Der Archäologe und Abenteurer Indiana Jones (Harrison Ford) wird von der US-Regierung beauftragt, den Nazis zuvorzukommen und die sagenumwobene Bundeslade aufzutreiben.
Wohl kaum jemand kann Popcorn-Kino auf solch hohem Niveau erschaffen wie Steven Spielberg. Was im Grunde nicht mehr als ein juveniles Abenteuer ist, wird bei dem Filmemacher zu einem der besten Filme aller Zeiten, ein Meisterwerk, das Zuschauer aller Alterstufen ebenso begeistert wie Filmkritiker und -historiker. Der Abenteuerfilm von 1981 hat nicht nur bislang drei Fortsetzungen (mit der vierten in Planung) mit Harrison Ford in der berühmten Titelrolle und die Fernsehserie "Young Indiana Jones" gezeitigt, sondern ist bis heute eine der erfolgreichsten Produktionen aller Zeiten und taucht auf vielen Bestenlisten auf.
Die Idee zu der Figur stammt indes nicht von Spielberg, sondern seinem Freund George Lucas. Dieser hatte bereits 1973 die Geschichte "The Adventures of Indiana Smith" geschrieben, die ihre Inspiration aus den billig produzierten Abenteuer- und Science Fiction-Filmen der dreißiger und vierziger Jahre bezog, die damals im Kino vor dem Hauptfilm liefen und als Fortsetzungsgeschichten von Woche zu Woche fortgeschrieben wurden - mit dem berühmten cliffhanger am Ende jeder Episode, um die Spannung hochzuhalten und die Neugier auf den nächsten Film zu wecken. Lucas war als Kind mit diesen serials, die bevorzugt Samstagnachmittags im Fernsehen gezeigt wurden, groß geworden.
Das Konzept besprach der Regisseur mit dem Drehbuchautoren Philip Kaufman, der die Idee mit der Bundeslade einbrachte. Als sich George entschied, "Star Wars" zu drehen, rückte das "Indiana Smith"-Projekt in den Hintergrund. Im gemeinsam mit Spielberg verbrachten Urlaub auf Hawaii 1977 kam es wieder auf den Tisch, als Steven verriet, gerne einen James Bond-Streifen drehen zu wollen. Lucas überredete den Kollegen, doch liebers seinen "Indiana Smith" zu realisieren, der bald zu "Indiana Jones" umgetauft wurde. Spielberg fing Feuer, und die beiden Künstler steckten die Köpfe zusammen, um alle möglichen Elemente einer Abenteuergeschichte zusammen zu tragen. Darunter waren einige Motive aus "Onkel Dagobert"-Comics - so die berühmte Eröffnungssequenz mit dem von einem rollenden Felsbrocken verfolgten Abenteurer.
Die 100 Seiten lange Abschrift dieser Gespräche diente Lawrence Kasdan ("Star Wars: The Force Awakens") als Grundlage für das Drehbuch. Wegen der absehbar hohen Kosten lehnten einige Filmstudios das Projekt zunächst ab, bis sich Paramount Pictures bereit erklärten, das 20 Millionen Dollar teure Werk zu finanzieren. Lucas und das Studio schlossen einen Vertrag über gleich fünf "Indiana Jones"-Filme ab.
Für die Titelfigur testete man Peter Coyote, Tim Matheson und Tom Selleck. Letzterer war Steven's Favorit, kam aber aus seinem Fernsehvertrag für die Serie "Magnum" nicht heraus. So ging der Part an Harrison Ford, wovon Lucas nicht begeistert war, weil er glaubte, dass das Publikum an ihn zu sehr als Han Solo gewöhnt sei.
Um die Kosten gering zu halten, drehte man in den Londoner Elstree-Studios mit einer Crew, die größtenteils bereits bei "Star Wars" mitgearbeitet hatte, und auch an teilweise denselben Drehorten in Tunesien. Daneben filmte Spielberg im Sommer 1980 in Frankreich und Kalifornien sowie auf Hawaii. Das im Film auftauchende U-Boot mietete man von der deutschen Produktion "Das Boot".
