 Uhr
Ein honduranisches Mädchen (Paulina Gaitán) und ein mexikanischer Gangster (Edgar Flores) werden in einer Reise über die amerikanische Grenze vereint.
Für sein Spielfilmdebut ging der kalifornische Regisseur Cary Joji Fukunaga ("Beasts of No Nation") nach Mexiko, um dort auf Spanisch dieses Drama, das ein Teil erschütternde Einwanderungsgeschichte, ein Teil Gangster-Story ist, vor Ort in Mexico City und Torreón zu drehen. Das Drehbuch hatte der damals 31-Jährige selbst verfasst. Als Komparsen wirkten viele tatsächliche Einwanderer mit, "denen ich überhaupt nichts erzählen musste - die wussten, wie man auf dem Dach eines Zuges sitzt", so der Filmemacher.
Fukunaga gelang dadurch nicht nur ein zutiefst authentisch anmutender Streifen, der einfühlsam und aufschlussreich die Verhältnisse, Hoffnungen und Sehnsüchte der Menschen zeigt, die sich auf die Reise Richtung gelobtes Land USA machen, ohne das Milieu aus Armut, Verrohung und Repression, aus dem Gewalt und Tragik entstehen, zu bagetellisieren. "Sin Nombre" (Namenlos) ist ein eindringliches und moralisches Werk.
2009 feierte der Film seine Premiere auf dem Sundance Film Festival und gewann dort Preise für Regie und Kamera. Von da an machte "Sin Nombre" die Runde über die Filmfestivals der Welt, gewann über zehn Preise - darunter in Deauville, Edinburgh und Stockholm - und wurde von den Kritikern gefeiert.
Kritiker Mike Edwards lobte in "What Culture": "Ein Drama, eine Romanze, ein Thriller - aber man sollte sich nicht täuschen: Cary Fukunaga hält sich nicht zurück, einen rauhen und gewaltigen Film zu bieten, der sich nicht um Genre-Konventionen schert."
"OSS 117 - Der Spion, der sich liebte", ARD, 01:20 Uhr
Geheimagent OSS 117 (Jean Dujardin) düpiert Nazis, bettet diverse Schönheiten und bringt dem Nahen Osten Frieden.
Eigentlich ist die Figur des Agenten OSS117 alias Hubert Bonisseur de La Bath eine ernstgemeinte Figur aus der Feder des französischen Vielschreibers Jean Bruce, der 1949 erstmals eine Geschichte mit dem Spion veröffentlichte und dann insgesamt 88 Romane mit diesem Charakter verfasste. In den fünfziger und sechziger Jahren brachten insgesamt sieben Filme OSS 117 auf die Leinwände, zuletzt 1970.
36 Jahre darauf kehrte der Agent wieder in die Kinos zurück - allerdings diesmal deutlich weniger ernst gemeint. Regisseur Michel Hazanavicius und sein Darsteller Dujardin, die 2011 mit "The Artist" gemeinsam zu Welt- und "Oscar"-Ruhm kommen sollten, machten sich an eine liebevolle Hommage und Parodie auf die James Bond-Streifen der sechziger Jahre (worauf der deutsche Titel anspielt). OSS 117 kommt hier als ein selbstgefälliger, kulturell ignoranter, dusseliger und politisch inkorrekter Trottel daher - der trotzdem irgendwie den Bogen raus hat.
Hazanavicius rekonstruiert derweil detailgetreu die Art und Weise von sechziger Jahre-Produktionen mit dem Verzicht auf aufwendige Kamerabewegungen, greift stattdessen auf offensichtliche Rückprojektionen und klar bei Tage gedrehten und dann per Blau-Filter zu Nachtszenen umgewandelten Tagesszenen zurück, die für ein Retro-Gefühl sorgen. Auch Ausstattung, Musik und Kostüme erinnern an die Sechziger, womit der Film selbst anachronistisch ist, spielt er doch zur Zeit kurz vor der Suez-Krise 1955.
Die Kritiker waren angetan von dieser cleveren Komödie mit dem großartigen Jean Dujardin, so dass "OSS 117: Le Caire, nid d'espions" ("Kairo, Nest der Spione", so der Originaltitel) mit über zwei Millionen Zuschauern in Frankreich ein solch großer Erfolg wurde, dass 2009 ein weiteres Abenteuer mit dem Agenten in "Er ist sich selbst genug" folgte. In Deutschland kam der Streifen dagegen nicht mal in die Kinos, sondern nur auf DVD heraus, wobei sich Oliver Kalkofe um die Synchronisation kümmerte.
Das Werk wurde für fünf Césars, die französischen "Oscars", nominiert: Für den "Besten Hauptdarsteller", das "Beste adaptierte Drehbuch", die "Beste Kamera", die "Besten Kostüme" und die "Beste Ausstattung" (letztere gewann).
Kritiker Rob Thomas lobte für "Capital Times": "Es gibt keine riesigen Schenkelklopfer - obwohl ich bei der Hahnenkampfszene schon einen ziemlichen Lachkrampf hatte - aber der konstant clevere und amüsante Film provoziert viel Grinsen."
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