Die türkische Regierung hat ein Feindbild mehr. George Clooney hat anlässlich einer Menschenrechtskonferenz in der armenischen Hauptstadt Jerewan offen vom von den Türken begangenen "Völkermord an den Armeniern" gesprochen. Die türkische Regierung leugnet bis heute den systematischen Genozid der "Jungtürken" an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs 1915 und 1916. Die Welt solle diese Tatsache endlich anerkennen, erklärte der Darsteller, der erstmals Armenien einen Besuch abstattete. Zusammen mit Präsident Sersch Sargsjan hatte er am Tag in einer stillen Zeremonie der rund 1,5 Millionen Opfer gedacht - eine Zahl, die von den Türken in Abrede gestellt wird.
Clooney sprach in seiner Rede auf dem abendlichen Kongress allgemein über Flucht und Vertreibung und nannte als Beispiel für eine Fluchtgeschichte seine eigene Familie. Seine Vorfahren seien wegen der Hungersnot im 19. Jahrhundert aus Irland in die USA geflohen: "Dort brauchten sie zum Überleben ein Zimmer, eine Mahlzeit und eine helfende Hand. Wir könnten sie Flüchtlinge nennen, aber es sind Menschen wie du und ich. Die simple Wahrheit ist, dass wir alle das Ergebnis eines Aktes der Mitmenschlichkeit sind. Wir alle ruhen auf den Schultern von guten Menschen, die nicht weggeschaut haben, als wir Hilfe brauchten." So wie man damals nicht habe wegschauen können, wenn ein irischer Bauer vor einer Hungersnot floh, so dürfe man jetzt nicht wegschauen, wenn Syrer, Sudanesen oder Kongolsen flöhen.
George überreichte in Jerewan den erstmals vergebenen Aurora-Preis, mit dem Menschen ausgezeichnet werden, die andere unter Einsatz ihres Lebens gerettet haben. Der Preis ging an Marguerite Barankitse, die 30 000 Kinder 1993 während des Bürgerkriegs in Burundi rettete. Sie erhielt 100 000 Dollar; eine weitere Million Dollar ging an die Hilfsorganisation, die sie unterstützt hatte. Clooney lobte Barankitse als "ein Beispiel dafür, welchen Unterschied ein Mensch machen kann, selbst wenn er scheinbar unüberwindlicher Verfolgung und Ungerechtigkeit ausgesetzt ist. Indem wir Marguerite's Mut, Engagement und Opferbereitschaft anerkennen, wird sie hoffentlich auch uns dazu inspirieren, darüber nachzudenken, was wir für diejenigen tun können, deren Rechte missbraucht werden und die unserer Solidarität und Unterstützung am meisten bedürfen."