Vier Illustratoren entwarfen den gesamten Film im Voraus in Bildern, um den Überblick zu erleichtern und ökonomisch nur das zu drehen, was wirklich gebraucht wurde. Spielberg und Lucas wollten "schnell und schmutzig" drehen und auch so das Gefühl der alten Abenteuerfilme hervorrufen. Bei den Spezialeffekten setzte George's Spezialeffekte-Studio Industrial Light & Magic Puppen, Miniaturmodelle, Animationen und Kameratricks ein.
Als "Raiders of the Lost Ark" 1981 in die Kinos kam, war das Echo von Kritik und Publikum überwältigend. Die bravouröse Mischung aus aufwendiger Hochspannungs-Action und trockenem Humor machte die Produktion zu einer der rundum unterhaltsamsten aller Zeiten. Mit weltweit 390 Millionen Dollar wurde der Abenteuerflm der erfolgreichste Film des Jahres.
Auch die Industrie selbst ehrte die erfolgreiche Arbeit aller Beteiligten: So gab es allein acht Academy Awards-Nominierungen für den Film, die Regie, die Kamera, John Williams' ikonische Musik, den Schnitt, die Ausstattung, die Spezialeffekte und den Ton. Letztere vier konnten den Goldjungen gewinnen; dazu gab es einen Spezial-"Oscar" für den Schnitt der Toneffekte. 1999 nahm die US-Library of Congress das Werk als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutend" in das National Film Registry auf, um es für die Nachwelt zu erhalten.
Ein kanadischer Zuschauer aus Toronto schwärmt: "Man ist schon atemlos, wenn man nur die Anfangsszene beschreibt. Dieser Film hat mehr Energie als drei Action-Streifen zusammen genommen und lässt einen nie Atem holen. Dazu bietet er reichhaltige Charakterisierungen der Figuren, die alle ihre Szenen bekommen, um zu glänzen. Der Inbegriff purer Unterhaltung."
"The King's Speech", 3sat, 20:15 Uhr
Die Geschichte von König George VI von Großbritannien und Nordirland (Colin Firth), seinen plötzlichen Aufstieg auf den Thron und seinem Sprachtherapeuten (Geoffrey Rush), der dem unsicheren Monarchen half, des Thrones würdig zu werden.
Figuren des öffentlichen Lebens leben hauptsächlich von ihrer Sprache. Egal wie hoch ihr Engagement ist, unabhängig davon wie gut ihre Politik sein mag - wenn sie im Radio, im Fernsehen oder in der Öffentlichkeit keine drei geraden Sätze unfallfrei sprechen können, macht man sich schnell über sie lustig. Sie wirken unbeholfen, gar dämlich. Und ihre eigentliche Machtbasis, die Autorität, ist schnell dahin. Dieses britische Drama von 2010 nimmt diese Ausgangsüberlegung für ein Gedankenexperiment: Was wenn der britische König sein Land auf einen Krieg gegen Deutschland einschwören muss, das mit Adolf Hitler gleichzeitig von einem der besten Redner im Zeitalter der Massenmedien angeführt wird - und der König stottert? Eine interessante Prämisse, die obendrein noch den Vorteil hat, wahr zu sein.
Den von Colin Firth gespielten stotternden König George VI. gab es wirklich, und auch seine Besuche beim australischen Sprachtherapeuten Lionel Logue sind belegt. Drehbuchautor David Seidler, der selbst stottert, beschäftigte sich mit dieser Geschichte bereits seit den achtziger Jahren. Neun Wochen vor Drehbeginn im Jahr 2009 entdeckte man Notizen im Nachlass von Logue, die in den Film eingearbeitet wurden und so für noch mehr Authentizität sorgten. Regisseur Tom Hooper ("The Danish Girl") versammelte einige der besten Talente, die das englischsprachige Schauspiel zu bieten hat, und setzte Seidler's Geschichte packend um. Keine kleine Sache, bedenkt man, dass Sprachtherapie und Geschichtsstunde nicht unbedingt die aufregendsten aller Kombinationen für eine Kinoleinwand ausmachen.
