Leonardo DiCaprio ist zurück - und weiter von der Hochglanz-Finanzwelt in "The Wolf of Wall Street" hätte er sich mit dem brutalen Wildnis-Abenteuerfilm "The Revenant" kaum entfernen können. Mit seinem Abenteuerfilm "The Revenant" gibt aber auch der amtierende "Oscar"-Regisseur Alejandro Inarritu seine nächste überzeugende Visitenkarte ab. Und wer Tom Hardy-Fan ist, kommt in dieser Woche besonders auf seine Kosten, denn der Brite ist nicht nur hier mit von der Partie, sondern in "Legend" gleich zweifach in einer Doppelrolle.
"The Revenant - Der Rückkehrer"
Abenteuerfilm
USA
156 Minuten
FSK 16
Der Trapper Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) wird auf einer Handelsexpedition von einem Bären angegriffen und muss sich, zurückgelassen von seinen Partnern, alleine sein Überleben in der Wildnis sichern. Die wahren Erlebnisse von Hugh Glass im Jahr 1823 dienten bereits dem Film "Man in the Wilderness" mit Richard Harris von 1971 und der Biographie "The Revanant" von Michael Punke aus dem Jahr 2002 als Vorlage. Das Buch liegt auch dem Drehbuch von Regisseur und Drehbuchautor Alejandro Inarritu zugrunde, der mit diesem Abenteuerfilm sein erstes Projekt seit dem letztjährigen "Oscar"-Gewinn mit "Birdman" realisiert hat. Stolze 135 Millionen Dollar haben 20th Century Fox dem Mexikaner zur Verfügung gestellt, und nimmt man die preisenden Reaktionen der Kritiker und des Publikums, dann hat er sie weise eingesetzt. Ein auf schroffe Weise schöner wie auch unbarmherzig kompromissloser Streifen, ankert Leonardo DiCaprio's engagierte Leistung dieses packende Werk. Vier Golden Globes-Nominierungen hat "The Revenant" erhalten, darunter als "Bester Film". Unserer Kritikerin Bianka Piringer war der Film dann aber letztlich zu eintönig: "Das Survival-Abenteuer gerät zur bildgewaltigen Studie infernalischer Prüfungen, einer kruden Sisyphos-Saga in Grau und Blutrot."
"Legend"
Kriminalfilm
Großbritannien
131 Minuten
FSK 16
Britischer Kriminalfilm über die Zwillinge Ronald und Reginald Kray (Tom Hardy in einer Doppelrolle) im London der sechziger Jahre. Der Film zeichnet den Aufstieg der skrupellosen Gangster in die höchsten Kreise sowie den Zerfall ihrer Macht nach und konzentriert sich dabei auf die beiden komplex gezeichneten Charaktere, denen Tom Hardy in einer Glanzleistung Gesicht und Stimme verleiht, so dass man manchmal vergisst, dass es sich um ein- und denselben Schauspieler handelt. Zumal der amerikanische Regisseur Brian Helgeland ("Ritter aus Leidenschaft") die "gemeinsamen Auftritte" der Brüder technisch einwandfrei und geschickt in Szene gesetzt hat. Doch abseits des Hauptdarstellers hat der Working Title-Streifen, der auf der Biographie "The Profession of Violence: The Rise and Fall of the Kray Twins" von John Pearson aus dem Jahr 1972 basiert, weniger zu bieten, was sich in den freundlichen, aber wenig enthusiastischen Kritiken und Zuschauerstimmen widerspiegelt. Nichtsdestotrotz ist "Legend" in Großbritannien ein Riesenerfolg geworden. Unser Kritiker Carsten Moll war richtig enttäuscht: "Selbst der charismatische Tom Hardy vermag das schwache Drehbuch und die konventionelle Inszenierung nicht zu retten."
"The Danish Girl"
Drama
Großbritannien
119 Minuten
FSK 6
Britisches Drama über einen jungen Maler (Eddie Redmayne) im Kopenhagen der Zwanziger, der feststellt, dass er sich als Frau fühlt – was nicht nur zu gesellschaftlicher Ausgrenzung, sondern auch zu Konflikten mit seiner geliebten Ehefrau (Alicia Vikander) führt. Regisseur Tom Hooper ("Les Misérables"), konzentriert sich in seiner ruhigen Inszenierung auf die beiden Hauptfiguren, die sehr einfühlsam gezeichnet werden. Die Working Title-Produktion fußt auf dem gleichnamigen Roman von David Ebershoff aus dem Jahr 2000 und ist für drei Golden Globes nominiert, darunter die beiden superben Hauptdarsteller. Der wunderschön gefilmte Streifen widmet sich auf ergreifende Weise zum Nachdenken anregenden Themen, ist aber zum Leidwesen unseres Kritikers Carsten Moll enttäuschend brav und bieder ausgefallen: "Überraschungen und mutige künstlerische Entscheidungen sucht man in diesem konventionellen Film vergeblich."
"Louder Than Bombs"
Drama
Norwegen
108 Minuten
FSK 12
Norwegisches Drama mit internationaler Besetzung über einen Ehemann (Gabriel Byrne) und seine beiden Söhne (Jesse Eisenberg und David Druid), die gemeinsam den Tod ihrer Ehefrau und Mutter (Isabelle Huppert), einer Kriegsphotographin, aufarbeiten müssen. Mit diesem Werk gibt der norwegische Regisseur Joachim Trier ("Oslo, 31. august") sein englischsprachiges Debut, das er in New York City gedreht und das am Wettbewerb der Filmfestspiele in Cannes teilgenommen hat. Der Film ist von einer schwermütigen Stimmung geprägt und als Mosaik aus Vergangenheit und Gegenwart angelegt. Kritiken und Publikumsreaktionen sind positiv ausgefallen. Unser Kritiker Carsten Moll hält die Handlung für allzu "altbekannt" und empfiehlt den Film mit Einschränkungen: "Unterm Strich gutes Kino, von dem man aber mehr erwartet hätte."
"Unfriend"
Horrorfilm
Deutschland
92 Minuten
FSK 16
Deutscher Horrorfilm über eine Studentin (Alycia Debnam-Carey), die von einer mysteriösen Facebook-Freundin verfolgt wird; als sie den Kontakt zu der Cyber-Stalkerin löscht, nimmt das Unglück seinen Lauf. Der deutsche Regisseur und Drehbuchautor Simon Verhoeven, bisher durch seine "Männerherzen"-Komödien bekannt und erfolgreich, wagt sich hier an ein Sujet à la "The Ring" und versieht seine Geschichte mit einer düsteren, irrealen Atmosphäre. Der auf Englisch mit internationaler Besetzung gedrehte Film entstand im südafrikanischen Kapstadt. Die Kritiken sind gemischt; unser Rezensent Christopher Diekhaus gehört zu den Skeptikern: "Trotz einiger gelungener Schockeffekte und manch schönem Bildeinfall ragt der Film nicht aus dem Genre-Mittelmaß heraus."