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Tony Leung Chiu-Wai und Tang Wei in Gefahr und Begierde
Tony Leung Chiu-Wai und Tang Wei in Gefahr und Begierde
© Tobis

TV-Tips für Freitag (22.1.): Ang Lee's gefährliche Intrige

3sat zeigt "Gefahr und Begierde"

Solide Kost am Freitagabend im Pro7-Hauptprogramm mit Tony Scott's letztem Film "Unstoppable". Den sehenswertesten Streifen zeigt 3sat im Spätprogramm: "Gefahr und Begierde", Ang Lee's Thriller und Gewinner der Filmfestspiele von Venedig über Sex und Spionage im Shanghai des Zweiten Weltkriegs.

"Unstoppable", Pro7, 20:15 Uhr

Als ein führungsloser Frachtzug auf eine Stadt zurast, müssen ein erfahrener Ingenieur (Denzel Washington) und ein junger Zugführer (Chris Pine) zusammenarbeiten, um eine Katastrophe zu verhindern.

2001 geriet im Rangierbahnhof Stanley Yard nahe der Stadt Toledo im US-Bundesstaat Ohio ein Frachtzug mit Chemikalien außer Kontrolle und fuhr über 100 Kilometer unbemannt mit einer Geschwindigkeit von rund 80 Stundenkilometern auf die Stadt Kenton zu. Nur mit großer Mühe gelang es den Bahntechnikern, den Zug "wiedereinzufangen".

Dieser Thriller aus dem Jahr 2010 erzählt - mit den für die Spannung notwendigen Übertreibungen und Zuspitzungen - diese Geschichte weitgehend realistisch nach. Die 20th Century Fox-Produktion konnte dazu auf der Buffalo Line der Western New York and Pennsylvania Railroad drehen. Regisseur Tony Scott zog mit dem Drehteam nach Pittsburgh, wo man die im Film dargestellte, erfundene Allegheny and West Virginia Railroad ansiedelte, und drehte für rund 100 Millionen Dollar in den US-Bundesstaaten Ohio, Pennsylvania und New York. Bis darauf, dass ihnen einmal selbst ein Zug entgleiste, was die Produktion um einen Tag verzögerte, liefen die Dreharbeiten problemlos.

Scott sollte sich zwei Jahre nach "Unstoppable" mit 68 Jahren das Leben neben, somit blieb dieses Werk sein letzter Film. Es ist ein würdiger Abschluss seines Lebenswerks: Genauso schnell, laut und unerbittlich wie der Zug, der im Mittelpunkt steht, ist der Streifen perfekte Popcorn-Unterhaltung. Die Kritiker feierten den Film, aber an den Kinokassen war er nur mäßig erfolgreich. Der Tonschnitt wurde für einen "Oscar" nominiert.

"Dies ist die Art Film, in der die Figuren Dialoge aufsagen wie 'Wir reden hier nicht von einem Zug. Wir reden von einer Rakete in der Größe des Chrysler Building'. Dieser Streifen macht unglaublich Spaß ", meinte Kritiker Glenn Dunks von "Trespass".



"Gefahr und Begierde", 3sat, 22:35 Uhr
Während des Zweiten Weltkriegs wird eine junge Frau (Wei Tang) in das gefährliche Spiel einer emotionalen Intrige mit einer mächtigen politischen Figur (Tony Leung) verwickelt.

Ang Lee's chinesischer Thriller machte 2007 viele Schlagzeilen - und fragte man den Regisseur, aus den falschen Gründen. Die Presse stürzte sich besonders auf die freizügigen und drastischen Sex-Szenen, die etwa zehn Minuten dauern und in die laut Lee ("Schiffbruch mit Tiger") 100 Stunden Arbeit geflossen waren. Der Taiwanese sah diese Szenen als essentiell für die Geschichte an und weigerte sich, sie für den Kinoeinsatz in den USA zu kürzen. Prompt erhielt "Se, jie" (so der Originaltitel) nur die Altersfreigabe "NC-17", die jegliche Jugendliche ausschließt und eigentlich den Todeskuss für den finanziellen Erfolg bedeutet. Auch in anderen Ländern rief er die Zensoren auf den Plan.

Dass das Werk trotzdem in den Staaten rund 4 Millionen Dollar und weltweit weitere 62 Millionen Dollar einspielen konnte, spricht für die Qualität des Films. Insbesondere in China lief "Lust, Caution" (so der internationale Verleihtitel) hervorragend, obwohl er dort in einer nur stark geschnittenen Fassung zu sehen war.

Der Streifen basiert auf einer Kurzgeschichte der chinesischen Schriftstellerin Eileen Chang aus dem Jahr 1979, die Ang als ein elegisch inszeniertes und nuancenreich erzähltes Werk um Begehren, Moral, Verrat und sexuelle Gewalt in Szene setzte. Dabei ist der Film spannend, sinnlich und wunderschön gefilmt. Gedreht wurde die umgerechnet 15 Millionen Dollar teure Produktion in Shanghai, Hong Kong und im malaysischen Penang und Ipoh.

Neben dem finanziellen Erfolg erhielt "Gefahr und Begierde" zahlreiche Preise und Nominierungen. So gewann der Film den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig, wurde als "Bester nicht englischsprachiger Film" für einen Golden Globe und einen Britischen Filmpreis nominiert. Bei den Asiatischen Filmpreisen wurde der Streifen sechsmal nominiert, aber nur Tony Leung konnte als "Bester Darsteller" gewinnen.

Kritiker Eamon Wise befand im "EMPIRE"-Magazin: "Ein schön gefertigter, langer, langgezogener aber schlussendlich sehr befriedigende Geschichte von Verrat und Rache in einem unruhigen Umfeld von Paranoia in Kriegszeiten."



"Im Feuer", Pro7, 00:25 Uhr
Während seine Kollegen verzweifelt versuchen, einen verletzten Feuerwehrmann (Joaquin Phoenix) aus einem brennenden Gebäude zu retten, rekapituliert dieser im Todeskampf seinen beruflichen Werdegang.

Als sich dieses Drama im Planungsstadium befand, spielte die Geschichte in New York City. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 verlegte man die Handlung nach Baltimore, um Zuschauer und Presse nicht mit Bildern brennender New Yorker Gebäude zu verärgern oder zu verstören.

Regisseur Jay Russell ("Mein Freund, der Wasserdrache") und Drehbuchautor Lewis Colick ("Wie durch ein Wunder") lassen keinen Zweifel daran, dass Feuerwehrmänner für sie Helden sind und idolisieren sie dermaßen, dass diese teilweise zu Sprechpüppchen werden. Der gut gemachte Film wird durch die exzellenten Darsteller Joaquin Phoenix und John Travolta über die schlimmsten Seifenoper-Szenen hinweg gerettet.

In den USA war die 55 Millionen Dollar teure Walt Disney-Produktion "Ladder 49" (so der Originaltitel) im Jahr 2004 mit knapp 75 Millionen Dollar ein Erfolg an den Kinokassen. Ein amerikanischer Zuschauer schreibt: "Ich bin selbst Feuerwehrmann und habe schon sehr viele Filme mit Feuerwehrmännern gesehen. Dieser hier ist meiner Ansicht nach der beste. Ich bin sehr froh, dass hier realistisch gezeigt wird, was Feuerwehrmänner durchmachen müssen."



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