Doch dieses für gerade mal umgerechnet 15 Millionen Dollar produzierte Werk wurde auf der Insel zu einem kulturellen Phänomen: Zuschauer aller Altersstufen kamen in die Kinos, die über Wochen ausverkauft waren. Und der Film lief. Und lief. Und lief. Menschen, die seit Jahrzehnten kein Lichtspielhaus mehr betreten hatten, wollten wissen, was es denn da mit diesem Film über den stotternden König auf sich hat. Und am Schluss der Vorstellung gab es in vielen Kinosälen Applaus.
Weltweit spielte "The King's Speech" 414 Millionen Dollar ein. Die Kritiker überschlugen sich mit Lob, insbesondere für die Leistung von Firth: "Als Schauspieler des Jahres im Film des Jahres, fallen mir nicht genügend Adjektive ein, um Firth angemessen zu würdigen. Der Film hat mich sprachlos zurückgelassen", schrieb Rex Reed für den "New York Observer".
Das Meisterwerk gewann über 100 Preise und war für 143 weitere nominiert. 53 der Nominierungen gingen davon allein an Colin Firth. Bei der "Oscar"-Verleihung 2011 war "The King's Speech" für ein Dutzend Academy Awards nominiert - Helena Bonham Carter als Nebendarstellerin, Geoffrey Rush als Nebendarsteller, Kamera, Musik, Schnitt, Kostüme, Ausstattung und Tonmischung - und gewann derer vier, alle in Hauptkategorien: "Bester Film", "Bester Hauptdarsteller", "Beste Regie" und "Bestes Originaldrehbuch".
"Elf Uhr nachts", Arte, 00:00 Uhr
Pierrot (Jean-Paul Belmondo) flieht vor der langweiligen Gesellschaft in Paris ans Mittelmeer mit Marianne (Anna Karina), einem Mädchen, das von algerischen Auftragsmördern gejagt wird.
Wer wissen möchte, wie ein Film aussieht, der als "postmodern" bezeichnet wird, ist mit diesem französischen Drama von 1965 bestens bedient. Jean-Luc Godard ("Außer Atem") parodiert hier Elemente aus der amerikanischen Pop-Kultur, mischt anspruchsvolle mit trivialer Unterhaltung, zerlegt gewohnte Kinokonventionen und bedient sich einer collage-artigen Erzählstruktur. Letztere wurde noch dadurch befördert, dass der Regisseur und Drehbuchautor wie so oft viele Szenen von seinen Darstellern improvisieren ließ. Dabei durchbrechen die Schauspieler manchmal die vierte Wand und reden das Publikum direkt an. Das Ganze basiert nur noch lose auf dem Roman "Obsession" des US-Kriminalautoren Lional White aus dem Jahr 1962.
Godard zündet ein inszenatorisches Feuerwerk mit unerwarteten Schnitten und Pop Art-Elementen wie der Einbettung von Comic-Bildern und dem Gebrauch vieler Primärfarben. Dabei verrührt er eigene Ideen sowie Zitate und Anspielungen zu einem farbenfrohen, subversiven und insgesamt betörenden Ganzen.
Mit 1,3 Millionen Zuschauern in Frankreich ein großer Erfolg, reichte die Filmindustrie "Pierrot le fou" (Originaltitel; "Pierre der Verrückte") als Beitrag für den "Besten nicht englischsprachigen Film" bei der "Oscar"-Verleihung ein. Dort kam er indes nicht unter die fünf nominierten Filme. Jean-Paul Belmondo war als "Bester fremdsprachiger Schauspieler" für einen Britischen Filmpreis nominiert.
Ein Zuschauer aus dem US-Bundesstaat Massachusetts meint: "Vorab die Warnung: Das ist ein Film nicht nach jedermanns Geschmack. Aber für mich ist dies eine von Jean Luc Godard's größten Errungenschaften. Er kombiniert hier Komödie, Road Movie, Pathos, eine beißende Anklage gegen den Kapitalismus und Kritik an der gegenwärtigen Gesellschaft auf unvorstellbare Weise. Witzig, brillant gespielt und wunderschön, aber eben auch ganz Godard - etwas für den besonderen Geschmack."
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