"Die Insel", Pro7, 20:15 Uhr
Ein junger Mann (Ewan McGregor), der als Klon von einem Biopharma-Konzern gezüchtet wurde, um als Organ-Ersatzteillager zu dienen, flieht mit seiner Geliebten (Scarlett Johansson) aus der künstlichen Welt, die seine Hersteller für ihre "Produkte" geschaffen haben.
Michael Bay ist der König Midas des Kinos - er kann jede Scheiße zu Gold machen. Vor zwei Jahren war sein "Transformers 4" der mit Abstand erfolgreichste Film weltweit - und man wird lange suchen müssen, um jemanden zu finden, der das plausibel erklären kann. Doch für jede Regel gibt es eine Ausnahme. Und so hat auch Bay durchaus schon mal schwer daneben gelegen. Aktuell findet sein Thriller "13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi" nur mäßig Zuschauer, und "The Island" floppte 2005 in den USA kolossal: Das 126 Millionen Dollar teure Werk, für das sich DreamWorks und Warner Brothers zusammen getan hatten, konnte dort nur 35 Millionen Dollar umsetzen. Ironischerweise ist gerade dieser Science Fiction-Film nicht gerade einer seiner schwächsten Streifen.
"The Island" ist eine laute und bombastische Mischung aus "THX 1183", "Logan's Run" und "Coma", bei der Bay schon nach einer halben Stunde das Interesse an den Anti-Utopie-Elementen seiner Handlung verliert und lieber wieder auf spektakuläre Verfolgungsjagden und Explosionen setzt.
Kritiker Nev Pierce erklärte für die BBC: "Es gibt viel in den intimeren, um die Charaktere kreisenden Momenten zu genießen - falls man mit der unerbittlichen, aufgeblasenen Action, die sie umgibt, zurechtkommt."
"Die Ehe der Maria Braun", 3sat, 20:15 Uhr
Eine Witwe (Hanna Schygulla) versucht im Nachkriegsdeutschland über die Runden zu kommen.
Wieder der Beweis, dass chaotische Dreharbeiten nicht zwingend in einen schlechten Film münden müssen. Dieses Drama aus dem Jahr 1979 wurde einer von Rainer Werner Fassbinder's künstlerisch besten Filmen und sein kommerziell erfolgreichster überhaupt. Das Werk, das ihm die Türen zu den Filmproduzenten öffnete, die auf einmal seine Nähe suchten, und mit dem er laut Francois Truffaut "aus dem Elfenbeinturm der Cinephilen" heraustrat.
Die Idee zu dem Film ergab sich aus dem von Fassbinder und Regiekollegen Alexander Kluge konzipierten Fernsehprojekt "Die Ehen unserer Eltern". Der Filmemacher hatte die Idee für einen Streifen, der als Beziehungsgeschichte aus Sicht einer Frau à la Douglas Sirk's Melodramen der Fünfziger einen distanziert-pessimistischen Blick auf die westdeutsche Nachkriegszeit werfen sollte. Fassbinder schrieb einen Drehbuchentwurf, den er im Frühjahr 1977 seinem Produzenten und Drehbuchautoren Peter Märtersheimer zuleitete, der daraus mit seiner Freundin Pea Fröhlich ein Skript verfasste.
Für die Hauptrollen wollten die Produzenten eine spektakuläre Besetzung mit Romy Schneider und Yves Montand. Doch Schneider stellte zu hohe Gagenforderungen, und Montand zeigte sich nur an einer Rolle interessiert, die man bereits Klaus Löwitsch versprochen hatte. So setzte man sich mit Hanna Schygulla kleiner, musste dies aber nicht bereuen, denn die damals 35-Jährige machte die Titelrolle zu der ihren und lieferte eine triumphale Leistung ab.
Um den Film zu finanzieren, musste ein Konglomerat von Partnern zusammengezimmert werden, das von Anfang an unter keinem guten Stern stand, noch während der Dreharbeiten im Streit und dann gerichtlichen Auseinandersetzungen um Gewinnbeteiligungen auseinander flog und die Dreharbeiten, die im Januar 1978 in Coburg begonnen hatten, permanent bedrohte.
