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Jesse Eisenberg (l.) und Woody Harrelson (r.) in Zombieland
Jesse Eisenberg (l.) und Woody Harrelson (r.) in Zombieland
© Sony Pictures

TV-Tips für Freitag (22.7.): Untote kriegen eins auf's Dach

Pro7 zeigt "Zombieland"

Keine große Spielfilm-Auswahl am Freitagabend, aber mit "Zombieland" hat Pro7 eine Preziose im Spätprogramm im Angebot. Wer den kürzlich tragisch verstorbenen Anton Yelchin noch einmal sehen möchte, hat im Anschluss in dem Horrorfilm "Fright Night" Gelegenheit.

"Zombieland", Pro7, 22:05 Uhr

Ein schüchterner Student (Jesse Eisenberg), der versucht, zu seiner Familie in Ohio zu gelangen, ein Waffen schwingender harter Bursche (Woody Harrelson), der den letzten süßen Twinkie-Kuchen finden will, und zwei Schwestern (Emma Stone und Abigal Breslin), die zu einem Freizeitpark möchten, schließen sich zusammen, um sich durch ein von Zombies bevölkertes Amerika durchzuschlagen.

Dass Zombies und Komödie gut zusammen gehen, hatte Edgar Wright bereits 2004 mit seinem formidablen Meisterwerk "Shaun of the Dead" in Großbritannien gezeigt. 2009 zogen die Amerikaner nach - und enttäuschten nicht. Regisseur Ruben Fleischer ("Gangster Squad") dämpft den Horror und die Tragik, die bei "Shaun" durchaus vorhanden sind, für seine Komödie und setzte mehr auf Lacher und das Groteske.

Das funktioniert wunderbar, da er sich auch auf ein hervorragendes Ensemble ganz unterschiedlicher Charaktere verlassen kann: Jesse Eisenberg stolpert durch eine auf einmal von Zombies bevölkerte Welt wie Woody Allen durch Disneyland und versucht, anhand von 33 von ihm selbst ausgedachten Regeln zu überleben. Woody Harrelson scheint aus einem Western in die Malls und auf die Highways des Jetztzeit-Texas transportiert worden zu sein und schlägt den Untoten mit Gusto auf die Birne (beziehungsweise setzt den berühmten, einzig wahren und nützlichen Schuss in den Kopf ab). Emma Stone und Abigal Breslin komplettieren das Quartett als hartgesottene Damen. Und Bill Murray tritt als Bill Murray auf, der leider das Zeitliche segnet. "Haben Sie irgendetwas zu bereuen?", wird der sterbende Star gefragt. Murray: "Vielleicht Garfield."

"Zombieland" war 2005 ursprünglich von den Drehbuchautoren Rhett Reese und Paul Wernick als ein Skript für den Pilotfilm einer Fernsehserie entworfen worden (Jahre bevor "The Walking Dead" dann tatsächlich auf die Mattscheiben kommen sollte), doch Regisseur Fleischer half, dem Drehbuch mit dem Road Trip-Motiv und dem Finale im Vergnügungspark eine Spielfilmstruktur zu geben, die mühelos über eineinhalb Stunden trägt. Der renommierte Maskenspezialist Tony Gardner, der bereits die Untoten im "Thriller"-Musik-Video von Michael Jackson hergerichtet hatte, half beim Make-Up, hatte freie Hand und gestaltete die Untoten, die a la "28 Days Later" schnell auf den Beinen sind, besonders hässlich.

Die Kritiker liebten die bitterböse Komödie, die sich in Sachen Blut und Eingeweide durchaus nicht zurückhielt, und zumindest in Nordamerika wurde die Columbia Pictures-Produktion ein solcher Erfolg, dass das Trio Fleischer, Reese und Wernick derzeit an einem Drehbuch für eine Fortsetzung sitzt.

"Verrückt, intelligent und zum Schreien komisch, ist dieser Film ein Wunderding: Gleichzeitig der beste Horrorfilm und gleichzeitig die beste Komödie des Jahres, alles in eine widerlich-wunderbare Schweinerei eingerollt", schwärmte Kritiker Michael Smith von "Tulsa World".



