"X-Men: Erste Entscheidung", Pro7, 22:25 Uhr
1962 engagiert die US-amerikanische Regierung Mutanten mit übermenschlichen Fähigkeiten, um einen bösartigen Mutanten (Kevin Bacon) zu stoppen, der entschlossen ist, den Dritten Weltkrieg zu beginnen.
Bereits während der Produktion von "X-Men 2" im Jahr 2003 war bei 20th Century Fox die Idee aufgekommen, einen "X-Men"-Film über die jüngeren Mutanten zu drehen. Ein Jahr darauf sollte ein paralleles Projekt als Magneto-Spinoff angestoßen werden, in dem gezeigt wird, wie der junge Erik Lensherr alias Magneto seine Peiniger aus dem Konzentrationslager trifft und sich an ihnen rächt, wobei ihn sein ungezügelter Zorn in Gegnerschaft zu Charles Xavier alias Professor X bringt. Aus beiden Projekten wurde nichts, was unter anderem dem Streik der Drehbuchautoren 2007 und 2008 geschuldet war.
Nach der Enttäuschung von "X-Men: The Last Stand", dem dritten Teil, war aber 2006 auch deutlich geworden, dass mit dem bisherigen Schema keine großen Erfolge mehr zu erzielen sein würden. Fox packten das Wort "Reboot" auf den Schreibtisch. Produzent Simon Kinberg hatte den "X-Men"-Comic "X-Men: First Class" gelesen und riet, diesen Stoff zu verfilmen, der die "Junge Mutanten"-Idee mit der Hintergrundgeschichte von Erik Lensherr (Michael Fassbender) und Charles Xavier (James McAvoy) verband, die für das "Magneto"-Spinoff vorgesehen war. Das Projekt sollte 1962 zu Zeiten der Kuba-Krise spielen und so ein Prequel zu den bisherigen "X-Men"-Filmen bilden.
Fox wollten Bryan Singer, der die ersten beiden "X-Men" inszeniert hatte, als Regisseur gewinnen, doch der Filmemacher war bereits bei "Jack the Giant Slayer" gebunden und fungierte bei "X-Men: First Class" jetzt nur als Produzent. Stattdessen wandte sich das Studio an Matthew Vaughn, der bereits für "X-Men: The Last Stand" im Gespräch gewesen war und dessen "Kick-Ass" die Studiomanager und Produzenten überzeugte. Man versprach Vaughn, er könne "die Reihe rebooten und dabei vorgehen, wie es ihm beliebte". Ein Angebot, das zu gut war, als dass es der Engländer ablehnen konnte. "Für mich ein Traumprojekt: Ich konnte zugleich einen 'X-Men'-Film, einen James Bond-Film und einen politischen Verschwörungsthriller a la John Frankenheimer drehen", so Vaughn, der auch am Drehbuch mitarbeitete.
Farbe, Lichtgestaltung und Ausstattung erinnern dabei in der Tat an die Bond-Streifen der sechziger Jahre. Fünf verschiedene Kameramänner und vier Regieassistenten sorgten dafür, dass der Streifen genau das Aussehen bekam, das dem Regisseur vorschwebte. Mit verschiedenen Tricks wurde der Atmosphäre eines Sechziger Jahre-Films zusätzlich nachgeholfen.
Gefilmt wurde in Oxford, London, Argentinien, Kanada, Los Angeles, der Mojave-Wüste und im US-Bundesstaat Georgia; die Innenaufnahmen entstanden sowohl in den britischen Pinewood Studios als auch bei 20th Century Fox in Los Angeles. Dabei wurden noch im April 2011 zusätzliche Szenen gedreht - zwei Monate vor der Premiere! Besonders für die Spezialeffekte-Künstler war der knappe Zeitplan eine Herausforderung. Für die 1150 Spezialeffekte hatten die sechs beteiligten Firmen etwa ein Jahr Zeit - bei einem vergleichbaren Film wie "Spider-Man" waren es laut Spezialeffekte-Designer John Dykstra gut zwei Jahre.
Doch der fertige Film verrät nichts von den Anlaufschwierigkeiten und der langen Vorproduktionsgeschichte mit den vielen im Brei rührenden Köchen (sechs Namen für Drehbuch und Handlung werden im Vorspann genannt) oder dem engen Drehplan. Dank eines starken Drehbuchs, der eleganten Inszenierung und der phantastischen Darstellungen einer perfekten Besetzung qualifizierte sich "X-Men: First Class" als einer der besten der Reihe. Die Kritiken waren gut, und die Zuschauer machten den 160 Millionen Dollar teuren Science Ficiton-Film mit weltweit 353 Millionen Dollar zu einem Erfolg, dem daher drei Jahre darauf mit "X-Men: Days of Future Past" die nächste Fortsetzung folgen sollte.
