"Captain Phillips", RTL, 20:15 Uhr
Die wahre Geschichte von Captain Richard Phillips (Tom Hanks) und der Kaperung seines unter US-Flagge fahrenden Frachtschiffes 2009 durch somalische Piraten - das erste Mal seit 200 Jahren, dass ein US-Handelsschiff geentert wurde.
Am 8. April 2009, 440 Kilometer vor der somalischen Küste, enterten somalische Piraten das Handelsschiff MV Maersk Alabama. Durch das besonnene Vorgehen des damals 53 Jahre alten, erfahrenen Kapitäns Richard Phillips gelang es, die Kaperung ohne Todesfälle auf Seiten der Amerikaner zu überstehen. Der Seemann verarbeitete die Geschehnisse ein Jahr darauf in seinem Buch "A Captain's Duty: Somali Pirates, Navy SEALs, and Dangerous Days at Sea". Columbia Pictures erwarben die Verfilmungsrechte und engagierten den britischen Regisseur Paul Greengrass, es für 55 Millionen Dollar auf die Leinwand zu bringen.
Für die Rolle der somalischen Piraten organisierte das Filmstudio ein weltweites Casting und wählte 2011 in der letzten Runde aus rund 700 Bewerbern Barkhad Abdi, Barkhad Abdirahman, Faysal Ahmed und Mahat M. Ali aus. Greengras ließ diese erst bei der ersten gemeinsamen Szene auf Tom Hanks und die amerikanischen Schauspieler treffen, um die Spannung zwischen den Akteuren zu erhöhen. Gefilmt wurde vor der Küste Maltas auf echten Schiffen, wobei auch mit einer sorgfältigen Vorbereitung auf die korrekte Darstellung der Geschehnisse wert gelegt wurde. Letztlich entspricht das, was Greengras und sein Drehbuchautor Billy Ray zeigen, in etwa dem, wie es sich in der Realität zugetragen hat.
Der kluge, stark gespielte und unglaublich intensive Thriller bot Hanks die Gelegenheit für eine weitere brillante Darstellung und wurde 2013 mit weltweit 218 Millionen Dollar ein Erfolg. Er landete auf zahlreichen Jahresbestenlisten und wurde für über 100 Preise nominiert, darunter sechs "Oscars": Als "Bester Film", für das "Beste adaptierte Drehbuch", für den "Besten Schnitt", den "Besten Tonschnitt", die "Beste Tonmischung" und Barkhad Abdi als "Bester Nebendarsteller".
Kritiker Russell Hainline lobte in "Movie Mezzanine": "Geschichtenerzählen in Reinform. Der Film funkioniert als reiner Thriller, aber erreicht dabei nuancierte Charakterzeichnungen und thematische Komplexität."
"Sinn und Sinnlichkeit", Arte, 20:15 Uhr
Ein im Milieu des englischen Landadels im ausgehenden 18. Jahrhundert spielende Geschichte um zwei charakterlich gegensätzliche Schwestern (Emma Thompson und Kate Winslet) und deren Liebeskonflikte.
Der Film, mit dem Emma Thompson und Ang Lee bewiesen, dass die Verfilmung eines Jane Austen-Romans aus dem Jahr 1811 ein Massenpublikum erreichen kann. Eine Produktion, die in vielerlei Hinsicht ein Wagnis war, deren kreative Entscheidungen sich aber alle buchstäblich bezahlt machen sollten.
Seit 1940 und "Pride and Prejudice" hatte es keine große Produktion eines Austen-Buches mehr auf die Leinwand geschafft, lediglich im Fernsehen war die ein oder andere Mini-Serie zu sehen gewesen. Die amerikanische Produzentin Lindsay Doran ("Eine zauberhafte Nanny") fand, es sei an der Zeit, dies zu ändern. Sie war seit ihrem College-Studium ein Fan des Romans "Sense and Sensibility" und versuchte in den Achtzigern vergeblich, eine verfilmbare Romanadaption zu finden. Doch die eingereichten Drehbuchentwürfe konnten Doran nicht überzeugen: "Die komischen waren nicht romantisch genug, die romantischen waren nicht witzig."
Bei den Dreharbeiten zu "Dead Again" ("Schatten der Vergangenheit") traf die Prouzentin 1990 auf Emma Thompson, sebst eine Verehrerin der Jane Austen-Romane. Die Schauspielerin erklärte sich bereit, ein Skript zu verfassen, an dem sie die nächsten fünf Jahre arbeiten sollte. Das Drehbuch hatte dann eine solch vorzügliche Qualität, dass es gelang, eine herausragende Garde britischer Darsteller für die Columbia-Produktion zu gewinnen: Neben Thompson selbst wirkten Imelda Staunton, Hugh Grant, Alan Rickman, Hugh Laurie, Tom Wilkinson, Robert Hardy, James Fleet und Greg Wise mit. Für die Hauptrolle der zweiten Schwester besetzte man die damals noch unbekannte 19-jährige Kate Winslet.
Für den Regieposten entschieden sich die Produzenten für diesen ur-britischen Stoff absolut ungewöhnlich: Der Taiwanese Ang Lee sollte in seiner ersten US-Produktion die Geschichte um Leben und Lieben in den höheren Kreisen des britischen Landadels Ende des 18. Jahrhunderts in Szene setzen. Von dem Roman hatte der Filmemacher noch nie etwas gehört, bevor ihm Thompson's Drehbuch zugesendet worden war. Doch Produzentin Doran befand, dass Lee's taiwanesischen Werke "Das Hochzeitsbankett" und "Eat Man Drink Woman" komplexe Familienbeziehungen in einem sozialen Kontext gezeigt hatten und sich somit auch bestens für die Verfilmung von "Sense and Sensibility" eigneten. Auch strebte man einen kosmopolitischen Ansatz an, um der Gefahr zu entgehen, "nur einen kleinen englischen Film" zu drehen.
