"Die Nacht der Generale", Arte, 20:15 Uhr
1942 wird im von den Deutschen besetzten Warschau eine polnische Prostituierte ermordet. Der Verdacht fällt auf drei deutsche Generäle (Charles Gray, Donald Pleasance und Peter O'Toole), und Major Grau (Omar Sharif) vom deutschen Geheimdienst versucht inmitten der während des Krieges begangenen Abscheulichkeiten Gerechtigkeit herzustellen.
Der deutsche Bestseller-Autor Hans Hellmut Kirst konnte 1962 mit seinem Roman "Die Nacht der Generale" einen Welterfolg landen, der auch die Filmindustrie auf das Buch aufmerksam werden ließ. Der renommierte US-Produzent Sam Spiegel ("Lawrence of Arabia") erwarb die Rechte und engagierte für diesen britischen Kriminalfilm vor historischer Kulisse den aus der Ukraine stammenden, aber schon seit den Dreißigern international arbeitenden Anatole Litvak ("Anastasia"). Dieser konnte viele Szenen vor Ort in Warschau drehen, was in Zeiten des Kalten Krieges außergewöhnlich war.
Die Figur des General Tanz, dem der starke Peter O'Toole geniale Präsenz verlieh, basierte dabei auf der wahren Figur des SS-Standartenführers und Kriegsverbrechers Joachim Peiper. O'Toole erhielt für seine Leistung den Italienischen Filmpreis als "Bester fremdsprachiger Schauspieler".
Über den spannenden und gut gespielten Streifen aus dem Jahr 1967, der allerdings etwas viel in seine überlange Spielzeit hineinpacken will - so die Verschwörung des Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 - befindet ein schottischer Zuschauer: "Ein exzellenter Film voller Intrigen und Spannung, der zu den wenigen gehört, die historische Fakten und Erfindungen bewundernswert erfolgreich zu verbinden wissen."
"Wer ist Hanna?", Pro7, 21:55 Uhr
Ein 16-jähriges Mädchen (Saoirse Ronan) wird von ihrem Vater (Eric Bana) zur perfekten Attentäterin ausgebildet. Ihr Ziel: Eine rücksichtslose Geheimagentin (Cate Blanchett) auszuschalten, die es auf das Leben von Vater und Tochter abgesehen hat.
Ein ziemlicher Sprung für den englischen Regisseur Joe Wright, der bis dahin mit sehr gesetzten Werken wie "Stolz und Vorurteil" oder "Abbitte" geglänzt hatte. Mit "Hanna" kredenzte er 2011 kinetisch aufgeladene Action, die auch in den Studios in Babelsberg gedreht wurde. Ihm gelang eine coole, einmalige Version eines Rache-Thrillers, auf viele Märchen anspielend, unterlegt mit pulsierender Filmmusik von The Chemical Brothers. Die großartigen schauspielerischen Leistungen - insbesondere von Titelheldin Ronan, die damals tatsächlich 16 Jahre alt war - und die knackig choreographierten Action-Szenen machen das Sehvergnügen komplett.
Im Kino wollten trotz der recht guten Kritiken leider zu wenige Zuschauer wissen, wer Hanna ist. Das lässt sich heute Abend vor dem Fernseher nachholen. "Ein perfektes Beispiel dafür, wie visuelles Filmemachen eine eigentlich unterdurchschnittliche Geschichte auf ein neues Level heben kann", lobte Kritiker Tom Clift für "Moviedex".
"Eins, zwei, drei", 3sat, 22:00 Uhr
Einem Coca Cola-Manager (James Cagney) wird im geteilten, aber noch nicht durch die Mauer getrennten Nachkriegs-Berlin die Aufgabe übertragen, sich um die vergnügungstolle Tochter (Pamela Tiffin) seines Bosses (Howard St. John) zu kümmern.
