(19.01.2015) Spike Lee boykottiert Oscar-Verleihung
Regisseur Spike Lee erhielt im November 2015 noch einen Ehren-"Oscar". Dennoch verkündete er gestern in einem Instagram-Post, dass er in diesem Jahr nicht an der "Oscar"-Verleihung teilnehmen werde. Grund sei die erneute Nichtbeachtung schwarzer Schauspielerinnen und Schauspieler.
"Ich will niemandem zu nahe treten, meinen Freunden, Host Chris Rock, Produzent Reggie Hudlin, Präsidentin Isaacs und der Academy", schrieb der Macher von Filmen wie "Malcolm X" und "Do The Right Thing". "Aber wie ist es möglich, dass im zweiten Jahr in Folge alle 20 Anwärter in den Schauspielkategorien weiß sind? Und fangen wir gar nicht erst mit den anderen Kategorien an. 40 weiße Schauspieler in zwei Jahren und überhaupt nichts Anderes? Können wir nicht schauspielern?! WTF!!"
Schuld daran sei aber gar nicht das "Oscar"-Komittee. Vielmehr sorgen angeblich sogenannte "Gatekeeper" in Hollywood dafür, dass bestimmte Schauspieler, Filme oder Themen gar nicht erst eine Chance hätten. "Die Wahrheit ist, dass wir in diesen Räumen nicht vertreten sind. Bis Minderheiten es dorthin schaffen, werden die 'Oscar'-Nominierten blütenweiß bleiben", so Lee.
Seinen Post stellte er an einem ganz besonderen Tag online - dem Feiertag anlässlich Martin Luther King's Geburtstag: "Es ist kein Zufall, dass ich das schreibe, während wir den Geburtstag von Dr. Martin Luther King Jr. begehen. Dr. King sagte: 'Es kommt eine Zeit, wenn man eine Position beziehen muss, nicht weil sie sicher oder politisch oder populär ist, sondern weil einem das Gewissen sagt, dass sie richtig ist.'"
(22.01.2016) Will Smith bleibt zuhause
Er selbst ist sozusagen auch ein "Betroffener". Manche Branchenkenner hatten erwartet, dass Will Smith für seine Leistung in "Concussion" ("Erschütternde Wahrheit") eine "Oscar"-Nominierung als "Bester Hauptdarsteller" erhalten könnte - aber der Afro-Amerikaner wurde übergangen. Dies hat vermutlich mehr mit dem Floppen des Films an den Kinokassen zu tun als mit verdecktem Rassismus, führt aber zum gleichen Ergebnis: Wie im Vorjahr sind alle 20 nominierten Schauspieler Weiße.
Nun hat sich Smith in einem Interview mit ABC News geäußert und seine Enttäuschung zum Ausdruck gebracht, dass die Nominierungen nicht die Vielfalt Amerikas und Hollywoods widerspiegeln würden. "Das Schöne an Hollywood und den amerikanischen Idealen ist der ultimative Traum der Menschheit: Dass mit harter Arbeit und Engagement alles möglich ist, unabhängig von Rasse, Religion und Überzeugungen. Diese Vielfalt macht Amerika so großartig. So viele verschiedene Menschen von so vielen verschiedenen Orten bringen ihre Ideen, Inspiration und ihre Einfüsse ein. Wenn Hollywood in Hochform ist, dann repräsentiert es diese Schönheit und erschafft die dazu passenden Bilder. Sehe ich mir jetzt die Nominierungen der Academy an, dann spiegeln die diese Schönheit nicht wider."
Das Problem liege in der Zusammensetzung der Academy-Mitgliedschaft begründet, die zu 94 Prozent aus Weißen und zu 77 Prozent aus Männern bestehe. "Da ist es einfach schwierig, von solch einer Gruppe eine facettenreiche kulturelle Beurteilung zu erhalten", so der Akteur. "Es handelt sich um eine systematische Voreingenommenheit, die in der ganzen Industrie diskutiert werden muss."
Er sei bisher zweimal für einen Academy Award nominiert gewesen - 2002 für "Ali" und 2007 für "The Pursuit of Happyness" -, so der 47-Jährige, und habe jeweils gegen farbige Darsteller verloren - Denzel Washington und Forest Whitaker. Diese Zeiten scheinen in der Tat lange vergangen: "Wenn ich mir die Nominierungen jetzt anschaue, dann geht das in die falsche Richtung. Die Nominierungen reflektieren die Academy, diese die Industrie und diese wiederum Amerika und damit eine Reihe von Herausforderungen, mit denen wir es zurzeit zu tun haben. Es gibt ein rückschrittliches Abrutschen in Separatismus, in rassische und religiöse Auseinandersetzungen - und das ist nicht das Hollywood und das Amerika, das ich anstrebe."
Von der auf Facebook veröffentlichten Ankündigung seiner Frau Jada Pinkett, wegen der kontroversen Nominierungsliste nicht an der diesjährigen "Oscar"-Verleihung teilzunehmen, habe er aus den Medien erfahren. Smith: "Meine Frau ist sehr leidenschaftlich, und wenn sie was auf dem Herzen hat, dann muss es raus. Ich hörte ihre Worte, die mich umhauten. Ich war froh, mit dieser Frau verheiratet zu sein. Ich unterstütze ihre Aktion, denn wenn wir nicht Teil des Problems sein wollen, müssen wir Teil der Lösung werden."
Er selbst werde nun auch nicht teilnehmen, so Will: "Meine Gattin geht nicht hin. Es wäre ein bisschen seltsam, wenn ich da mit Charlize Theron auftauchen würde. Und es wäre unangenehm, dort zu sein, und damit zu signalisieren, dass es okay ist, so wie es ist."
(09.02.2016) Update
Auch Sylvester Stallone hat mit dem Gedanken gespielt, die "Oscar"-Verleihung zu boykottieren. Und das, obwohl er dank "Creed" erstmals seit 1977 wieder selbst nominiert ist.
Anlässlich des gestrigen traditionellen Mittagessens der rund 150 "Oscar"-nominierten Künstler und Techniker im Beverly Hilton Hotel verriet der Akteur, dass er sich die Erlaubnis, am 28. Februar bei der Academy Awards-Gala dabei zu sein, von seinem "Creed"-Regisseur Ryan Coogler holte, der genau wie sein farbiger Kollege Michael B. Jordan nicht nominiert worden ist, was eine Debatte über Rassismus und Chancengleichheit entfacht hat.
"Ich habe Ryan gefragt, was ich tun soll, denn ich glaube ja, dass ich die Nominierung hauptsächlich ihm und meinem Co-Star Michael Jordan verdanke, der mich hat besser werden lassen. Ich verdanke das alles den Beiden und finde, dass sie mehr Respekt und Aufmerksamkeit verdient haben", erzählte der 69-Jährige. "Coogler sagte zu mir: 'Geh einfach hin und repräsentiere unseren Film. Wir finden, dass Du es verdient hast, und irgendwann werden sich die Dinge ändern.' Ich sagte, dass wenn sie wollen, dass ich gehe, ich gehen würde - und wenn nicht, dann nicht. Aber Ryan meinte: 'Ich will, dass du gehst!' Solch ein Kerl ist er."