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The Matrix mit Keanu Reeves und Carrie-Anne Moss
The Matrix mit Keanu Reeves und Carrie-Anne Moss
© Warner Brothers

TV-Tips für Freitag (29.1.): Folgt dem weißen Kaninchen!

Pro7 zeigt Meisterwerk "The Matrix"

Gleich zwei bahnbrechende Meisterwerke im Spätprogramm, die so leider parallel erscheinen. Die Qual der Wahl zwischen "The Matrix" auf Pro7 und "Apocalypse Now Redux" auf 3sat.

"The Matrix", Pro7, 22:30 Uhr

Ein Computer-Hacker (Keanu Reeves) erfährt von geheimnisvollen Rebellen die Wahrheit über die wahre Natur seines Daseins und seiner Rolle im Krieg gegen dessen Kontrolleure.

In einer Welt, die Religion kennt, stellt sich unweigerlich die Frage: Wie viel ist vorherbestimmt ("Gottes Wille") und wie viel freien Willen gibt es? Und daran schließt sich die Frage an: Ist die Welt nur eine für den Menschen gemachte Illusion, ein gigantisches Puppentheater, bei dem jemand anders die Fäden zieht? Und wie Platon bereits im 4. Jahrhundert vor Christi Geburt in seinem Höhlengleichnis darstellt: Wenn dem so wäre, würde man es wirklich wissen wollen?

Die Wachowski Brothers sind nicht die Ersten gewesen, welche diese Ausgangsfragen zur Grundlage einer Science Fiction-Geschichte gemacht haben. Als Vater der Idee einer Welt, die mit technischen Mitteln als Simulation für deren Bewohner erzeugt worden ist, gilt der Roman "Simulacron-3" von Daniel Galouye aus dem Jahr 1964, den Rainer Werner Fassbinder 1973 als Fernsehzweiteiler "Welt am Draht" verfilmte und der in Hollywood 1999 als "The 13th Floor" von Josef Rusnak adaptiert wurde.

Es ist wohl Glück für die Wachowskis und Warner Brothers gewesen, dass Columbia Pictures mit "The 13th Floor" erst zwei Monate nach "The Matrix" ins Kino kamen, denn sonst hätte möglicherweise bereits ein gewisser Sättigungseffekt der beiden ähnlichen Geschichten zu ihren Lasten eintreten können. Aber so war es umgekehrt: "The 13th Floor" floppte, während "The Matrix" zu Recht Filmgeschichte schrieb und es schaffte, die anspruchsvolle Ausgangsidee mit ihren philosophischen Implikationen einem Massenpublikum schmackhaft zu machen.

Bereits 1994 hatten Andy und Larry Wachowski, damals Endzwanziger aus Chicago, Warner Brothers unter anderem die Drehbuchidee zu "The Matrix" verkauft. Nachdem ihr Regiedebut "Bound" ("Gefesselt") 1996 ein Erfolg bei den Kritikern geworden war, ließ das Filmstudio sie den wesentlich ehrgeizigeren Science Fiction-Film angehen. Um die Nervosität der Manager zu dämpfen, die nicht sicher waren, ob es eine so gute Idee war, zwei jungen Leuten 63 Millionen Dollar anzuvertrauen, um damit einen Streifen mit philosophischen Anspielungen und noch zu entwickelnder Spezialeffekte-Technik zu produzieren, ließen die Filmemacher die Comic-Zeichner Geof Darrow und Steve Skroce einen 600 Seiten langen Comic zeichnen, in der Einstellung für Einstellung des Films vorweggenommen wurde.

Dieses Duo wusste offensichtlich, was es wollte. Zum Beispiel spektakuläre Stunts. Als Fans des Hong Kong-Action-Kinos engagierten sie den chinesischen Martial Arts-Choreographen Yuen Woo-ping, der mit den Darstellern Keanu Reeves, Carrie-Anne Moss, Laurence Fishburne und Hugo Weaving intensiv trainierte - was nicht ohne Verletzungen abging. Auch Stuntmen verletzten sich während der Dreharbeiten in Sydney, bei denen man auch Kulissen des Films "Dark City" von 1998 nutzte.