Kritiker Sean Means schrieb für "Salt Lake Tribune": "Der Film schafft es prima, der Superhelden-Legende treu zu bleiben und gleichzeitig etwas Frisches und Aufregendes zu erschaffen."
"Kill Bill: Volume II", 3sat, 22:55 Uhr
Die Braut (Uma Thurman) setzt ihren Rachefeldzug gegen ihren früheren Boss und Liebhaber Bill (David Carradine), den einsiedlerischen Aufschneider Budd (Michael Madsen) und die verräterische einäugige Elle (Daryl Hannah) fort.
Der zweite Teil des in einem Rutsch gedrehten und ursprünglich auch als ein Film geplanten Thrillers voller Zitate und Querverweise (siehe unten bei "Kill Bill: Volume I"), der durch den furiosen Einsatz zahlreicher filmischer Mittel beeindruckt. Im Gegensatz zum ersten Teil hat Regisseur und Drehbuchautor Quentin Tarantino dem action-lastigen Ganzen nun auch mehr Handlung und Dialoge beigemischt, ohne dass die angemessen knallharte Fortsetzung dadurch verwässert würde. Die Gewaltdarstellungen sind insgesamt aber zurückhaltender, was sich auch in der weltweit niedrigeren Altersfreigabe widerspiegelte. So wurde "Kill Bill: Volume II" in Deutschland 2004 "Ab 16 Jahre" freigegeben, im Gegensatz zum Vorgänger ein halbes Jahr zuvor, der ein "Ab 18 Jahre" erhalten hatte.
Wie der erste Teil kostete dieser 30 Millionen Dollar (das gesamte Vier Stunden-Opus kam vor seiner Aufspaltung in zwei Parts auf Kosten in Höhe von 60 Millionen Dollar) und wurde mit weltweit 137 Millionen Dollar ein Erfolg, blieb aber hinter den 180 Millionen Dollar von "Volume I" zurück. Der einzige Wermutstropfen, denn ansonsten waren Kritiker und Zuschauer begeistert wie beim ersten Teil, und es setzte auch wieder Nominierungen: Erneut war Uma Thurman als "Beste Hauptdarstellerin" für einen Golden Globe nominiert, dazu gesellte sich David Carradine als "Bester Nebendarsteller".
Ein Zuschauer aus Los Angeles lobt: "Dieser Film ist wahnsinnig unterhaltsam. Tarantino nimmt die Zuschauer unverfroren auf eine Vergnügungsreise mit - einen Film mit heftiger Action, gemischt mit einigen der besten Dialoge, die ich je gehört habe. Tarantino ist ein toller Action-Regisseur, aber dieses Talent übertrifft er sogar noch mit seiner Fähigkeit, witzige, faszinierende Dialoge zu schreiben, wie dieser Streifen wirklich zeigt. Es gibt einige Momente, wo das Ganze etwas schleppend verläuft, aber schlussendlich ist das ein mitreißendes Erlebnis."
"Kill Bill: Volume I", 3sat, 01:40 Uhr
Die Braut (Uma Thurman) wacht aus einem vierjährigen Koma auf. Ihr ungeborenes Kind ist gestorben. Nun will sie Rache üben an den Attentätern (Lucy Liu, Michael Madsen, Daryl Hannah and Vivica A. Fox), die sie verraten haben - einem Team, dem sie einst angehörte.
Nach seinem kommerziell enttäuschenden dritten Film "Jackie Brown" von 1997 nahm sich Quentin Tarantino ("The Hateful Eight") viel Zeit für sein nächstes Werk - um dann um so wuchtiger auf die Leinwände zurückzukommen. Bescheidenheit und Zurückhaltung sind nicht gerade die hervorstechenden Charaktereigenschaften des Filmemachers, was sich alleine schon an den Laufzeiten seiner Streifen zeigt, die selten unter zweieinhalb Stunden einlaufen. Aber mit den vier Stunden, die "Kill Bill" dauern sollte, den er 2003 Miramax Films und dessen Chef Harvey Weinstein vorlegte, dämmerte es selbst dem damals 39-Jährigen, dass dies ein bisschen viel von den Zuschauern verlangen würde. Zumal Weinstein berüchtigt dafür ist, notfalls seinen Regisseuren den Film zu entwinden und auf eine kürzere Spielzeit herunterzuschneiden.
