"Hangover", Sat1, 20:15 Uhr
Drei Kumpel (Bradley Cooper, Zach Galifianakis und Ed Helms) erwachen nach einer wilden Junggesellenabschiedsparty in einem Hotelzimmer in Las Vegas - keinen Blassen, was in der Nacht vorher passiert ist, wie der Tiger ins Badezimmer und das Baby in den Schrank kommen oder insbesondere wo der zukünftige Bräutigam (Justin Bartha) eigentlich abgeblieben ist.
Diese Komödie aus dem Jahr 2009 beherzigt ein Erfolgsrezept: Sie ist wirklich richtig witzig. Das Drehbuch setzt die Geschichte geschickt um, die klasse Schauspieler werfen sich vergnüglich die Bälle zu, der Tonfall des manchmal derben Humors ist genau richtig von Regisseur Todd Philipps getroffen - und alles wird von Lachen ohne Ende auf Seiten des Publikums zusammen gehalten. Gedreht wurde vor Ort in Las Vegas und in Los Angeles.
Das Werk wurde einer der Überraschungs-Hits des Jahres: Warner Brothers konnten sich über einen weltweiten Umsatz von 467 Millionen Dollar freuen, nachdem sie 35 Millionen Dollar in die Produktion investiert hatten. Kein Wunder, dass zwei Fortsetzungen folgten, von denen keine auch nur annähernd an die Qualität dieses Films heranreichte. Bradley Cooper und Zach Galifianakis zündeten durch "The Hangover" (Der Kater) ihre nächste Karrierestufe.
"Die Art brillanter Komödie, die einen lachen lässt, bis die Tränen kommen", befand Kritiker Jeffrey Lyles. Sie wurde als "Bester Film" mit einem Golden Globe ausgezeichnet, und das Drehbuch - ungewöhnlich für eine Komödie - war für den Britischen Filmpreis nominiert.
"Sieben", Pro7, 22:55 Uhr
Zwei Polizisten, ein Frischling (Brad Pitt) und ein vor seiner Pensionierung stehender Veteran (Morgan Freeman), jagen einen Serienmörder (Kevin Spacey), der seine Opfer anhand der Sieben Todsünden aussucht.
Es gibt Filme, die sieht und vergisst man. Es ist kaum vorstellbar, dass jemand, der diesen Thriller von 1995 gesehen hat, sich nicht daran erinnert. "Seven" ist eines jener Meisterwerke, bei dem sowohl der Inhalt als auch die Umsetzung so singulär und originell sind, die Emotionen der Leinwand so direkt in die Eingeweide des Zuschauers gehen, dass sich das Gesehene unauslöschlich einbrennt. Es ist fast ein Wunder, dass ein größeres Hollywood-Studio wie New Line Cinema einen solchen fast schon nihilistischen Streifen produzierte. Und es verwundert nicht minder (oder auch angesichts der Qualität auch wieder nicht), dass dieses schwer verdauliche Werk so gut beim Publikum ankam: Vier Wochen an der Spitze der US-Charts schaffen nur noch wenige Produktionen, und dass der Streifen sich als siebterfolgreichster Film des Jahres mit weltweit 327 Millionen Dollar in eine Top Ten mit "Toy Story", "Pocahontas" und "Caspar" vorschob, spricht Bände.
Drehbuchautor Andrew Kevin Walker und Regisseur David Fincher, der nach der frustrierenden Arbeitserfahrung mit "Alien 3" eigentlich noch keine Lust hatte, wieder auf dem Regiestühlchen Platz zu nehmen, entwerfen das Bild einer (Großstadt)-Hölle auf Erden: Ständig regnend, dreckig, verfallend, klaustrophobisch und farblos. Letzteren Effekt erzielte man durch Bleichauslassung. Durch diesen Visuellen Effekt beim Entwickeln des Films entsteht ein durch ein Schwarzweißbild überlagertes Farbbild - und damit nicht nur ein signifikantes Aussehen, sondern auch eine passende Metapher für den Film: Hier schiebt sich der Wahnsinn wie ein diffuses religiöses Fieber vor die Realität.