Darüber hinaus nutzten die Regisseure das Motion Capture-Verfahren, das 2002 mit der Figur des Gollum in "The Two Towers" seinen endgültigen Durchbruch feiern sollte. Hierbei werden menschliche Bewegungen durch Sensorenchips erfasst, vom Computer gespeichert und dann auf künstlich erstellte Mensch-Modelle im Computer übertragen, die dann digital in das konventionell aufgenommene Filmmaterial hineinkopiert werden.

Eine bahnbrechende technische Neuerung, die inzwischen zum festen Repertoire des Kinos gehört, gelang mit dem so genannten Bullet Time-Effekt: Bei diesem speziellen Verfahren der Zeitlupenphotographie schraubte man 122 Spiegelreflexkameras und zwei Filmkameras in einem Kreis rund um den Drehort auf Schienen und löste diese synchronisiert aus. Die Szene kann dann verlangsamt, gestoppt oder rückwärts abgespielt werden und gibt die Illusion einer Zeitverlangsamung.

Ein Glücksfall für das Kino: Die einfallsreichen Visionen der Filmemacher fanden dank der geschickt gefertigten Mischung spektakulärer Action und der bahnbrechender Spezialeffekte ihren idealen Weg auf die Leinwand, um 1999 Publikum und Kritiker zu begeistern. Mit einem Einspiel von weltweit 463 Millionen Dollar wurde das Meisterwerk der vierterfolgreichste Streifen des Jahres. Dazu kamen vier "Oscars" für den "Besten Schnitt", den "Besten Ton", den "Besten Toneffekte-Schnitt" und die "Besten Spezialeffekte" - und das im selben Jahr, in dem "Star Wars: The Phantom Menace" dominierte!

Ein philippinischer Zuschauer schwärmt: "Die Geschichte eines zögerlichen Christus-gleichen Protagonisten vor einem MTV-Hintergrund. Dieser Film ist die definitive Mischung technischer Wunderleistung und Exzellenz der Ideen, die zum Maßstab für alle folgenden Science Fiction-Filme geworden ist."



"Apocalypse Now Redux", 3sat, 22:35 Uhr
Captain Willard (Martin Sheen) wird während des Vietnam-Kriegs auf eine gefährliche Mission nach Kambodscha geschickt, um einen abtrünnigen Oberst (Marlon Brando), der sich zum Gott eines Stammes erklärt hat, umzubringen.

Es gibt genügend Beispiele für Filmemacher, denen ihr Erfolg zu Kopf stieg und die sich in Projekten verloren, die am Ende so wirr waren, dass sie kein Mensch begriff oder sehen wollte ("Zardoz" von John Boorman), oder die sogar ein Hollywood-Studio wie United Artists in den Abgrund rissen ("Heaven's Gate" von Michael Cimino). "Apocalypse Now" ist das perfekte Beispiel für einen solchen Film: Francis Ford Coppola, der Wunderknabe, der nicht fehl gehen konnte - gefeiert für seine zwei "Der Pate"-Filme ebenso wie für "Der Dialog" - machte sich als 37-Jähriger auf, das Thema Vietnam-Krieg anzugehen.

Das gigantomanische Unternehmen geriet völlig aus dem Ruder: Statt fünf Monaten dauerten die Dreharbeiten auf den Philippinen weit über ein Jahr von März 1976 bis Mai 1977. Behindert durch die Zerstörung der Kulissen durch einen Taifun, einen Herzinfarkt des Hauptdarstellers Martin Sheen und das nicht vorausgesehene Übergewicht von Nebendarsteller Marlon Brando, das verhinderte, dass Coppola das eigentlich vorgesehene Ende drehen konnte wie geplant, und der sich dann schwer tat, ein neues zu finden, taumelte die Produktion besorgniserregend ihrem Ende entgegen. Als dann noch Gerüchte die Runde machten, es gebe verschiedene Schnittversionen des Films, weil der Regisseur sein Material nicht in den Griff bekäme und die ersten Pressevorführungen mit ablehnender Resonanz verliefen, schien das Fiasko perfekt. Coppola selbst gab zwischenzeitlich zu, es bestehe nur noch eine Chance von "20 Prozent", dass er den Film fertig stelle - wie in dem großartigen Dokumentarfilm "Hearts of Darkness" von Coppola's Frau Eleonor zu sehen. Die für Mai 1978 vorgesehene Premiere wurde abgeblasen.