"Fright Night", Pro7, 23:45 Uhr
Ein Teenager (Anton Yelchin) vermutet, dass sein neuer Nachbar (Colin Farrell) ein Vampir ist.

Dieser Horrorfilm war 2011 eine angenehme Überraschung. Die Skepsis war groß: Warum sollte es 26 Jahre nach dem gleichnamigen Original, das in Deutschland unter "Die rabenschwarze Nacht" gelaufen und absolut fein gewesen war, eine Wiederverfilmung geben? Außer dem 3D-Gimmick, das bei der 30 Millionen Dollar teuren DreamWorks Pictures-Produktion Anwendung fand, schien es dazu wirklich keinen Grund zu geben.

Aber Regisseur Craig Gillespie ("Million Dollar Arm") bewies, dass ein guter Film durchaus noch verbessert werden kann, wenn man so ausgezeichnete Schauspieler wie Colin Farrell und David Tennant, und dazu noch namhafte Kollegen wie Toni Collette, Imogen Poots, Anton Yelchin, Dave Franco und Christopher Mintz-Plasse vor den Kameras hat. Chris Sarandon, der im Original die Rolle von Farrell verkörpert hatte, absolviert einen Gastauftritt.

Gillespie drehte sein Werk hauptsächlich in Rio Rancho in New Mexico und ihm gelang ein geschickter, witziger und elegant blutiger Streifen, den trotz guter Kritiken allerdings kaum jemand sehen wollte. "Fright Night" floppte fürchterlich.

Kritiker Roger Moore fragte: "Kann ein 3D-Horrorfilm ein Ding der Schönheit sein? Im Fall dieses prachtvoll photographierten Remakes lautet die Antwort: JA!"



"Thirteen Days", ARD, 01:20 Uhr
Die US-Regierung unter Präsident John F. Kennedy (Bruce Greenwood) versucht im Oktober 1962, die Kuba-Krise einzudämmen.

Bereits 1974 hatte sich der Fernsehfilm "The Missiles of October" mit der Kuba-Krise beschäftigt. Bis zum Zeitpunkt dieser Produktion im Jahr 2000 waren aber weitere bis dahin unter Verschluss stehende Dokumente von der US-Regierung freigegeben worden, die das Bild der Arbeit der Kennedy-Administration während der Krise im Oktober 1962 abrundeten. Die Historiker Ernest May und Philip Zelikow hatten das neue Material ausgewertet und 1997 zu dem Sachbuch "The Kennedy Tapes: Inside the White House During the Cuban Missile Crisis" verarbeitet.

Dieses wurde als spannendes Drama adaptiert, bei dem New Line Cinema's Marketing-Abteilung etwas reißerisch die Aufmerksamkeit zu erregen versuchte: "You'll Never Believe How Close We Came." (Sie werden nicht glauben, wie nahe wir dran waren. Am Atomkrieg.) Regisseur Roger Donaldson ("Bank Job") hatte einen fesselnden Film inszeniert, in welchem die namhafte Besetzung die realen Figuren der Zeitgeschichte gewandt verkörperten. Es nützte nicht viel - der 80 Millionen Dollar teure Streifen wurde trotz guter Kritiken ein Flop.

Kevin Costner hatte "Thirteen Days" mitproduziert und sich selbst die Hauptrolle als Kenneth O'Donnell, dem politischen Berater von Präsident John F Kennedy (Bruce Greenwood), gegeben. Das ist die größte Abweichung von den realen Geschehnissen eines ansonsten sich an den Fakten orientierenden Drehbuchs. Robert MacNamara, damals Verteidigungsminister unter Kennedy, kritisierte den Film, weil O'Donnell damals keine Rolle gespielt habe. Ansonsten musste der Zeitzeuge aber zugeben, dass es "ein absolut faszinierendes Portrait und ein sehr konstruktive und verantwortungsvolle Beschreibung einer sehr, sehr ernsten Krise nicht nur in der Geschichte dieser Nation, sondern auch in der Geschichte der Welt" sei.

"Es ist wirklich erstaunlich, wie viel Spannung Roger Donaldson aus dieser 40 Jahre alten Geschichte herauskitzelt, obwohl wir doch alle den Ausgang kennen", findet ein Zuschauer aus Arizona.



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