In dieser Woche wurde Kinogeschichte geschrieben: "Star Wars: The Force Awakens" löste "Avatar" am Mittwoch als umsatzstärksten Film aller Zeiten in den USA ab. Am Ende der Woche dürfte die Walt Disney-Produktion der erste Streifen sein, der über 800 Millionen Dollar umgesetzt hat. Dazu wird das Wochenende beitragen, an dem für den Science Fiction-Film 42 bis 50 Millionen Dollar prognostiziert werden. Das reicht locker für die vierte Woche auf dem Kinokassenthron.
Dahinter wird sich den Voraussagen der Branchenexperten zufolge der an Weihnachten in nur vier Filmtheatern in Los Angeles und New York City gestartete und dort sehr gut laufende "The Revenant" platzieren. 20th Century Fox weiten den Abenteuerfilm auf 3375 Leinwände aus. Die Prognosen schwanken stark zwischen 18 und 30 Millionen Dollar. Einerseits zieht der Name des Hauptdarstellers Leonardo DiCaprio, der mit allen seinen drei letzten Werken jeweils über 100 Millionen Dollar einspielen konnte. Und es gibt es hervorragenden Kritiken, vier Golden Globes-Nominierungen und ausgezeichnete Mundpropaganda. Schon ist von "Oscar"-Weihen die Rede.
Andererseits ist der Streifen von "Oscar"-Regisseur Alejandro Inarritu ("Birdman") harte Kost - wie ein glühender Fiebertraum voll Gewalt und Blut, gedreht in monochronen Farben, unablässig herausfordernd, ohne Pause und Unterlass. Ein Film, der nicht nur der Hauptfigur viel aufbürdet, sondern auch den Zuschauern einiges zumutet und abverlangt. Es ist die Frage, wie massenkompatibel diese Geschichte eines Trappers ist, der 1823 in der Wildnis auf sich allein gestellt überleben und Rache an denen nehmen will, die ihn zurückließen und seinen Sohn erschossen. Die Werbekampagne hat die Harschheit des Ganzen nicht zu übertünchen versucht, sondern sie regelrecht umarmt - insofern weiß jeder Besucher zumindest nach Ansehen der Trailer, woran er ist und ob das seinem Geschmack entspricht. Wie viele dann eine Kinokarte kaufen, ist die spannende Frage - insbesondere für Fox, die nicht gerade läppische 135 Millionen Dollar in die Produktion investiert haben.
Der einzige echte Neustart ist der übliche "Horrorfilm im Januar". In den vergangenen beiden Jahren wurden "The Woman in Black 2" und "Paranormal Activity: The Marked Ones" auf die Spielpläne gesetzt, die 15 beziehungsweise 14 Millionen Dollar zum Auftakt einheimsen konnten und dann wie ein Stein im Wasser zu Boden sanken. "The Forest", den Gramercy mit 2451 Kopien starten, hat allerdings nicht erfolgreiche Originale im Rücken, sondern muss für sich selbst bestehen.
Der Name von Natalie Dormer, einem Star aus der Erfolgsfernsehserie "Game of Thrones", könnte ziehen. Aber das Furchterregendste an diesem 10 Millionen Dollar teuren Independent-Streifen von Regiedebutant Jason Zada sind bislang die Kritiken - und auch die ersten Zuschauerreaktionen sind negativ. Daher erwarten Branchenkenner nur 9 bis 12 Millionen Dollar und einen mittleren Rang in den Top Ten.