"Ralph reicht's", RTL, 20:15 Uhr
Ein Videospiel-Bösewicht (gesprochen von Christian Ulmen) möchte endlich einmal der Held sein, aber seine Bemühungen sorgen für Chaos in seiner Videospielewelt.
Für ihren 52. Animationsfilm in der Walt Disney Animated Classics-Reihe suchte sich das Haus mit der Maus ein ungewohntes Terrain aus, das in Realfilmen wie "Tron" schon angerissen worden war: Die Welt der Videospiele. Bereits Ende der Achtziger hatte das Haus mit der Maus erste Konzepte entwickelt; unter dem ehemaligen Pixar-Chef und "Toy Story"-Genius John Lasseter, der seit 2006 den Walt Disney Animation Studios vorstand, wurde es verwirklicht.
Ein erheblicher Teil der Vorproduktion musste darauf verwendet werden, die Rechte an den zahlreichen Videospielfiguren zu sichern, denn die Macher meinten, dass ein Streifen nur mit eigens erdachten Figuren weniger witzig und treffend sein würde. Also verhandelten Disney zum Beispiel mit Nintendo, um den Bösewicht Bowser aus "Super Mario Bros.", und mit Sega, um den Schurken Doctor Eggman aus "Sonic the Hedgehog" auftreten zu lassen. Diese sind in der Selbsthilfegruppe für Videospielschurken zu sehen, die der Titelcharakter Ralph (im Original von John C. Reilly gesprochen) besucht.
Insgesamt treten 188 verschiedene Figuren auf, weil so viele unterschiedliche Charaktere aus der Videospiel-Historie untergebracht wurden. Die Titelfigur war allerdings eine Neuerschaffung von Regie-Debutant und Drehbuchautor Rich Moore und seinem Animationsteam. Die Filmemacher wollten keine bestehende Figur nutzen, die ihre eigene Geschichte mitbringt und für viele Zuschauer eventuell bereits mit vielen eigenen Erinnerungen und Gefühlen verbunden gewesen wäre.
Technisch nahm der in 3D computeraniminierte Zeichentrickfilm weitere Stufen in der Evolution immer photorealistischer aussehender Bilder. Die Animationskünstler konnten nun mit neuen Funktionen Rauch, Nebel und das sich auf Oberflächen spiegelnde Licht viel realer aussehen lassen - und vor allem je nach Videospiel auch noch unterschiedlich.
Das alles hatte seinen Preis: Mit 165 Millionen Produktionskosten wurde "Wreck-It Ralph" (so der Originaltitel) nicht gerade billig, aber das intelligente, bunte Abenteuer, das auf vielen bekannten Themen und spaßiger Nostalgie ruhte, unterhielt Kinder und ihre Eltern, die alt genug waren, die zahllosen Anspielungen zu verstehen, gleichermaßen. Mit weltweit 471 Millionen Dollar wurde das auch von den Kritikern hochgelobte Werk 2012 ein großer Erfolg; inzwischen ist eine Fortsetzung angekündigt. Der Streifen wurde sowohl für den "Oscar" als auch den Golden Globe als "Bester Animationsfilm" nominiert.
Kritiker James Plath schrieb in "Movie Metropolis": "Wieder einmal haben Disney eine alle Sinne umfassende Welt erschaffen, reich an Details, bevölkert von Charakteren mit Problemen, mit denen sich Erwachsene identifizieren können, und mit Eigenschaften, die sie sympathisch machen."
"Independence Day", Pro7, 20:15 Uhr
Die Außerirdischen kommen, und ihr Ziel ist es, zu zerstören und zu beherrschen. Die beste Waffe der Menschheit, um deren überlegende Technologie zu bekämpfen, ist der Wille zu überleben.
Als "Independence Day" 1996 in die Kinos kam, war der wichtigste Teil der Arbeit schon abseits der eigentlichen Produktion, die über ein Jahr dauerte und erst kurz vor Veröffentlichung des 75 Millionen Dollar teuren Streifens beendet war, erledigt: Selten hatte es eine so riesige und so erfolgreiche Werbekampagne gegeben wie für diesen Science Fiction-Film. 20th Century Fox buchten einen Spot für 1,3 Millionen Dollar beim Super Bowl - seitdem ist es Tradition geworden, große Hollywood-Produktionen bei diesem wichtigsten Sportereignis der USA zu bewerben - und effektive Teaser und Trailer veröffentlicht, von denen Filmkritiker-Papst Roger Ebert meinte, sie seien "wirklich brillant". Es gelang dem Studio, dem Streifen eine echte "muss ich sehen"-Stimmung mitzugeben.
