Wie erst heute bekannt geworden ist, verstarb der britische Regisseur Guy Hamilton bereits am Montag im Alter von 93 Jahren. Roger Moore, den Hamilton in den zwei James Bond-Filmen "Live and Let Die" von 1973 und "The Man with the Golden Gun" von 1974 in Szene gesetzt hatte, reagierte als einer der ersten Künstler auf die Nachricht des Todes und twitterte: "Unglaublich, unglaublich traurig zu hören, dass sich der wunderbare Regisseur Guy Hamilton in den großen Schneideraum im Himmel verabschiedet hat. 2016 ist furchtbar."
Die vier 007-Abenteuer, die Hamilton drehte, sind sicherlich die wichtigsten Filme seiner vier Jahrzehnte umfassenden Karriere als Filmemacher gewesen, wobei er insbesondere mit "Goldfinger" der Serie einen entscheidenden Anschub in Richtung Action, Eleganz, Stunts und Gadgets gab und an dieser Stelle die Filmgeschichte maßgeblich beeinflusste. Zuletzt hatte der Regisseur geklagt, dass sich die aktuellen James Bond-Streifen zu sehr auf Spezialeffekte verlassen und die klassischen Stunts vernachlässigen würden.
Hamilton wurde am 16. September 1922 in Paris geboren, wo seine englischen Eltern lebten. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs übersiedelte die Familie nach London, wo der damals 17-Jährige zunächst in der Filmbibliothek bei Paramount News arbeitete, bevor er sich zur Royal Navy zum Kriegsdienst verpflichtete. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs begann er 1946 als Regieassistent und unterstützte dabei unter anderem Carol Reed bei dessen "The Third Man" aus dem Jahr 1949.
Reed schätzte seinen Regieassistenten sehr und unterstützte Guy, seinen ersten eigenen Film zu inszenieren: 1952 den Kriminalfilm "The Ringer" mit Herbert Lom. Er drehte fünf weitere britische Werke in den Fünfzigern, darunter den Kriminalfilm "An Inspector Calls" mit Alastair Sim und den Abenteuerfilm "The Colditz Story" mit John Mills, bevor er 1959 erstmals bei der Komödie "The Devil's Disciple" mit Hollywood-Stars wie Burt Lancaster und Kirk Douglas zusammen arbeitete. Sein Drehbuch für die Komödie "A Touch of Larceny" mit James Mason von 1959 wurde für einen Britischen Filmpreis nominiert - die einzige Ehrung seiner gesamten Karriere.
1961 bewies er mit der italienischen Komödie "The Best of Enemies" ("Liebeswerte Gegner") mit David Niven, dass er auch Action-Szenen inszenieren konnte. Den Regieposten zum ersten James Bond "Dr. No" von 1962 lehnte Hamilton noch ab, bevor er dann 1964 mit "Goldfinger" seinen Beitrag zu der Thriller-Reihe leistete. Bevor er Sean Connery's Comeback als James Bond in "Diamonds Are Forever" von 1971 leitete, drehte Guy unter anderem noch 1966 den Thriller "Funeral in Berlin" mit Michael Caine und 1969 den Abenteuerfilm "Battle of Britain", ebenfalls mit Caine.
Nach den beiden Bond-Filmen mit Roger Moore inszenierte der Filmemacher den erfolglosen Abenteuerfilm "Force 10 from Navarone" mit Harrison Ford sowie die beiden Agatha Christie-Adaptionen "The Mirror Crack'd" ("Mord im Spiegel") mit Angela Lansbury von 1980 und "Evil under the Sun" mit Peter Ustinov von 1982. Sein letzter Film wurde 1989 die kaum bekannte französische Komödie "Try This One for Size" ("Trau keinem Schurken") mit Michael Brandon.
Guy Hamilton war zweimal verheiratet, mit der englischen Schauspielerin Naomi Chance und der französischen Aktrice Kerima, die er 1951 bei den Dreharbeiten zu Carol Reed's Abenteuerfilm "Outcast of the Islands" ("Der Verdammte der Insel") kennen gelernt hatte. In den Siebzigern begegneten sie sich wieder, heirateten und lebten von da an in Andratx auf Mallorca.