Nicht einfacher wurde das Ganze durch Rainer Werner selbst, der unter dem Stress stand, sein Drehbuch für die geplante Fernsehserie "Berlin Alexanderplaz" fertig zu stellen. So drehte der Regisseur des Tages "Die Ehe der Maria Braun" und schrieb nachts am Drehbuch zu der Mammutserie. Um dieses Pensum durchzuhalten, komsumierte er große Mengen Kokain und forderte täglich Bargeld von den Produzenten, um immer Nachschub besorgen zu können. Über diese chaotische Arbeitsweise zerbrach die bewährte Zusammenarbeit mit Kameramann Michael Ballhaus, der danach nicht wieder mit Fassbinder zusammen arbeiten wollte. Schließlich entließ der Filmemacher einen großen Teil der Crew, brach die Zelte in Coburg ab und zog für die letzten Drehtage nach Berlin.
Doch das Chaos konnte dem künstlerischen Genie Fassbinders offenbar nichts anhaben. Als er die fertige Fassung den Produzenten zeigte, waren die so begeistert, dass sie den Film zur Berlinale 1979 einreichten. Dort gewann er zwar nicht den Hauptpreis des Goldenen Bären - es siegte unerklärlicherweise das heute vergessene Drama "David" von Peter Lilienthal, aber Hanna Schygulla wurde mit dem Silbernen Bären geehrt. Und dass die Leser der "Berliner Morgenpost" in ihrer Abstimmung "Die Ehe der Maria Braun" zum besten Film wählten, gab einen Vorgeschmack auf die Popularität des Werkes, das im Jahr darauf sogar für den Golden Globe als "Bester nicht englischsprachiger Film" nominiert werden sollte.
An den Kinokassen spielte der Streifen 4 Millionen Mark ein, startete 1981 sogar in den DDR-Kinos, wurde in 25 Länder exportiert und erreichte in den USA 1,8 Millionen Dollar. Bei den Deutschen Filmpreisen wurden Fassbinder, Schygulla, Gisela Uhlen als "Beste Nebendarstellerin" und die "Beste Ausstattung" prämiert. Ein Triumph aller Orten. 2003 nahm die Expertenkommission der Bundeszentrale für politische Bildung "Die Ehe der Maria Braun" in den Filmkanon auf.
Und völlig zurecht: Der schauspielerisch hervorragende Film verknüpft das Einzelschicksal mit der frühen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Entwicklung zur egoistischen, mitleidlosen Gesellschaft, gekennzeichnet durch Maria's Zeile im Film: "Es ist eine schlechte Zeit für Gefühle." Fassbinder zeigt, dass die deutsche Nachkriegsgeschichte trotz aller Brüche eine Kontinuität aufweist: Die Mentalität der Kleinbürger, die Obrigkeitshörigkeit und das Spießertum. Er sieht dabei die Verdrängungsmechanismen der fünfziger Jahre als Treibsatz für die gesellschaftliche Explosion in den Sechzigern, die zur Entstehungszeit des Films bereits wieder einer resignierten Ernüchterung gewichen war.
Ein Zuschauer aus San Francisco meint: "Ehemalige Nazis leben in ausgebomten Häusern, und der Film soll wunderschön und zart sein? Ich kann das auch nicht erklären, aber man muss ihn einfach sehen, um das zu verstehen."
"Coach Carter", Sat1, 22:05 Uhr
Basketball-Trainer Ken Carter (Samuel L. Jackson) provoziert eine Kontroverse, als er sein erfolgreiches High School-Team auf die Bank verbannt, weil sie nicht wie vereinbart ausreichende Schulleistungen erbracht haben.
Dieses Drama aus dem Jahr 2005 basiert auf wahren Geschehnissen, die sich 1999 an der kalifornischen Richmond High School abgespielt hatten. John Gatins und Mark Schwahn, die 2003 bereits die ebenfalls im High School-Basketball-Milieu spielende Fernsehserie "One Tree Hill" ersonnen hatten, schrieben das Drehbuch, das Thomas Carter ("When the Game Stands Tall") für 30 Millionen Dollar für MTV Films vor Ort in Kalifornien inszenierte.
Besonders originell ist der Handlungsverlauf nicht, aber der Streifen ist dennoch wirkungsvoll und voller Energie, hauptsächlich wegen der starken Leistung von Hauptdarsteller Samuel L. Jackson. In den USA erhielt "Coach Carter" freundliche Besprechungen und wurde mit 67 Millionen Dollar ein Erfolg.
Ein britischer Zuschauer lobt: "Ich habe von dem Film nicht viel erwartet - und am Ende des Streifens hätte ich beinahe geheult. Da war ich nicht der Einzige. Ich schätze, dass von den 80 Leuten, die im Kino saßen, 75 geweint haben. Ein inspirierender, trauriger Film über so viel mehr als Basketball."
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