Das machte sich an den Kinokassen mehr als bezahlt: Mit 817 Millionen Dollar Umsatz weltweit wurde "Independence Day" der mit weitem Abstand erfolgreichste Streifen des Jahres - und trotz der Vorwürfe, das Werk sei fürchterlich nationalistisch in seiner Zeichnung der USA als Retter der Welt, kam das meiste Geld dabei aus dem Ausland.
Die Idee zu dem Film war Regisseur Roland Emmerich zwei Jahre zuvor während seiner Werbetour für seinen Science Fiction-Film "Stargate" gekommen. Zusammen mit seinem Schreib- und Produktionspartner Dean Devlin erarbeitete er während eines einmonatigen Arbeitsurlaubs in Mexiko das Drehbuch heraus, das im Grunde die Idee von "War of the Worlds" variiert. Mit einer hochkarätigen Besetzung (unter anderem Will Smith, Jeff Goldblum und Bill Pullman) und einem Riesenteam an Spezialeffekte-Künstlern machte man sich an die Umsetzung. Damals rekordmäßige rund 3000 Spezialeffekte wurden in der Produktion verarbeitet, viele davon praktische mit Modellen und Explosionen (so der berühmte money shot vom explodierenden Weißen Haus), und nicht nur am Computer hergestellte. Und dabei lieferten alle Beteiligten hervorragende Arbeit ab: Der Film gewann den "Oscar" für die "Besten Spezialeffekte" und war für den "Besten Ton" nominiert.
Am Ende machte "ID4" sein Geld als spannendes Spektakel, weniger als originelle Geschichte mit faszinierenden Charakteren, so dass er heute zwar immer noch bekannt ist, aber nicht unbedingt geliebt wird. Emmerich und Fox werden in diesem Jahr sehen, wie weit die Faszination mit dem Original wirklich trägt, wenn sie genau 20 Jahre später mit der Fortsetzung auf die Leinwände kommen werden. Immerhin ist "Independence Day" noch immer der bekannteste Streifen des deutschen Filmemachers.
Ein schwedischer Zuschauer meint: "Stört euch nicht an der fehlenden Logik! Stört euch nicht an den dämlichen Dialogen, die sich am Rande des Idiotischen bewegen! Das ist großes Action-Kino. Und daran gibt es nichts zu deuteln."
"Jane Eyre", ARD, 23:35 Uhr
Eine mäuschenhafte Hauslehrerin (Mia Wasikowska), die das Herz ihres Arbeitgebers (Michael Fassbender) erweicht, entdeckt bald, dass dieser ein furchtbares Geheimnis hütet.
Es gab bereits zahllose Verfilmungen des gleichnamigen Romans von Charlotte Bronte aus dem Jahr 1847, die wohl bekannteste stammt aus dem Jahr 1943 mit Joan Fontaine als Jane Eyre und Orson Welles als Mr. Rochester. Aber BBC Films hielten die Zeit für eine weitere Version gekommen und engagierten den amerikanischen Regisseur Cara Fukunaga ("Beats of No Nation"), um 2011 eine britische Version zu bebildern, die vor Ort in London, Derbyshire, Oxfordshire und Sheffield gedreht wurde, hauptsächlich mit Rückblenden erzählt wird und die schaurigen Elemente des Dramas betont.
Fukunaga inszenierte eine aufwühlende und elegante Adaption des Klassikers, verband Horror, Krimi, Liebes-, Psycho- und Emanzipationsdrama. Adriano Goldman's Kamera, Dario Marianelli's Musik und die grandiosen Schauspieler tragen mit ihren herausragenden Leistungen zu dieser von der Kritik gefeierten Version ebenfalls bei. Mia Wasikowska bietet dabei die wohl beste Interpretation der Titelfigur bisher überhaupt. Die Kostüme wurden für einen "Oscar" und einen Britischen Filmpreis nominiert.
Kritiker Alistair Harkness lobte in "The Scotsman": "Es überrascht, wie kräftig und lebendig sich der Film anfühlt."
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