Richtiges Timing ist das Rezept für eine erfolgreiche Komödie. Insofern muss es Billy Wilder ("Some Like It Hot") wie ein böser Scherz vorgekommen sein, dass seine so zeitgemäße Komödie "One, Two, Three" von einem auf den anderen Tag aus der Zeit gefallen schien - und der entsprechende Misserfolg an den Kinokassen eigentlich schon während der Dreharbeiten feststand.
Der österreichische Hollywood-Regisseur hatte sich entschieden, den Einakter "Egy, ketto, harom" des ungarischen Autors Ferenc Molnár aus dem Jahr 1929 zu adaptieren, mit dem sich dieser über den Turbo-Kapitalismus amerikanischer Prägung lustig gemacht hatte, und die Handlung in die 1961 heißeste Stadt der Welt zu verlegen und auch dort zu drehen: Berlin. Damals zwar in einen Ost- und vier Westsektoren getrennt, aber noch nicht durch die Mauer zerschnitten.
Wilder schrieb mit seinem langjährigen Drehbuchpartner I.A.L. Diamond ein Drehbuch, das sich über alles und jeden lustig machte, der ihnen unter die Schreibmaschinen-Lettern kam: Amerikaner, Sowjets, Westdeutsche und Ostdeutsche bekamen alle ihr Fett weg in einer Wirbelwind-Komödie. Der Anspruch des Filmemachers: "Wir wollten die schnellste Komödie aller Zeiten drehen."
Das Problem: Mitten in den seit Juni 1961 dauernden Dreharbeiten ließ die DDR-Regierung die Mauer bauen. Das warf die Produktion zweifach aus der Bahn: Zum Einen konnte man jetzt nicht mehr am Brandenburger Tor drehen, sondern musste es im Filmstudio in München-Geiselgasteig nachbauen und dort filmen. Den Rest hatte man sowieso nicht im sowjetischen Sektor filmen können: So sehen geschulte Augen selbst in den in Ost-Berlin spielenden Szenen die Matthäus-Kirche im Tiergarten und die Ruinen des Anhalter Bahnhofs in Kreuzberg im Hintergrund.
Zum Zweiten musste überlegt werden, wie man den Kinobesuchern nun eine Geschichte präsentieren wollte, die noch darauf baute, dass man sich in Berlin frei bewegen konnte. Wilder änderte sein Werk nur dahingehend, dass er dem Film einen kleinen, von Cagney gesprochenen Prolog voranstellte, der klarstellte, dass die Geschichte vor dem Mauerbau spielte. Das reichte indes nicht. Nach Lachen war in Bezug auf Berlin nach dem 13. August 1961 niemand mehr zumute, und "One, Two, Three" floppte. In Deutschland wetterte die Berliner Boulevardzeitung über den "scheußlichen Film über Berlin".
In den USA - wo man von den sensiblen deutschen Empfindungen bezüglich der geteilten Stadt entfernt war - sah man das schon realistischer: "Eine temporeiche, schrille, bissige und zugleich leichtherzige Farce, vollgestopft mit aktuellen Gags und gewürzt mit satirischen Obertönen. Sie ist so furios schlagfertig, dass die Witze sich gegenseitig überholen", schrieb "Variety".
Aber sowohl das, als auch eine "Oscar"-Nominierung für Kameramann Daniel Fapp und zwei Golden Globe-Nominierungen als "Bester Film" und für Pamela Tiffin als "Beste Nebendarstellerin" bewahrten die United Artists-Produktion nicht vor dem Reinfall an den US-Kinokassen. Als der Streifen mit rund 20 Jahren Verspätung 1985 nochmal in die West-Berliner Kinos kam, standen die Zuschauer Schlange. Schlechtes Timing eben.
Ein Zuschauer aus Texas schreibt: "Diese ausgelassene Komödie wird mit jedem Sehen besser. James Cagney, der beweist, dass seine schauspielerische Bandbreite endlos ist, bringt sich mit einer superben Leistung in diesen unberechenbaren und extrem schnellen Film ein. Das Ganze geht reibungslos bis zum letzten Gag über die Bühne. Als Extras gibt es noch einige großartige Anspielungen. Ein Klassiker und eine weitere Perle von Billy Wilder."
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