"Independence Day", Sat1, 20:15 Uhr
Die Außerirdischen kommen, und ihr Ziel ist es, zu zerstören und zu beherrschen. Die beste Waffe der Menschheit, um deren überlegende Technologie zu bekämpfen, ist der Wille zu überleben.
Als "Independence Day" 1996 in die Kinos kam, war der wichtigste Teil der Arbeit schon abseits der eigentlichen Produktion, die über ein Jahr dauerte und erst kurz vor Veröffentlichung des 75 Millionen Dollar teuren Streifens beendet war, erledigt: Selten hatte es eine so riesige und so erfolgreiche Werbekampagne gegeben wie für diesen Science Fiction-Film. 20th Century Fox buchten einen Spot für 1,3 Millionen Dollar beim Super Bowl - seitdem ist es Tradition geworden, große Hollywood-Produktionen bei diesem wichtigsten Sportereignis der USA zu bewerben - und veröffentlichten effektive Teaser und Trailer, von denen Filmkritiker-Papst Roger Ebert meinte, sie seien "wirklich brillant". Es gelang dem Studio, dem Streifen eine echte "muss ich sehen"-Stimmung mitzugeben.
Das machte sich an den Kinokassen mehr als bezahlt: Mit 817 Millionen Dollar Umsatz weltweit wurde "Independence Day" der mit weitem Abstand erfolgreichste Streifen des Jahres - und trotz der Vorwürfe, das Werk sei fürchterlich nationalistisch in seiner Zeichnung der USA als Retter der Welt, kam das meiste Geld dabei aus dem Ausland.
Die Idee zu dem Film war dem deutschen Regisseur Roland Emmerich zwei Jahre zuvor während seiner Werbetour für seinen Science Fiction-Film "Stargate" gekommen. Zusammen mit seinem Schreib- und Produktionspartner Dean Devlin erarbeitete er während eines einmonatigen Arbeitsurlaubs in Mexiko das Drehbuch heraus, das im Grunde die Idee von "War of the Worlds" variiert. Mit einer hochkarätigen Besetzung (unter anderem Will Smith, Jeff Goldblum und Bill Pullman) und einem Riesenteam an Spezialeffekte-Künstlern machte man sich an die Umsetzung.
Damals rekordmäßige rund 3000 Spezialeffekte wurden in der Produktion verarbeitet, viele davon praktische Tricks mit Modellen und Explosionen (so der berühmte money shot vom explodierenden Weißen Haus) und nicht nur am Computer hergestellte. Und dabei lieferten alle Beteiligten hervorragende Arbeit ab: Der Film gewann den "Oscar" für die "Besten Spezialeffekte" und war für den "Besten Ton" nominiert. Am Ende machte "ID4" sein Geld als spannendes Spektakel, weniger als originelle Geschichte mit faszinierenden Charakteren, so dass er heute zwar immer noch bekannt ist, aber nicht unbedingt geliebt wird. Emmerich und Fox sehen gerade, wie weit die Faszination mit dem Original wirklich trägt, da sie aktuell genau 20 Jahre später mit der Fortsetzung auf den Leinwänden sind: Gut - und wieder kommt mehr Geld aus dem Ausland...
Immerhin ist "Independence Day" noch immer der bekannteste Streifen des deutschen Filmemachers. Ein schwedischer Zuschauer meint: "Stört euch nicht an der fehlenden Logik! Stört euch nicht an den dämlichen Dialogen, die sich am Rande des Idiotischen bewegen! Das ist großes Action-Kino. Und daran gibt es nichts zu deuteln."
"Die Lincoln Verschwörung", ARD, 23:25 Uhr
14. April 1865. Der amerikanische Bürgerkrieg endet mit dem Sieg der Nordstaaten. Die Feierlichkeiten in der US-Hauptstadt Washington wird durch eine Serie von Anschlägen beendet - einem davon fällt US-Präsident Abraham Lincoln zum Opfer. Ein Militärgericht klagt nicht nur die gefassten Attentäter, sondern als einzige Frau auch Mary Surrat (Robin Wright) als Mitverschwörerin an, weil sie die Verschwörer über ein Jahr lang in ihrer Pension beherbergt hat. Während sich die Öffentlichkeit gegen sie wendet, sieht sie sich gezwungen, auf ihren unwilligen Rechtsanwalt (James McAvoy) zu vertrauen, um die Wahrheit aufzudecken und ihr Leben zu retten.
