Haskell Wexler, einer der profiliertesten Kameramänner und Filmemacher der Filmgeschichte, ist vorgestern friedlich im Schlaf in seinem Haus im kalifornischen Santa Monica verstorben, wie sein Sohn Jeff Associated Press mitteilte. Er wurde 93 Jahre alt.
Als liberaler Aktivist stand Wexler, der am 6. Februar 1922 in Chicago geboren wurde, während der Sechziger und Siebziger bei vielen progressiven Werken wie dem die Rassentrennung thematisierenden "In the Heat of the Night" von 1968, dem Drama "One Flew Over the Cuckoo's Nest" und dem Anti-Kriegs-Drama "Coming Home" von 1978 hinter der Kamera. Er inszenierte auch selbst Spiel- und Dokumentarfilme, mit denen er sich vielen sozial relevanten Themen zuwandte, so zum Beispiel "Medium Cool" von 1969 mit Robert Forster, der sich mit der Polizeigewalt gegen Demonstranten beim Parteitag der Demokraten 1968 auseinander setzt. Als einer der wenigen Kameramänner erhielt er einen Stern auf dem Walk of Fame.
Schon während der Schulzeit hatte Haskell angefangen, sich für das Photographieren zu interessieren und filmte als Zwölfjähriger den Italien-Urlaub seiner Familie. Er stieg aus dem Studium aus, um sich im Zweiten Weltkrieg bei der Marine zu melden. Vor Südafrika wurde sein Schiff versenkt, er überlebte in einem Rettungsboot. 1947 begann er seine berufliche Laufbahn als Kameraassistent.
1967 erhielt er für seine Arbeit an dem Drama "Who's Afraid of Virginia Woolf", wo er die Anspannung zwischen den vier Charakteren mit viel Einsatz der Handkamera umsetzte, den "Oscar" - der letzte Schwarzweiß-Film, dem diese Ehre zuteil wurde. Zehn Jahre später bekam er seinen zweiten Academy Award für das Drama "Bound for Glory" ("Dieses Land ist mein Land"). Drei weitere Male wurde er nominiert: 1976 für "One Flew Over the Cukoo's Nest", bei dem er allerdings während der Dreharbeiten von Regisseur Milos Forman gefeuert worden war; 1988 für das Drama "Metawan" mit Chris Cooper und 1989 für das Drama "Blaze" mit Paul Newman.
Weitere bekannte Werke, die Wexler, der 1958 bei "Stakeout on Dope Street" erstmals für einen Spielfilm hinter der Kamera gestanden hatte, photographierte, sind "The Thomas Crown Affair" mit Steve McQueen von 1968, "The Man Who Loved Women" ("Frauen waren sein Hobby") mit Burt Reynolds von 1983, "Other People's Money" ("Das Geld anderer Leute") mit Danny deVito von 1991 und "Mulholland Falls" ("Nach eigenen Regeln") mit Melanie Griffith von 1996. Sein letzter Kinofilm, den er auch inszenierte und schrieb, war der Dokumentarfilm "Four Days in Chicago" von 2013, mit dem er wieder einmal ein politisches Thema anging: Die Demonstrationen von Occupy gegen den NATO-Gipfel in seiner Heimatstadt Chicago. Zum Zeitpunkt seines Todes befindet sich der von ihm photographierte Fernsehfilm "To Begin the World Over Again: The Life of Thomas Paine" noch in der Nachproduktion.
Wexler erklärte einmal: "Filme sind ein voyeristisches Erlebnis. Man muss dem Publikum das Gefühl geben, dass sie durch ein Schlüsselloch schauen. Dann nutze ich Licht, die Begrenzungen des Bildes und die Bewegung, um den Blick zu lenken."
Haskell Wexler hinterlässt seine dritte Ehegattin Rita Taggert, seine Tochter Kathy und seine Söhne Mark und Jeff. Letztere arbeiten ebenfalls im Filmgeschäft.