Er war der Mann, der James Bond mindestens genauso geprägt hat wie die Schauspieler, die Produzenten oder Komponist John Barry: Produktionsausstatter Ken Adam. So sieht das auch Roger Moore, der Donnerstagabend tweetete: "Sir Ken Adam - ein Freund, ein Visionär und der Mann, der das Aussehen der James Bond-Filme bestimmt hat." Adam ist am Donnerstag im Alter von 95 Jahren gestorben.
Der am 5. Februar 1921 in Berlin als Klaus Hugo Adam geborene Künstler wurde als Sohn von Fritz Adam geboren, der in zweiter Generation das erfolgreiche Modegeschäft S. Adam an der Ecke Leipziger Straße / Friedrichstraße führte, und besuchte das Französische Gymnasium Berlin in Reinickendorf. Mit Beginn des Dritten Reichs wanderte die jüdische Familie 1934 nach England aus.
Dort besuchte Adam die St. Paul's School in London und dann das University College London und die Bartlett School of Architecture, um Architekt zu werden. 1940 meldete sich der damals 19-Jährige im Zweiten Weltkrieg zur Royal Air Force und war damit nur einer von drei deutschstämmigen RAF-Piloten wärend des Krieges.
1948 fand er Arbeit in der Filmindustrie, als er als Entwurfszeichner für den britischen Kriminalfilm "This Was a Woman" von 1948 wirkte. Für diesen wie für viele weitere Streifen in den kommenden Jahren wurde sein Name im Vor- oder Abspann häufig noch nicht genannt. 1952 tauchte sein Name erstmals bei dem US-Abenteuerfilm "The Crimson Pirate" ("Der rote Korsar") mit Burt Lancaster als "assistierender Ausstatter" auf. Ab 1956 mit dem "Oscar"-Gewinner "Around the World in Eighty Days" ("In 80 Tagen um die Welt") dann regelmäßig. Bereits für diesen erhielt er 1957 seine erste Academy Awards-Nominierung und wirkte in der Folge an ganz diversen Produktionen wie dem Horrorfilm "Night of the Demon" ("Der Fluch des Dämonen") von 1957 und dem biblischen Epos "Ben-Hur" (ohne Namensnennung) von 1959 mit.
1962 nahm seine Karriere dann die entscheidende Wendung, als er von Harry Saltzman und Albert Broccoli für den ersten James Bond-Film "Dr. No" für das Produktionsdesign engagiert wurde und mit dem Hauptquartier des Schurken gleich eine unvergessliche Duftmarke setzte. Mit "Goldfinger" von 1964, "Thunderball" von 1965, "You Only Live Twice" von 1967, "Diamonds Are Forever" von 1971, "The Spy Who Loved Me" von 1977 und "Moonraker" von 1979 folgten weitere 007-Abenteuer, in denen der Ausstatter teils gigantische Drehorte entwarf wie Fort Knox in "Goldfinger", die in einem Vulkankrater verborgene Rakentenabschussstation in "You Only Live Twice", den Supertanker in "The Spy Who Loved Me" oder die Raumstation in "Moonraker". Der britische Journalist Johnny Dee schrieb 2005: "Seine Drehorte für die sieben Bond-Filme sind so ikonisch wie die Filme selbst und haben die Messlatte für Blockbuster gelegt."
Weitere wichtige Werke von Ken Adam sind "Dr. Strangelove" ("Dr. Seltsam") von Stanley Kubrick aus dem Jahr 1964, für den er den Britischen Filmpreis erhielt, "Barry Lyndon", ebenfalls von Kubrick aus dem Jahr 1975, für den er seinen ersten "Oscar" erhielt. Zwei weitere Nominierungen folgten für "The Spy Who Loved Me" und "Addams Family Values" ("Die Addams Family in verrückter Tradition") von 1993, bevor er 1995 für seine Arbeit an dem britischen Drama "The Madness of King George" erneut den Academy Award erhielt. Sein letzter Filmbeitrag ist das deutsche Drama "Taking Sides" aus dem Jahr 2001.
2003 wurde Ken Adam, der inzwischen britischer Staatsbürger war, für seine Verdienste um die Filmindustrie und die Englisch-deutschen Beziehungen zum Ritter geschlagen. 2012 vermachte er seine gesamte Arbeit, darunter etwa 4000 Entwürfe, der Deutschen Kinemathek in Berlin. Am 10. März verstarb er nun nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt in seinem Londoner Zuhause. Er hinterlässt seine Frau Maria Laetitzia, mit der er seit 1952 verheiratet war.