Doch ab und zu hält Hollywood ein Happy Ending vor: Mit einem Team von hervorragenden Künstlern wie zum Beispiel Cutter Walter Murch, der bei diesem Film auch die Tonmischung verantwortete und es schaffte, einen in Mono gedrehten Streifen zu einem Dolby Surround-Erlebnis werden zu lassen, brachte man das Projekt auf Kurs. "Apocalypse Now" wurde das erste in Dolby Surround ausgestrahlte Werk. Die 180 Minuten-Fassung, die auf den Filmfestspielen von Cannes im Mai 1979, also zwei Jahre nach Ende der Dreharbeiten, schließlich als "Work in Progress" aufgeführt wurde, erhielt langen Applaus und gewann zusammen mit "Die Blechtrommel" die Goldene Palme.

Die Kritiker waren begeistert, und das hypnotische, halluzinierende, kühne und visionäre Epos wurde ein weltweiter Erfolg: Ein weltweites Einspiel von rund 150 Millionen Dollar machte die 32 Millionen Dollar Kosten (ursprünglich hatte man mit 20 Millionen Dollar kalkuliert) mehr als wett. Für acht "Oscars" nominiert, gewann der Film zwei: Murch für seinen "Besten Ton" (für den "Besten Schnitt" war er ebenfalls nominiert) und Vittorio Storaro für die "Beste Kamera". Heute gilt der Film noch immer als eines der großen Meisterwerke der Kinogeschichte und taucht auf vielen Bestenlisten auf.

3sat zeigt die Redux-Version von 2001, für die der Regisseur 49 Minuten geschnittenes Material wieder in den Film einfügte: Hauptsächlich die Begegnung mit den im Dschungel gestrandeten Playboy Bunnies und die Szene auf der französischen Plantage. Allgemein gilt diese Version als schwächer, weil verwässerter, als das Original. Aber anschauen sollte man ihn sich nichtsdestotrotz.

Ein kanadischer Zuschauer schwärmt: "Mein Lieblingsfilm. Eine beinahe psychedelische Reise an ein sehr surreales Ende, das diesen Film nicht für jeden zugänglich macht. Ein sehr anspruchsvoll anzusehender Film, aber gleichermaßen lohnend."


"Fearless", Pro7, 01:15 Uhr
Das Leben des chinesischen Martial Arts-Meisters Huo Yuanjia (Jet Li), dem Gründer und spirituellen Guru der Jin Wu-Sportvereinigung.

Wenn du die Wahl hast, die Wahrheit oder die Legende zu verfilmen, dann verfilme die Legende. Es macht wahrscheinlich besseres und - im Fall dieses chinesischen Martial Arts-Films aus dem Jahr 2006 - auch erfolgreicheres Kino. Die Filmemacher rund um Regisseur Ronny Yu gaben offen zu, dass sie aus dem reichen Legendentopf geschöpft hatten, nachdem sich Nachkommen von Yuanjia beschwert hatten, der Streifen erzähle kompletten Blödsinn.

Huo Yuanjia - so lautet auch der Originaltitel des Werks - ist in China noch immer eine Heldenfigur. Anfang des 20. Jahrhunderts besiegte er in öffentlichkeitswirksamen Kämpfen ausländische Kämpfer und half so, einen Nationalstolz in einem Land herzustellen, das in den letzten Jahren der Quing-Dynastie von westlichem Imperialismus und japanischen Ränken bedroht wurde.

Regisseur Yu schuf einen brillant choreographierten und wunderschön gefilmten Streifen mit einem Jet Li in Höchstform. Ursprünglich war sein Werk 140 Minuten lang, aber für den internationalen Markt wurde er als "Jet Li's Fearless" auf 105 Minuten gekürzt, wobei eine Nebenhandlung mit Michelle Yeoh komplett unter dem Schneidetisch landete. Der Director's Cut wurde schließlich auf DVD veröffentlicht.

In China und auch international lief "Fearless" erfolgreich und spielte weltweit 68 Millionen Dollar ein. Bei den Chinesischen Filmpreisen, den Hundred Flowers Awards, erhielt Li Sun den Preis als "Beste Neuentdeckung", während der Film selbst, Jet Li und Yong Dong als "Bester Nebendarsteller" nominiert wurden.

Kritiker Forrest Hartmann lobte in "Reno Gazette": "Dieser Film ist mehr als komplizierte Stunts und atemberaubende Akrobatik. Er handelt von einem Mann, der die Fallstricke des Stolzes kennen lernt und dabei zum nationalen Helden wird."



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