Schon der grandiose Vorspann von Kyle Cooper versetzt das Publikum in einen Zustand der angespannten Erwartung (und bereits da weiß man, warum Richard Francis-Bruce für seinen Schnitt für den "Oscar" nominiert wurde), was da auf sie zukommen könnte, und Fincher lässt bis zum verheerenden Finale die Zuschauer nicht aus dem Griff dieses Unbehagens heraus. Dass das Studio dabei den Schluss des Films zunächst nicht akzeptieren wollte, verwundert kaum. Da aber Brad Pitt - der gerade bei "Legends of the Fall" ("Legenden der Leidenschaft") hatte erleben müssen, wie das Ende eines seiner Werke nach Drehschluss noch verändert worden war - damit drohte, die Produktion platzen zu lassen, wenn der Schluss nicht wie im Drehbuch gefilmt würde, blieb es dabei.
Zum Glück: Das eindringliche, unvergessliche Finale ist einer der großen Pluspunkte dieses in Los Angeles gedrehten brutalen Schockers, neben den auf den Punkt gebrachten Darstellungen und den clever inszenierten blutigen Szenen.
Ein Zuschauer aus Toronto findet: "Das ist einer der einfallsreichsten, am besten geschriebenen und intelligentesten Filme der letzten Jahrzehnte. Der Streifen bleibt dank der Kombination des düsteren visuellen Stils, der intensiv vorangetriebenen Handlung und den glänzenden Darstellern über die gesamte Spieldauer angespannt und fokussiert. Er verliert sich nie in unwichtigen Nebensträngen oder greift auf typische Hollywood-Klischees zurück. Er ist einzigartig, weil er sowohl das Bedürfnis des Publikums befriedigt, in das Drama hineingezogen und unterhalten zu werden, als auch kompromisslos und schockierend zu sein."
"21 Gramm", 3sat, 23:00 Uhr
Ein furchtbarer Unfall bringt einen herzkranken Mathematiker (Sean Penn), eine trauernde Mutter (Naomi Watts) und einen wiedergeborenen Ex-Häftling (Benicio Del Toro) zusammen.
21 Gramm - auf dieses Gewicht für die Seele kam der amerikanische Arzt Duncan MacDougall 1907 in Experimenten, mit denen er die Existenz der Seele beweisen wollte, die nach dem Tod eines Menschen angeblich dessen Körper verlasse. Der mexikanische Regisseur und "Oscar"-Preisträger Alejandro González Inárritu ("The Revenant") zeigt in seinem eleganten, eindringlichen Drama, wie fragil ein Leben sein kann. Dabei strukturiert er das Vorleben, die Gegenwart und die Zukunft seiner Charaktere nicht chronologisch, sondern webt geschickt und mit Elan eine ungewöhnliche Erzählstruktur, in der sich die Zeitebenen und Perspektiven vermischen.
Zugute kommen dem Regisseur die durch die Bank hervorragenden schauspielerischen Leistungen, die auch mit vielen Preisen und Nominierungen gewürdigt wurden. So erhielten Hauptdarstellerin Naomi Watts und Nebendarsteller Benicio Del Toro unter anderem "Oscar"-Nominierungen. In den USA kam die hervorragend besprochene, 20 Millionen Dollar teure Independent-Produktionder in nur wenige Kinos und machte ihr Geschäft hauptsächlich im Ausland - am Ende stand mit weltweit 60 Millionen Dollar Umsatz zumindest kein Minus.
Ein deutscher Zuschauer lobt: "Ich bin überhaupt kein Fan von Dramen, aber dieser Film hat mich wirklich berührt. Da muss man zuerst Guillermo Arriaga danken, dessen Drehbuch meiner Meinung eines der besten ist, das ich kenne. Die Geschichte, die er erzählt, ist nicht neu, aber die Art, wie er es macht, ist einfach exzellent. Am Anfang sind all die verschiedenen Stücke, die noch nicht mal in chronologischer Ordnung zusammen gesetzt sind, verwirrend. Aber dann beginnen diese Stücke, sich wie ein Puzzle wunderbar zusammen zu setzen, bis man am Ende das große Ganze sieht. Dieses brillante Skript wird von phantastischen Schauspielern getragen, deren überzeugende Darstellungen zum Besten gehören, was ich jemals gesehen habe."
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