"Gefühl und Verführung", 3sat, 22:35 Uhr
In der toskanischen Künstlerkolonie väterlicher Freunde sucht eine 19-jährige Amerikanerin (Liv Tyler) nach dem ihr unbekannten Vater und ersten sexuellen Erfahrungen.
Rund 15 Jahre hatte Bernado Bertolucci keinen Kinofilm mehr in seinem Heimatland gedreht, sondern stattdessen britische Großproduktionen wie "Der letzte Kaiser" oder "Little Buddha" in Szene gesetzt. Mit "Stealing Beauty" (so der Originaltitel) kehrte der damals 54-Jährige 1995 wieder nach Italien zurück, um diese britische Produktion auf Englisch mit internationaler Besetzung zu drehen: Neben Liv Tyler wirkten Rachel Weisz, Sinead Cusack, Joseph Fiennes und Jeremy Irons mit. Gedreht wurde in der Nähe von Chianti auf dem Landsitz des Bildhauers Matthew Spender, dessen Skulpturen im Drama auch zu sehen sind.
Bertolucci strebte eine entspannte, leichte, luftige und vor allem schön photographierte Geschichte an, bei der Kameramann Darius Khondji die Toskana einfing wie den Garten Eden und vor allem Tyler ins rechte Licht rückte. Nicht alle Kritiker goutierten diese Herangehensweise und diskreditierten das Ganze sogar als "Altherren-Phantasie". Insgesamt war dem mit nur gemischten Kritiken bedachten Werk kein großer Erfolg beim Publikum beschieden.
Bei den Italienischen Filmpreisen wurde "Stealing Beauty" 1996 als "Bester Film", für die "Beste Regie", für die "Beste Kamera", für die "Beste Ausstattung" und für den "Besten Schnitt" nominiert.
Eine französische Zuschauerin schreibt: "Man sollte sich nicht von dem Gerede über das Entjungfern, das Liv Tyler im Film anstrebt, ablenken lassen. Dieser Film handelt von so viel mehr: Leben und Tod, dem, was man im Leben anstrebt und was man willens ist, dafür aufzugeben. Das Schöne an diesem Film ist, dass jeder Charakter hier seine eigene Geschichte mit einem Handlungsbogen erhält. Dabei wird der Spielort selbst zu einem Mitspieler, der wunderbar gefilmt wurde, mit satten und vielfältigen Farben. Wer nach diesem Film nicht die Toskana besuchen möchte, mit dem muss etwas nicht stimmen."
"The Matrix Reloaded", Pro7, 22:45 Uhr
Neo (Keanu Reeves) und die Rebellenführer schätzen, dass ihnen noch 72 Stunden bleiben, bevor 250 000 Sonden ihre geheime Stadt Zion entdecken und diese mit ihren Einwohnern zerstören. Währenddessen muss Neo herausfinden, was zu tun ist, um Trinity (Carrie-Ann Moss) vor einem schlimmen Schicksal, von dem er geträumt hat, zu bewahren.
Nach dem Riesenerfolg mit "The Matrix" 1999 schlug die marktwirtschaftliche Gesetzmäßigkeit zu, eine Kuh noch so lange zu melken, bis das Eis bricht. Und dieses Eis war von Anfang an bei dieser Fortsetzung, die zusammen mit dem dritten Teil "The Matrix Revolutions" von März 2001 bis August 2002 gedreht wurde, ziemlich dünn - zumal es auf gleich zwei Teile gestreckt wurde. Dass von Anfang an eine Trilogie geplant war, sah auf jeden Fall nicht so aus, als das Ergebnis in den Kinosälen erschien. Das technische Spektakel war erneut atemberaubend, aber die mäandernde Handlung ließ nicht gerade auf ein wirklich von Anfang an durchdachtes Konzept schließen.
Auf jeden Fall bewiesen die Drehbuchautoren und Regisseure Andy und Larry Wachoswki, dass sie erneut ehrgeizig genug waren, verschiedene philosophische Theorien im Film unterzubringen und teilweise auch direkt ins Bild zu rücken. Das Buch, das zum Öffnen der geheimen Tür benutzt wird, um zum Schlüsselmacher zu gelangen, ist zum Beispiel "Die Welt als Wille und Vorstellung" des deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer.
Wesentlich handfester ging es bei den Dreharbeiten auf einem stillgelegten Flugplatz im kalifornischen Alameda zu, wo die Crew für die Autoverfolgungsjagden eigens ein über zwei Kilometer langes Stück Autobahn errichtete, auf dem sie dann 300 von General Motors gespendete Autos schrotteten. Ansonsten fanden die Dreharbeiten wie beim Vorgänger wieder im australischen Sydney statt.