Doch der hitzköpfige Produzent und der starrsinnige Filmemacher kamen zu einer Lösung, mit der beiden gedient war: "Kill Bill" wurde in zwei Teile getrennt. "Volume I" kam im Oktober 2003 in die Kinos, "Volume II" ein halbes Jahr später. Weinstein konnte sich über ein doppeltes Geschäft freuen, Tarantino musste keine Szenen auf dem Schneidetisch opfern.
Die Idee zu dem Thriller stammte noch aus der Zeit von "Pulp Fiction" zehn Jahre zuvor, als Hauptdarstellerin Uma Thurman und Quentin überlegt hatten, mit welchem Stoff man erneut würde zusammen arbeiten können. Im Vorspann taucht daher auch der Titel "Geschichte von Q und U" auf. Der Regisseur und Drehbuchautor arbeitete eineinhalb Jahre an seinem Skript. Für ihn kam keine andere Schauspielerin als Uma Thurman für die ikonische Rolle der Braut in Frage. Als die damals 31-Jährige mit ihrem zweiten Kind schwanger wurde, verschob Tarantino daher die Dreharbeiten: "Wenn Josef von Sternberg bereit ist, 'Morocco' zu drehen, und Marlene Dietrich wird schwanger, dann wartet er auf die Dietrich!"
Quentin schwebte mit seinem Film eine Hommage an die Grindhouse-Filme der Siebziger an, billig produzierte Streifen, die in Flohkasten-Kinos aufgeführt wurden und die er in seiner Jugend und später als Angestellter eines Videoverleihs gesehen und schätzen gelernt hatte. Er mixte ein Meisterwerk aus Figuren, Motiven, Einstellungen, Musik, gar eine Anime-Zeichentricksequenz aus Martial Arts-, Samuarai- und Blaxploitation-Filmen sowie Spaghetti-Western.
Ein überbordender Zitatenschatz voller Referenzen besonders auf die asiatische Kultur- und Kinogeschichte - auf typische Tarantino-Art mit einer unglaublich einfallsreichen Übersättigung an Stilen. Zwar drehte man die Handlung in chronologischer Reihenfolge, doch wie so oft mischte der Regisseur am Schneidetisch die Zeitebenen. Und die heftige Dosis an brutalen und blutigen Gewaltszenen fehlen natürlich auch nicht und brachten "Volume I" in Deutschland eine Altersfreigabe erst "Ab 18 Jahre" ein.
Für die Kampfszenen engagierte man den erfahrenen chinesichen Martial Arts-Choreographen Woo-Ping Yuen, der bereits mit "The Matrix" vier Jahre zuvor eine US-Produktion betreut hatte. Die Sequenz im Haus der blauen Blätter, in der die Braut mit 88 Yakuza-Soldaten kämpft, brauchte alleine acht Wochen Drehzeit - sechs Wochen länger als geplant. Der Aufwand war auch deshalb so hoch, weil Quentin auf traditionelle Art drehen wollte, mit praktischen Tricks und Stunts unter Verzicht auf Computereffekte - eben wie ein Grindhouse-Streifen dreißig Jahre zuvor entstanden wäre. "Lasst uns so tun, als wären wir kleine Kinder, die einen Super8-Film in unserem Hinterhof drehen, wo man all das Computerzeug nicht hat", umschrieb er das Konzept.
"Kill Bill: Volume I" kostete für sich genommen 30 Millionen Dollar und spielte weltweit 180 Millionen Dollar ein. Neben diesem guten Ergebnis waren es auch die exzellenten Kritiken und die Nominierungen wie die von Uma Thurman als "Beste Hauptdarstellerin" bei den Golden Globes und gleich fünf Nennungen bei den Britischen Filmpreisen (Hauptdarstellerin, Musik, Schnitt, Ton und Spezialeffekte), welche die gelungene Rückkehr von Quentin Tarantino und seiner Welt des Kinos signalisierten.
Ein amerikanischer Zuschauer schwärmt: "Meine Erwartungen an diesen Film waren nach den ersten drei Tarantino-Filmen schon unglaublich hoch. Doch nichts konnte mich auf diesen Streifen vorbereiten. Ich war sprachlos, es hat mich umgehauen. Ich habe bis dahin auch nicht ansatzweise etwas Vergleichbares gesehen. Tarantino malt hier ein expressionistisches Meisterwerk in seinem unvergleichlichen Stil und unter kompletter Missachtung der Konventionen des Kinos. Ein für allemal beweist der Regisseur damit, dass der ganze Hype um seine Person gerechtfertigt ist: Er ist der wagemutigste, originellste und unterhaltsamste Filmemacher seiner Generation. Kino ist selten so aufregend!"
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