Robert Redford ist bekanntermaßen ein Liberaler. Dass er 2010 diese wahre Geschichte über die Einschränkung von Bürgerrechten, außergerichtlicher Militärjustiz, faire Gerichtsverfahren und Vorverurteilung durch die Öffentlichkeit aus den Tiefen der Historie hervorholte und für sein Drama auswählte, war mit Sicherheit kein Zufall. Sie speiste sich unter anderem Drang, dem Klima der Bush und Post-9/11-Jahre ein filmisches Bekenntnis entgegenzusetzen und die Zuschauer zum Nachdenken anzuregen.
Solch ein Vorhaben kann seine Tücken haben, wenn ein Filmemacher dem Publikum mit aller Macht eine Botschaft einhämmern will und sein Werk dann verbissen-einseitig daherkommt. Doch mit "The Conspirator" (Der Verschwörer), wie der Film im Original heißt, vermied Redford diesen Dogmatismus, sondern inszenierte diese erinnerungswerte Geschichte mit gut besetzten Schauspielern sehr ernsthaft und teilweise wie ein Kammerstück. Das mag nicht jedermanns Sache sein - der Film war ein Flop und spielte nicht mal seine bescheidenen Produktionskosten in Höhe von 25 Millionen Dollar wieder ein. Aber diejenigen, die einen nachdenklichen und anspruchsvollen historischen Streifen zu schätzen wissen, werden nicht enttäuscht werden.
"Superbe Darstellungen von James McAvoy und Robin Wright sorgen neben der zunehmend konzentrierteren Erzählweise dafür, dass der Film sich am Ende als eine lohnende Erfahrung mit einer starken Botschaft erweist", befand Ben Rawson-Jones für "Digital Spy".
"The Escapist", ARD, 01:20 Uhr
Seit 14 Jahren sitzt Frank Perry (Brian Cox) bereits seine lebenslange Gefängnisstrafe ab. Als seine von ihm entfremdete Tochter krank wird, ist er entschlossen, seinen Frieden mit ihr zu machen - und will ausbrechen!
Der englische Regisseur und Drehbuchautor Rupert Wyatt gab 2008 mit diesem Thriller sein beim Sundance Filmfestival gefeiertes Debut. Die Independence-Produktion kam in zu wenige Kinos, um einen großen Eindruck beim Publikum zu machen, aber die Hollywood-Manager wurden sehr wohl auf den damals 35-Jährigen aufmerksam und vertrauten ihm mit dem "Planet of the Apes"-Reboot "Rise of the Planet of the Apes" eine Großproduktion an - eine Herausforderung, die Wyatt exzellent meistern sollte.
"The Escapist" ist ganz auf seinen schottischen Hauptdarsteller zugeschnitten: Rupert hatte die Rolle eigens für Brian Cox verfasst, der sich in hervorragender Verfassung zeigte. Der englische Filmkritiker Kim Newman schrieb begeistert: "Wenn wir in Großbritannien einen Spencer Tracy haben, dann ist es Brian Cox."
Gedreht wurde im ehemaligen Gefängnis Kilmainham Gaol in Dublin, das inzwischen als Museum diente. Als Statisten fungierten auch ehemalige Häftlinge, welche Informationen über den wahren Gefängnisalltag beisteuerten. Rupert erzählte geschickt mit vielen Rückblenden und setzte die Handlung intelligent und spannend in Szene, unterstützt von weiteren guten Darstellern wie Joseph Fiennes, Damian Lewis, Liam Cunnigham und Dominic Cooper.
Kritiker Alonzo Duralde lobte auf MSNBC: "Rupert Wyatt hat alles für die Geschichte Überflüssige weggelassen - es gibt fast keine Figur, keine Begebenheit und einen visuellen Hinweis, die nicht irgendwie die Handlung vorantreiben oder eine spätere Überraschung oder entscheidende Entdeckung einstielen."
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