Die Betreiber von fünf Kinos in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen - Filmpassage Osnabrück, Cineworld Lünen, CinemaxX Solingen, Das Lumen in Düren und Filmpassage Mülheim - haben in einem Offenen Brief die Freigabepraxis der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft als zu lax kritisiert und Veränderungen gefordert.
Produktionen wie "A Million Ways to Die in the West", "Ted 2", "The Woman in Black 2", "The Visit" oder "Der Spion und sein Bruder" ("Grimsby") seien mit "Ab 12 Jahren" freigegeben worden, obwohl sie Gewaltszenen, Horrormomente oder derbe sexuelle Sprüche und Handlungen zeigten. "Branchenvertreter aus allen Bereichen (auch Verleiher) wundern sich über die inzwischen vorherrschende Freigabepraxis der FSK, aber natürlich nur hinter vorgehaltener Hand", schreiben Meinolf und Anja Thies und Lutz Nennmann. "Denn wer möge es wagen, dagegen was zu sagen, schließlich lebt die Branche vom Kinokartenverkauf. Niemand traut sich so recht, eine branchenweite Diskussion zum Thema anzustoßen - sieht man auch erneut im aktuellen Programm des Filmtheaterkongresses." Längst habe das Kino als einziger Ort, in dem Jugendschutz in Sachen Film wirklich noch verlässlich Durchdringung hatte, durch die sozusagen uneingeschränkte Zugangskontrolle zum Produkt Film, Pluspunkte und seinen guten Ruf in der Öffentlichkeit, vor allem bei Eltern, verloren - dank zu oft falsch gewählter FSK-Freigaben.
Mit ihrem Brief wollen die Kinobetreiber eine branchenweite Debatte anstoßen, um weiteren Schaden von den Kinos abzuwenden. In ihren fünf Filmtheatern haben sie bereits gehandelt und Freigabeentscheidungen wiederholt nicht mitgetragen und sie sogar entsprechend "heraufgestuft"- entweder in Form einer klaren Empfehlung an Kinogänger oder in Einzelfällen als strikte Vorgabe. Diese Entscheidungen hätten sie jeweils begründet und im Internet sowie vor Ort in den Kinos veröffentlicht. Diese Aktionen hätten ein überwältigendes positives Echo bei den Usern und in den Medien provoziert. "Nie zuvor in unserer Unternehmensgeschichte gab es ein derart einhelliges und gleichzeitig breit gestreutes positives Echo quer durch alle Altersschichten auf eine Verlautbarung unsererseits - das kann unmöglich standortspezifisch gewesen sein", schreiben die Kinobesitzer.
Der Brief schließt mit dem Aufruf: "Wir haben auch einen guten Ruf, ein Image zu verlieren. Das dürfen wir nicht verspielen! Und wen das im Sinne von Gesellschaftspolitik, Verantwortung, Anstand und auch einer gewissen Moral nicht interessiert: Für das Geschäft ist es auch nicht gut, und spätestens dann interessiert es doch alle! Liebe Leute in der Branche: Wir finden, wir müssen mal reden und zwar konstruktiv im Sinne unseres Geschäftsmodells!"