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Filmstarts Deutschland: Der etwas andere Superheld

"Deadpool", "Sisters" und "Dirty Grandpa" lassen es krachen

Der größte Film der neuen Kinowoche ist zugleich auch der beste und eine echte Empfehlung: Mit "Deadpool" ist Hollywood mal wieder eine unterhaltsame Comic-Verfilmung geglückt, die sich selbst nicht zu ernst nimmt und mehr Lacher garantiert als mit Sicherheit der fürchterliche "Dirty Grandpa" oder vielleicht sogar "Sisters", die Komödie mit dem Doppelpack Tina Fey und Amy Poehler.

"Deadpool"

Science Fiction-Film
USA
108 Minuten
FSK 16

Marvel Comic-Verfilmung über einen ehemaligen Elitesoldaten (Ryan Reynolds), der durch ein medizinisches Experiment unglaubliche Selbstheilungskräfte erhält. Als Superheld Deadpool tritt er nun gegen seinen Erzfeind (Ed Skrein) an. Der Film, der "Hancock" hätte sein können - das ultimative Anti-Helden-Abenteuer - kommt nun via 20th Century Fox in Gestalt von "Deadpool", der auf den seit 1991 entstandenen Comics fußt. Ryan Reynolds, der 2011 als "Green Lantern" bereits erfolgreich, aber nicht erfolgreich genug, in einer Comic-Rolle zu sehen war, hat seitdem Schwierigkeiten, ein Publikum zu finden. Mit diesem schnellen, witzigen und fröhlich profanen Streifen, indem der Held ständig das Publikum addressiert (und am Ende auffordert, das Kino ordentlich zu verlassen), könnte Reynolds seinen Erfolgspart gefunden haben. Regisseur Tim Miller ist mit seinem Debut ein äußerst unterhaltsames Werk gelungen, das definitiv nichts für die ganze Familie ist. Die Kritiker, das Publikum und unser Rezensent Carsten Moll sind begeistert: "Dieses ironisch-absurde Action-Spektakel kann vor allem dank des großartigen Ryan Reynolds in der Hauptrolle überzeugen." Unsere Empfehlung: Reingehen!

"Sisters"
Komödie
USA
118 Minuten
FSK 12

US-Komödie über zwei ungleiche Schwestern (Tina Fey und Amy Poehler), die in ihrem Elternhaus eine letzte große Party feiern wollen, bevor es verkauft wird. Die Feier gerät allerdings ziemlich außer Kontrolle, was der Film von Jason Moore ("Pitch Perfect") genüsslich schildert. Bisher hat die Universal Pictures-Komödie nur in den USA gezogen, wo Tina Fey und Amy Poehler dank ihrer Fernsehrrollen dem Massenpublikum präsenter sind als jenseits des Atlantiks. Es ist die Frage, ob "Sisters" dies ändern wird: Auf der einen Seiten wird die beißende Mischung aus Pathos und Anstößigkeiten von der überschäumenden Chemie der beiden Hauptdarstellerinnen, die im wahren Leben befreundet sind, getragen. Auf der anderen Seite hat der Film nicht übermäßig viele gute Lacher zu bieten und streckt sich enorm, um eine Spieldauer von fast zwei Stunden zu erreichen, die durch wenig gerechtfertigt scheint. Unsere Kritikerin Bianka Piringer fand es wie der Rest der Zunft gebremst sehenswert: "Wenn sich die Feiernden mit dem Comedy-Duo Amy Poehler und Tina Fey an der Spitze das Korsett der Vernunft vom Leibe reißen, hat der Film seine starken Momente, ansonsten aber wirkt die dünne Story mit heißer Nadel gestrickt."