16 Millionen Dollar wurden Ang Lee zur Verfügung gestellt, die er bei Dreharbeiten in London und in verschiedenen Herrenhäusern im Westen Englands nutzte. Gewisse Anlaufschwierigkeiten zwischen dem asiatischen Regisseur und seiner amerikanisch-britischen Crew und Besetzung gab es zwar, aber dennoch schaffte es der Filmemacher erstaunlich zielsicher, die wohl bis heute beste Jane Austen-Adaption zu inszenieren, voller grandioser Landschaftsaufnahmen und mit glanzvollen schauspielerischen Leistungen.
Die ungewöhnlich flotte und sehr witzige Verfilmung des Stoffes profitierte dabei doppelt von Emma Thompson. Zum Einen natürlich durch ihr hervorragendes Drehbuch, zum Anderen aber auch durch ihre fein austarierte Darstellung einer Rolle, für welche die damals 35-Jährige eigentlich schon viel zu alt war - ihre Elionor ist im Buch 19 Jahre alt.
Mit einem weltweiten Umsatz von 134 Millionen Dollar wurde das Drama ein großer Erfolg. Bei der Berlinale erhielt der Streifen den "Goldenen Bären" und bei den Academy Awards ebekam Emma den "Oscar" für ihr Drehbuch. Dazu war der Film selbst als bester des Jahres nominiert, Thompson als "Beste Hauptdarstellerin", Kate Winslet als "Beste Nebendarstellerin", für die "Beste Kamera", die "Beste Musik" und die "Besten Kostüme".
Ein dänischer Zuschauer schreibt: "Der Film hält sich an den Roman, aber Emma Thompson's Drehbuch ist auch aus eigenem Recht eine feine Arbeit, mit vielen Auslassungen und Hinzufügungen von Szenen. Die Schauspieler sind großartig, ebenso wie die Ausstattung, die Musik oder die phantastischen Bildkompositionen. Jedem, der emotional subtile Filme mag, sei dieser wegen seiner Geschichte, seinem Witz, der Darstellung der Periode und der Bilder empfohlen."
"Hurricane", 3sat, 23:15 Uhr
Die Geschichte von Rubin "Hurricane" Carter (Denzel Washington), einem Boxer, der fälschlicher Weise für einen Mord zu lebenslanger Haft verurteilt worden ist, und den Menschen, die ihm helfen, seine Unschuld zu beweisen.
Denzel Washington hat schon eine ganze Reihe bemerkenswerter Leistungen abgeliefert - die Darstellung des Titelcharakters ist eine seiner stärksten und macht aus der von Norman Jewison konventionell erzählten Biographie erst das inspirierende und bewegende Drama, das 1999 für Aufmerksamkeit sorgte und einige Preise erhielt - hauptsächlich für den Hauptdarsteller selbst, der für den "Oscar" nominiert wurde, den Golden Globe gewann und auf der Berlinale den Silbernen Bären erhielt.
Regisseur Jewison war seit 1992 an einer Verfilmung der Lebensgeschichte des Boxers Ruben Carter interessiert, der 1967 und 1976 wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden war und bis 1985, als ein Richter das Urteil außer Kraft setzte und den dann 48-Jährigen frei ließ, im Gefängnis saß. Carter selbst hatte seine Geschichte bereits 1974 aus dem Gefängnis heraus als "The Sixteenth Round: From Number 1 Contender To #45472" veröffentlicht; 1991 kam das Buch "Lazarus and the Hurricane: The Freeing of Rubin 'Hurricane' Carter" von Sam Chaiton and Terry Swinton heraus, durch das Jewison auf den Fall als potentiellen Filmstoff aufmerksam wurde.
Denzel Washington arbeitete mit Rubin Carter zusammen, um für die Boxszenen zu trainieren. Carter scherzte, er habe "gar nicht gewusst, wie gut ich aussehe", als er Denzel auf der Leinwand gesehen hatte. Gedreht wurde die Universal Pictures-Produktion für 50 Millionen Dollar im US-Bundesstaat New Jersey, darunter im East Jersey Staatsgefängnis in Trenton, und in Toronto.
Der Film zeigt Carter's Fall als eine Unrechtsgeschichte, die durch Rassismus gegen den afro-amerikanischen Boxer ausgelöst wurde. Das liegt in einer Linie mit einem Werk wie "In the Heat of the Night", mit dem Jewison bereits 1967 Rassismus thematisiert hatte. Aber dazu streckten die Filmemacher die Fakten, was in der Presse kontrovers diskutiert wurde. Carter's kriminelle Vergangenheit wird nur angedeutet, andere Ereignisse wie ein zu seinen Ungunsten wegen korrupter Preisrichter verlorener Kampf, wie zu Beginn des Films gezeigt, entsprechen nicht den wahren Geschehnissen. Letztlich lief "The Hurricane" mit weltweit 74 Millionen Dollar mäßig erfolgreich.
Ein Zuschauer aus San Francisco lobt: "Denzel Washington ist einer der größten Schauspieler unserer Zeit, was dieser Film nur untermauert. Dieser Bursche kann alles spielen, vom Sklaven bis zum Bürgerrechtsanführer, vom korrupten Polizisten bis zu einem zu Unrecht verurteilten Boxer. Dieser Film ist gewaltig."
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