Der einzige große Neustart ist ein weiteres Kapitel in der "X-Men"-Saga, aber ausgerechnet der Hollywood-Blockbuster ist der am wenigsten sehenswerte Streifen der neuen Kinowoche. Ein kleiner, beim Sundance Filmfestival gefeierter Horrorfilm, ein bewegendes französisches Drama mit Omar Sy und besonders die Feel Good-Komödie "Nur Fliegen ist schöner" sind die bessere Wahl.
"X-Men: Apocalypse"
Fantasy-Film
USA
144 Minuten
FSK 12
In den achtziger Jahren spielende US-Comic-Verfilmung über die Superheldengruppe X-Men, welche die Erde vor der Zerstörung durch einen mächtigen Schurken (Oscar Isaac) bewahren muss. Sechster "X-Men"-Film und der dritte in der Reihe der Reboots rund um Michael Fassbender und James McAvoy. Erstmals ist Regisseur und Drehbuchautor Bryan Singer ins Schlingern geraten. Nach seinen exzellenten "X-Men: First Class", den er schrieb, und "X-Men: Days of Future Past", den er auch inszenierte, hat er diesen Teil zu vollgepackt und mit einer sehr schematischen Geschichte des Kampfes gegen einen uninteressanten Bösewicht beschwert. Die Kritiken der 20th Century Fox-Produktion sind nur gemischt, und auch für unseren Rezensenten Carsten Moll war es enttäuschend: "Leider fällt die konventionelle Story im Vergleich zum großartigen Vorgänger stark ab und bildet lediglich den Rahmen für ein buntes Spektakel, bei dem die Figuren und ihre Schicksale zu kurz kommen."
"The Witch"
Horrorfilm
USA
92 Minuten
FSK 16
US-Horrorfilm über eine Familie im New England der 1630er Jahre, die durch Hexenkraft, Schwarze Magie und Bessessenheit entzweit wird. Regisseur und Drehbuchautor Robert Eggers, der beim Sundance Filmfestival für seine Leistung ausgezeichnet wurde, bietet mit seinem Regiedebut in der Tat ein sehenswertes Werk. Visuell fesselnd und zum Nachdenken anregend, gelingt es der Universal Pictures-Produktion meisterhaft, den Schrecken langsam und beunruhigend zu steigern. Die Zuschauer sind allerdings bei weitem nicht so begeistert wie die Kritiker - vielleicht erwarteten viele einen blutrünstigeren und effekthascherischeren Streifen?
"Nur Fliegen ist schöner"
Komödie
Frankreich
104 Minuten
FSK 0
Besinnliche französische Komödie über einen 50-jährigen Ehemann (Bruno Podalydès), der alleine eine einwöchige Kajaktour unternimmt. Bei einem Stopp macht er die Bekanntschaft einer sympathischen Restaurantbesitzerin (Agnès Jaoui) und kehrt in den folgenden Tagen immer wieder zu ihrem Lokal zurück. Hauptdarsteller Bruno Podalydès ("Auf der Parkbank") hat sich die Rolle auf den Leib geschrieben und auch selbst in Szene gesetzt. "Comme un avion" ("Wie ein Flugzeug") war in seinem Heimatland ein solider Publikumserfolg und erhielt sehr gute Kritiken. Regelrecht begeistert ist unsere Kollegin Bianka Piringer, welche die Höchstwertung für die Prokino-Produktion vergeben hat: Fünf von fünf Sternen! "Eine wahrlich inspirierte Wohlfühlkomödie, die überrascht und glücklich macht", schwärmt sie. Unsere Empfehlung: Reingehen!
"Monsieur Chocolat"
Drama
Frankreich
119 Minuten
FSK 12
Biographisches französisches Drama über den ersten schwarzen Zirkusclown (Omar Sy) Frankreichs Anfang des 20. Jahrhunderts, seinen Erfolg an der Seite eines weißen Kollegen (James Thierrée) sowie seinen Niedergang und frühen Tod. Regisseur Roschdy Zem porträtiert in opulenten Bildern die historische Epoche und zeichnet ein einfühlsames und differenziertes Bild seiner Hauptfigur und ihres Kampfes um Anerkennung in einer rassistisch geprägten Gesellschaft. In Frankreich war die DCM-Produktion mit knapp 1,7 Millionen Zuschauern ein großer Erfolg; die Besprechungen fielen etwas verhaltener aus. Unsere Kritikerin Bianka Piringer rät auch hier zum Kartenkauf: "Omar Sy spielt sehr kraftvoll in dem bewegenden, differenziert erzählten Drama, das den Rassismus der Epoche aus der historischen Truhe ans Tageslicht holt und dem Stoff tragische Tiefe verleiht."
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