"Dirty Grandpa"
Komödie
USA
101 Minuten
FSK 12

US-Komödie über einen gerade verwitweten Pensionär (Robert De Niro), der gemeinsam mit seinem erwachsenen Enkel (Zac Efron) zum "Spring Break" nach Florida fährt, um sich dort Exzessen aller Art hinzugeben. Schon jetzt steht für viele fest, welcher Film am Ende des Jahres in den Top Ten der schlechtsten Filme 2016 landen wird - es ist diese klamaukige, juvenile Verirrung. Wahrscheinlich haben alle Beteiligten beim Drehen viel Spaß gehabt, aber der homophobe, sich in endlosen Schimpfwörtern und sexualisierter Sprache ergehenden Klamauk, den Constantin Film auf unsere Leinwände loslässt, ist eine Zumutung für den Zuschauer. Dass Robert De Niro es für eine gute Idee gehalten hat, hier mitzuwirken, ist dabei der Fakt, der einen mit noch offenerem Mund das Geschehen auf der Leinwand verfolgen lässt, das Dan Mazer ("Das hält kein Jahr!") zu verantworten hat. "Wie ein Werther's Echtes, das in einen Abwasserkanal geschmissen wurde", finden die Kritiker, die das Werk absolut verrissen haben und es in die Reihe der großen De Niro-Katastrophen wie "New Year's Eve" und "Godsend" einordnen (in denen er aber wenigstens keine Hauptrolle spielte). "Avoid at all costs", heißt es - und unser Kritiker Christopher Diekhaus sieht das kein bisschen anders: "Geschmacklos, uninspiriert zusammengeschustert und kein bisschen komisch – der Film gehört zu den schlechtesten Hollywood-Filmen, die im Frühjahr 2016 auf den deutschen Leinwänden zu sehen sind." Unser Rat: Wegbleiben!

"Die wilden Kerle - Die Legende lebt"
Abenteuer
Deutschland
99 Minuten
FSK 0

Deutscher Kinderfilm über sieben begeisterte Nachwuchs-Kicker, die in einem großen Fußballturnier das "Wilde-Kerle-Land" verteidigen müssen. Seit 2002 gibt es die erfolgreiche Kinderbuchreihe "Die Wilden Kerle", die Autor Joachim Masannek seit 2003 auch ebenso kassenträchtig auf die Leinwände gebracht hat. Inzwischen sind wir bei 14 Bänden und sechs Kinofilmen angelangt. Bei diesem Teil sind erstmals neue Darsteller als "Wilde Kerle" dabei, aber ansonsten hat sich gegenüber den ersten fünf Filmen nicht viel getan - und das Schema zeigt langsam seine Auflösungserscheinungen. Die Kritiker haben jedenfalls nicht viel Gutes über den Walt Disney-Abenteuerfilm zu sagen, inklusive unseres Rezensenten Björn Schneider: "Inhaltsleerer und spannungsarmer, abermaliger Aufguss der auf dem Fußballplatz ausgetragenen "Gut gegen Böse"-Mär mit schwachen Jungdarstellern und gewaltigen dramaturgischen Schwächen." Unser Rat: Wegbleiben!

"69 Tage Hoffnung"

Drama
USA
127 Minuten
FSK 12

US-Drama nach einer wahren Geschichte: 33 Bergleute werden in einer Kupfermine eingeschlossen. 69 Tage lang harren sie unter schwierigsten Bedingungen aus, während über der Erde Rettungskräfte am Werk sind. Die mexikanische Regisseurin Patricia Riggen ("Girl in Progress") hat das Unglück im Jahr 2010 in Chile in Kolumbien mit einer internationalen Besetzung (Antonio Banderas, Juliette Binoche und James Brolin) in Szene gesetzt. Das Warner Brothers-Werk bietet dabei einen angemessenen inspirierenden Tonfall von echtem Heldentum, aber die ergreifende Geschichte und die soliden Darsteller werden durch den unscharfen Schwerpunkt und zu viele Klischees untergraben. Der mit durchwachsenen Kritiken bedachte Streifen ist bisher ein Flop an den Kinokassen. Unser Kritiker Carsten Moll meint: "Während die Inszenierung lediglich solide ist, können die starken Darsteller für einige emotionale Höhepunkte sorgen."

"Nichts passiert"
Drama
Schweiz
88 Minuten
FSK 12

Schweizerisches Drama über einen Familienvater (Devid Striesow), der mit Frau (Maren Eggert) und Tochter (Lotte Becker) sowie der Tochter (Annina Walt) seines Chefs in den Skiurlaub fährt. Als es zu einem Zwischenfall kommt, den der Vater lieber vertuschen will, führt das zu einer unaufhaltsamen Eskalation. Regisseur Micha Lewinsky ("Die Standesbeamtin"), der hier sein eigenes Drehbuch verfilmt und Themen wie Verantwortung, Wahrheit und Schuld ruhig erzählt, dabei aber die Spannung ständig erhöht. Der Film hat gute Kritiken erhalten; unser Rezensent Christopher Diekhaus fand es solide: "Der Film besticht durch eine reizvolle Grundidee und einen bestens aufgelegten Hauptdarsteller, büßt aufgrund aberwitziger Drehbuchvolten in der zweiten Hälfte allerdings einiges von seiner Wirkung ein."

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