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TV-Tips für Freitag (6.5.): Die Wölfe der Wall Street

3sat zeigt "Der große Crash"

Kurz bevor Jodie Foster mit "Money Monster" ihre filmische Aufarbeitung der kriminellen Verantwortungslosigkeit der raffsüchtigen US-Finanzbranche in die Lichtspielhäuser bringt, strahlt 3sat am Freitagabend im Spätprogramm das sehenswerten "Der große Crash - Margin Call" mit exquisiter Besetzung aus.

"Premium Rush", Pro7, 20:15 Uhr

Ein Fahrradkurier (Joseph Gordon-Levitt) transportiert in New York City einen Briefumschlag. Diesen will ein korrupter Polizist (Michael Shannon) in seinen Besitz bringen und verfolgt den Kurier quer durch die Stadt.

Ein Verfolgsjagd-Thriller - auf dem Fahrrad? Auch das funktioniert, wenn der richtige Regisseur das Material in die Hände bekommt. David Koepp ("Mortdecai") jedenfalls, der hier sein eigenes Drehbuch verfilmte, hatte 2012 ganz offensichtlich den Bogen raus. Er filmte in den Straßen von New York, was nicht ganz ungefährlich war. Hauptdarsteller Gordon-Levitt fuhr zum Beispiel mit hoher Geschwindigkeit auf ein Taxi auf, rauschte durch die Scheibe und riss sich den Arm auf (Teile des Unfalls sind im Abspann zu sehen).

Aber hauptsächlich erreichte Koepp das Tempo am Schneidetisch: In nicht-chronologischer Abfolge erzählt der Film seine Handlung mit rasanten Rück- und Vorblenden, wobei eine eingeblendete digitale Uhr hilft, den Überblick zu behalten. Die hyper-dynamische Action-Szenen und die unterhaltsamen schauspielerischen Leistungen übertünchen die abgegriffene Handlung. Kritiker Allan Hunter war wie die Mehrheit der Kollegen positiv gestimmt: "Dieser Film ist eine einzige schwungvolle, temporeiche Jagd durch die Straßen von Manhattan. Scheren Sie sich nicht um die Logik, genießen Sie den Fahrtwind!"

Trotz der guten Rezensionen floppte die Columbia Pictures-Produktion, die 35 Millionen Dollar gekostet hatte, böse an den Kinokassen.



"Der große Crash", 3sat, 22:35 Uhr
24 Stunden im Leben von Investment-Bankern kurz vor dem Platzen der Immobilienblase und der folgenden Finanzkrise.

"Margin Call", so der Originaltitel, ist ein Terminus aus der Finanzwelt: Wenn ein Broker einen Margin Call ausruft, dann fordert er auf, weiteres Kapital als Sicherheitsleistung nachzuschießen, weil sich bei einem kreditfinanzierten Handel der Kurs derart negativ entwickelt hat, dass die bisherige Sicherheitsleistung nicht mehr ausreicht. Mit anderen Worten: Der Arsch geht auf Grundeis.

Und nicht viel anders stellt sich das Geschehen in diesem Thriller von 2010 dar, der mit der Ausgangslage operiert: Wie sah es eigentlich in einer dieser Investment-Firmen an der Wall Street aus, als sie sich 2007 bewusst wurden, dass das Spiel mit wertlosen Immobilienkrediten kurz vor dem Aus stand? Und damit auch ihr eigenes Haus. Drehbuchautor und Regisseur JC Chandor lieferte mit seinem Regiedebüt hier also so etwas wie den "Film zur Krise", und es gelingt ihm vorzüglich, ein eigentlich sperriges Thema mit viel finanzspezifischen Geblubber zu einem fesselnden und zum Nachdenken anregenden Streifen zu machen.

Intelligent, wie ein Räderwerk ineinander greifend und von einem phantastischen Ensemble rund um Zachary Quinto (der auch mitproduzierte) getragen, schafft es "Margin Call", in einem Raum sitzende, redende Menschen spannend wirken zu lassen. Dabei vermittelt der Film durch seine "Echtzeit"-Struktur der Erzählung eine Unmittelbarkeit, die den Druck, unter dem alle handelnden Personen stehen, glaubwürdig transportiert. Zur Authentizität trägt sicherlich auch bei, dass die Filmemacher direkt vor Ort im 42. Stock eines Hochhauses in New York City drehen konnten, der gerade von einer Finanzfirma geräumt worden war.

Die Kritiker waren begeistert, und Chandor's Drehbuch wurde für einen "Oscar" nominiert, allerdings kam die Independent-Produktion in nur wenige Kinos. Dank des geringen Budgets von lediglich knapp vier Millionen Dollar war sie trotzdem profitabel. Dennoch hat sie noch mehr Zuschauer verdient - und sei es heute Abend vor dem Fernseher.

Kritiker Will Leitch von "Deadspin" schreibt: "Der Film bekommt die kleinen Details gut hin - die Art, wie jeder nur noch eine schlechte Woche davon entfernt ist, seine Miete nicht mehr zahlen zu können, die Art, wie man eine Unterhaltung mit seiner Kollegin führen kann und niemand auch nur einen Gedanken an die zwischen ihnen stehende Putzfrau verschwendet."



"Female Agents", ARD, 01:20 Uhr
Mai 1944. Eine Gruppe französischer Frauen und Widerstandskämpferinnen wird vom Britischen Sonderkommando beauftragt, einen britischen Armee-Geologen, der für die geplante Invasion in der Normandie die Strände ausgekundschaftet hatte und von den Deutschen gefangen genommen wurde, zu befreien. Unter dem Kommando von Louise Desfontaines (Sophie Marceau) und ihrem Bruder Pierre (Julien Boisselier) muss sich die Gruppe beeilen, denn ein deutscher SS-Oberst (Moritz Bleibtreu) ist kurz davor, den Plan der Invasion aufzudecken.

Regisseur und Drehbuchautor Jean-Paul Salomé ("Das Chamäleon") las 2004 in der Zeitung die Todesanzeige von Lise de Baissac, einer Spezialagentin, die im Zweiten Weltkrieg eigene Operationen geleitet und dabei mehrmals ihr Leben riskiert hatte. Nach dem Krieg wurde sie dafür mehrfach ausgezeichnet. Salomé hielt diese Geschichte für erzählenswert und dichtete eine Rekrutierungsgeschichte und den Plot um die Landung in der Normandie dazu. Mit der Realität hatte das wenig zu tun, aber es reichte für einen guten Abenteuerfilm (wobei der Streifen in Deutschland nur auf Disc erschien). "Frauen im Schatten" (so der übersetzte Originaltitel "Les femmes de l'ombre") gelang 2008 die Balance zwischen Unterhaltungskino und der stimmigen Würdigung des Widerstands und der Opfer der Deutschen.

An den Kinokassen floppte die 17 Millionen Euro teure französische Produktion, aber immerhin gab es eine Cesár-Nominierung für die "Besten Kostüme" und einiges Lob von Kritikern. So meinte Louise Keller von "Urban Cinephile": "Salomé schafft es, eine ernüchternde Darstellung der Widerstandsbewegung zu geben, indem er klar zeigt, welcher Preis gezahlt werden musste. Man erwärmt sich für jeden der Charaktere, während man den Windungen und Wendungen der komplizierten Handlung folgt, die uns durch Verrat und Triumph führt."



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