"In Time", Pro7, 20:15 Uhr
Im Jahr 2169 hören Menschen auf, mit 25 Jahren zu altern. Dann bleibt ihnen noch ein Jahr Lebenszeit - es sei denn, sie kaufen sich zusätzliche dazu. Will Salas (Justin Timberlake), einer derjenigen, die ständig knapp bei Kasse und auf der Jagd nach Zeit sind, wird des Mordes beschuldigt und flieht mit einer Geisel (Amanda Seyfried). Dabei wird er zur Bedrohung des gesamten (Zeit-)Systems.
Viele Menschen wünschen sich mehr Zeit – für Freunde und Familie, für ihre Hobbies. Dieser Thriller treibt den Wunsch nach Zeit noch ein ganzes Stück weiter: Regisseur und Drehbuchautor Andrew Niccol präsentiert dabei eine offensichtliche Parabel auf den Kapitalismus ("Zeit ist Macht"): Wer hat, dem wird gegeben – und die oberen Zehntausend können es sich leisten, provozierend verschwenderisch mit ihrer Zeit umzugehen – während diejenigen, welche keine Zeit haben, herumhetzen und schauen, wie sie zurecht kommen.
Ausgerechnet in den von der Kapitalismuskrise gebeutelten Vereinigten Staaten wollte das Publikum 2011 von dieser interessanten Kritik am bestehenden System nichts wissen; die Fox-Produktion floppte, zumal auch die Rezensenten insgesamt abschätzig über "In Time" urteilten. Aber sie ist einen Blick wert, wie beispielsweise auch Roz Laws von der "Birmingham Post" meinte: "Wäre Zeit wirklich eine Währung, wäre ich nicht sicher, dass ich 109 kostbare Minuten hierfür ausgeben wollte – und trotzdem ist dies gerade sehenswert genug, um keine komplette Zeitverschwendung zu sein."
"Bobby", 3sat, 20:15 Uhr
5. Juni 1968: US-Senator und demokratischer Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy wird kurz nach Mitternacht im Ambassador Hotel in Los Angeles erschossen - und die Leben von 22 Menschen sind nicht mehr die gleichen.
Die Idee für sein Drama kam Regisseur und Drehbuchautor Emilio Estevez, als er in einem Hotel mit der Concierge ins Gespräch kam, die an dem schicksalhaften Tag der Ermordung Kennedys im Ambassador Hotel gearbeitet hatte. Der Filmemacher brachte sie als eine seiner allesamt fiktionalen Figuren in der 14 Millionen Dollar teuren Weinstein Company-Produktion unter und baute um sie herum weitere Geschichten aus dem Hotel.
Estevez ging es mit seinem unaufgeregten und ohne große Höhepunkte oder spektakuläre Szenen auskommenden Streifen weniger um Politik, sondern mehr um den Wiederschein des damaligen Stimmungsbildes der Gesellschaft. Zur Authentizität seines Werkes trug bei, dass er noch in dem Ambassador Hotel vor Ort drehen konnte - kurz nach den Dreharbeiten wurde es abgerissen.
Bobby Kennedy wird nur in wenigen Szenen von Dave Fraunces gespielt, ansonsten ist er konstant durch Archivmaterial von anderen Reden und Wahlkampfveranstaltungen präsent. Im Vordergrund steht das unglaubliche Ensemble, das Estevez hat versammeln können: Neben ihm selbst und seinem Vater Martin Sheen wirken unter anderem Harry Belafonte, Ashton Kutcher, Shia LaBeouf, William H. Macy, Laurence Fishburne, Demi Moore, Lindsay Lohan, Christian Slater, Sharon Stone, Mary Elizabeth Winstead, Anthony Hopkins, Helen Hunt und Elijah Wood mit.
Doch der Segen ist auch Fluch zugleich: Das Drehbuch verliert sich mit diesen zahlreichen Charakteren in viel zu vielen witzlosen Nebenhandlungen und einigen linkischen Momenten, in denen Estevez allzu angestrengt versucht, einen Gegenwartsbezug herzustellen. An den Kinokassen floppte der mit gemischten Kritiken bedachte "Bobby" mit einem Einspiel von bloß 20 Millionen Dollar, aber immerhin gab es zwei Golden Globes-Nominierungen: Als "Bester Film" und für den Bryan Adams-Song "Never Gonna Break My Faith".
Kritikerin Angie Errigo schrieb für das britische EMPIRE-Magazin: "Ein bemerkenswertes Ensemble in einem uneinheitlichen Flickenteppich von Verlust, Sehnsucht und der dringenden Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Umdenkens."
"21 Jump Street", Pro7, 22:30 Uhr
Ein Paar nicht besonders kompetenter Polizisten (Channing Tatum und Jonah Hill) wird zurück an die örtliche High School versetzt, um sich dort unter die Schüler zu mischen und einen Drogenring auszuheben.
Viel mehr, als dass Johnny Depp durch sie bekannt wurde, ist von der Fernsehserie "21 Jump Street", die von 1987 bis 1991 lief, nicht im kulturellen Gedächtnis geblieben. Aber 2008 kamen Columbia Pictures auf die Idee, die TV-Serie als Spielfilm wieder auferstehen zu lassen - allerdings als Komödie. Wenn also der Kinofilm fast exakt den Handlungsmustern der Serie folgt, dann in völlig überdrehter Form. Als Regisseure wurden nicht zufällig das "Cloudy with a Chance of Meatballs"-Team Phil Lord und Christopher Miller engagiert, die inzwischen bewiesen haben, dass auch LEGO-Bauklötze köstlich witzig sein können.
Jonah Hill überarbeitete ein bereits vorhandenes Drehbuch von Joe Gazzam, das dann von Michael Bacall in die endgültige Form gebracht wurde, produzierte den Streifen auch und übernahm eine Hauptrolle. Den Filmemachern gelang unerwarteter Weise eine pfiffige, liebevolle Satire auf 80er Jahre-Nostalgie und auf die Versatzstücke aus Teenager-Filmen. Neben dem rüpeligen Humor für die Massen wartet das in einem Vorort von New Orleans gedrehte Werk mit einem überraschend scharfen Biss auf.
Die Kritiker konnten sich der Qualität des Films nicht entziehen und lobten ihn fast durchweg - und die Zuschauer strömten: Die 42 Millionen Dollar teure Produktion spielte 2012 weltweit 201 Millionen Dollar ein. Die Fortsetzung ließ nicht lange auf sich warten und kam zwei Jahre später unter dem Titel "22 Jump Street" in die Lichtspielhäuser.
Kritiker Nathaniel Rodgers lobte in "Film Experience": "Der Film ruht sich nie nur auf einer Art Witz aus. Hier ist auch die Ausführung witzig, nicht nur das Konzept."
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