Für die technisch noch wesentlich umfangreicheren Spezialeffekte gründeten Warner Brothers extra eine eigene Spezialeffektefirma namens ESC Entertainment, wo man an der Weiterentwicklung der bullett time aus dem ersten Part arbeitete. Spezialeffekte-Designer John Gaeta und seinem Team gelang es, "Universal Capture" zu entwickeln, ein Prozess, bei dem in hoher Auflösung detaillierte Aufnahmen von Gesichtern und Gesichtsausdrücken der Schauspieler im Computer verarbeitet wurden und virtuelle Kameraaufnahmen es ermöglichten, Charaktere, Orte und Handlungen komplett digital zu erstellen und mit künstlichen Kamerafahrten aufzunehmen. Ein weiterer Quantensprung für computergenerierte Bilder, die auf der Leinwand erstaunliche Szenen, wie zum Beispiel Reeves' Kampf mit Hunderten von Agent Smiths (Hugo Weaving), hervorbrachten. Das Ganze hatte natürlich seinen Preis: 150 Millionen Dollar kostete die Produktion, nachdem das Original vier Jahre zuvor nur 63 Millionen Dollar teuer gewesen war.
Die Kritiken waren positiv, die Umsätze gigantisch: Mit weltweit 742 Millionen Dollar ist der zweite Teil der Trilogie der erfolgreichste und wurde 2003 zum dritterfolgreichsten Film des Jahres hinter "The Lord of the Rings: The Return of the King" und "Finding Nemo" - und weit vor dem im selben Jahr aufgeführten dritten Part "The Matrix Revolutions", der auf "lediglich" 427 Millionen Dollar kommen sollte. Dass der Film spaltete, zeigte sich an der Nominierung der Wachowski Brothers für eine "Goldene Himbeere" für die "Schlechteste Regie".
Ein Zuschauer aus London findet: "Hut ab vor den Wachowski Brothers, die wieder eine spannende Achterbahnfahrt kreiert haben, die von Anfang bis Ende pure Unterhaltung bietet. Die Spezialeffekte sind sogar noch besser als im ersten Teil und die Charaktere werden wesentlich weiter entwickelt. Wenn auch nicht so stark wie das Original, insbesondere wegen der schleppenden ersten halben Stunde, ist dies doch einer der besten Science Fiction-Filme, den man am besten auf einer großen Leinwand sehen sollte."
"Daybreakers", Pro7, 01:10 Uhr
Im Jahr 2019 hat eine Seuche fast alle Menschen zu Vampiren gemacht. Konfrontiert mit schwindenden Blutvorräten, plant die angeschlagene dominante Rasse ihr Überleben, während ein Forscher (Ethan Hawke) mit einer geheimen Gruppe von Vampiren daran arbeitet, die Menschheit zu retten.
2004 erwarben Lionsgate Films das Drehbuch zu "Daybreakers", das die australischen Brüder Peter und Michael Spierig geschrieben hatten. Den Brüdern, die ein Jahr zuvor mit dem Horrorfilm "Undead" ihr Debut gegeben hatten, gelang es, eine Finanzierung von der Film Finance Corporation Australia zu erhalten und internationale Stars wie Ethan Hawke, Sam Neill und Willem Dafoe zu gewinnen. Die Dreharbeiten fanden schließlich 2007 für umgerechnet 20 Millionen Dollar in Queensland, an der Goldküste und in Brisbane statt. Die Spezialeffekte stellte Peter Jackson's Weta Workshop her. Für die Masken der Schauspieler entschied man sich für einen eher minimalistischen Ansatz.
The Spierig Brothers hatten 2009 Pech, dass sie mit ihrem australischen Horrorfilm in ein bereits sehr voll besetztes Konkurrenzfeld mit zahlreichen Vampirfilmen hineingerieten. Doch ihr Werk war spannend genug und bot einen so originellen Kniff des Genres, um zumindest gemischte Reaktionen bei Kritikern und Publikum hervorzurufen. Zu einem Erfolg an den Kinokassen reichte es indes aber nicht.
Der Film gewann bei den Australischen Filmpreisen für seine Spezialeffekte und war für das "Beste Originaldrehbuch" nominiert. Kritiker Simon Foster lobte für "SBS Australia": "Keine Frage, dass die Produktion superb ist. Das Regieduo hat jeden Zoll seiner Bilder mit erstaunlichen Effekten und ausgeklügeltem Produktionsdesign gefüllt."
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