Am Neujahrstag ist der ungarische Kameramann Vilmos Zsigmond im Alter von 85 Jahren im kalifornischen Big Sur verstorben. Der Künstler, der 1973 Steven Spielberg's ersten Kinofilm "Sugarland Express" filmte und mit Regisseuren wie Robert Altman, Michael Cimino, Brian de Palma, Woody Allen, Sean Penn und Jack Nicholson zusammenarbeitete, war bis zuletzt aktiv; zahlreiche zukünftige Projekte waren bereits angekündigt.
Zsigmond wurde am 30. Juni 1930 in Budapest geboren. Er studierte Film an der Akademie für Drama und Film und machte seinen Magister als Kameramann. Nach der Niederschlagung des ungarischen Volksaufstands floh er zusammen mit seinem Freund László Kovács, der ebenfalls Kameramann war und später Filme wie "Easy Rider" und "Ghostbusters" photographieren sollte, nach Österreich - das Gepäck voller Filmrollen mit Bildern vom Aufstand. Diese verkauften sie an den amerikanischen Fernsehsender CBS, was ihre Karrieren als Dokumentarfilmer antrieb. 1962 wurde er US-Staatsbürger und ließ sich in Los Angeles nieder, wo er als Phototechniker in Photolaboren arbeitete.
Im Kino musste Zsigmond lange auf eine erste Chance warten, und der Durchbruch kam nur langsam: 1963 erschien mit "The Sadist" ("Der Mittagsmörder") erstmals ein Spielfilm mit dem Namen des Kameramanns (als "William Zsigmond") in die US-Kinos. Bis Anfang der Siebziger wurde der Ungar nur vorwiegend für billig produzierte Horrorfilme engagiert, deren Titel Bände sprechen: "Das Rasthaus der teuflischen Schwestern", "Die Sadisten des Satans", "Astro-Vampire: Todesmonster aus dem All" oder der unvergleich betitelte "The Incredibly Strange Creatures Who Stopped Living and Became Mixed-Up Zombies!!?".
Der Durchbruch kam 1971 - und durch eine Empfehlung seines Freundes László Kovacs, der Robert Altman nahelegte, ihn für dessen Western "McCabe und Mrs. Miller" zu engagieren. Seine meisterhafte Arbeit - dreckige, staubige Atmosphäre lyrisch einzufangen und der reiche Gebrauch von Zoom-Objekiven - brachte Vilmos gleich eine Nominierung für einen Britischen Filmpreis ein. Altman arbeitete bei seinem übernächsten Film "The Long Goodbye" ("Der Tod kennt keine Wiederkehr") 1973 erneut mit dem Kameramann zusammen.
Zsigmond hatte 1972 zuvor "Deliverance" ("Beim Sterben ist jeder der Erste") für John Boorman gedreht, der ein Riesenerfolg wurde. 1978 gewann er den "Oscar" für "Close Encounters of the Third Kind" und wurde im Jahr darauf für Michael Cimino's "The Deer Hunter" ("Die durch die Hölle gehen") wieder für den Academy Award nominiert und gewann den Britischen Filmpreis. Ihre nächste Zusammenarbeit "Heaven's Gate", für die Cimino Hunderte Stunden Film belichten ließ, floppte 1980 spektakulär und beendete effektiv die Karriere des Regisseurs, aber in der Rückschau würdigt die Filmwelt auch die Arbeit des Kamermanns an dem aus dem Ruder gelaufenen Mega-Epos. 1985 wurde Zsigmond für das Drama "Menschen am Fluss" ("The River") erneut "Oscar"-nominiert.
1976 kooperierte der Kamermann erstmals mit Brian de Palma bei dessen "Vertigo"-Version "Obsession" ("Schwarzer Engel"). Für den Kameramann - der letztes Jahr gegenüber "Filmmaker Magazine" erklärt hatte: "Film handelt von Bildern. Kino braucht gute Bilder. Viele Regisseure lassen zu viel reden, reden, reden und konzentrieren sich nicht genügend auf die Bilder. Wenn man keine guten Bilder hat, dann gibt es keinen Film" - war diese Zusammenarbeit mit einem Filmemacher, der versuchte, möglichst viel visuell auszudrücken, perfekt, und er lieferte in diesen vier Kooperationen mit De Palma seine innovativsten Arbeiten ab. 1981 folgte "Blow Out", 1990 "Bonfire of Vanites" ("Fegefeuer der Eitelkeiten") und 2006 "Black Dahlia", der ein Reinfall bei Kritik und Publikum wurde, bei dem Vilmos aber eine seiner besten, beeindruckendsten Leistungen einbrachte und für die er seine vierte und letzte "Oscar"-Nominierung erhielt.
In den nuller Jahren sicherte sich auch Woody Allen für seine drei Werke "Melinda & Melinda", "Cassandra's Dream" und "You Will Meet a Tall Dark Stranger" ("Ich sehe den Mann deiner Träume") die Dienste des Kameramanns. Zsigmond's letzter Film wurde die Komödie "Six Dance Lessons in Six Weeks" mit Gena Rowlands.
2012 hatte Vilmos das Global Cinematography Institute in Los Angeles gegründet, um Kameramänner auszubilden, aber auch um die Rolle des Kameramanns als der entscheidenden Schnittstelle zwischen Kunst und Technik im Prozess des Filmemachens hervorzuheben.