Die Diskussionen über ethnische Ungleichheiten und Benachteiligungen, wie sie die Academy Awards führen müssen, nachdem deren Mitglieder im zweiten Jahr hintereinander nur weiße Schauspieler nominiert haben, blieben dem diesjährigen Sundance Film Festival erspart. Mit dem Gewinn des Jury- und des Publikumspreises für das Sklaven-Drama "The Birth of a Nation" setzte man am Samstagabend im Gegenteil ein großes Ausrufezeichnen für ethnische Diversifizierung. "Danke, Sundance, dass ihr uns eine Plattform bietet, um zu wachsen - unabhängig von dem, was der Rest Hollywoods so macht", dankte Regisseur Nate Parker bei der Preisverleihung.
Den großen Gewinn hatte sein Film, in welchem er auch mitspielt, indes schon vorher einstreichen können, als Fox Searchlight die Verleihrechte an seinem Werk für die Sundance-Rekordsumme von 17,5 Millionen Dollar erwarben. Zuvor hatte es sieben Jahre gebraucht, den gefeierten Film zu produzieren, weil Parker mühsam das Geld bei unterschiedlichen Finanziers hatte zusammen kratzen müssen.
Ein weiterer Sieger des Festivals, auch in Sachen ethnische Vielfalt, ist "Morris from America" über einen farbigen Vater und dessen Sohn in Deutschland. Der Streifen gewann den Preis für das "Beste Drehbuch" von Regisseur Chad Hartigan, der wiederum weiß ist, und für den "Besten Darsteller" Craig Robinson. Als "Beste Darstellerin" zeichnete die Jury Melanie Lynskey für "The Intervention" aus, ein Ensemble-Drama von Clea DuVall.
Den Preis für den "Besten Dokumentarfilm" errang "Life, Animated", die Geschichte des afro-amerikanischen Regisseurs Roger Ross Williams über ein autistisches Kind. "In einer Zeit von 'Oscars So White' und fehlender Vielfalt in Hollywood, möchte ich mich beim Sundance Institute bedanken, das Regisseure wie mich unterstützt, die sonst nie eine Stimme haben", erklärte Williams. Mit dem Sonderpreis für einen "Gesellschaftlich bedeutenden Dokumentarfilm" gewann eine weitere farbige Filmemacherin: Dawn Porter, die in "Trapped" eine Abtreibungsklinik portraitiert.
Auch zwei asiatische Künstler wurden von den Sundance-Jurys bedacht: Daniel Kwan - zusammen mit seinem Regiepartner Daniel Scheinert - gewann den Preis für die "Beste Regie" für sein Drama "Swiss Army Man". Joe Seo erhielt den "Durchbruch"-Preis für seine Darstellung in "Spa Night", einem Drama über asiatische Homosexuelle in Los Angeles.
Den Preis für den "Besten Dokumentarfilm" bekamen Elyse Steinberg und Josh Kriegman für "Weiner".