"Der Herr der Ringe: Die Gefährten", Sat1, 20:15 Uhr
Regisseur Peter Jackson hatte sich schon lange mit dem Gedanken getragen, J.R.R. Tolkien's massive Trilogie "Der Herr der Ringe", die 1954 und 1955 veröffentlicht worden war, zu verfilmen. Dem Neuseeländer war dabei aber klar, dass es mehr als einen Film brauchte, um die Handlung einigermaßen integer zu erzählen. Der Filmemacher machte sich Anfang der neunziger Jahre daran, mit seiner Frau, der Drehbuchautorin Fran Walsh, eine Skriptfassung zu erstellen.
Die Beiden planten mit zwei Filmen: "Die Gefährten" und "Die zwei Türme" sollten einen Streifen, "Die Rückkehr des Königs" einen zweiten bilden. Zu ihrer großen Überraschung und Freude schlug das Filmstudio New Line Cinema dann aber vor, sogar jedem der Bücher einen Film zuzuordnen. Das machte natürlich wieder viel Arbeit am Drehbuch notwendig, für die sich das Ehepaar Philippa Boyens als Co-Autorin dazuholte. Ohne viel Federlesens flogen ganze Kapitel aus der Romanvorlage heraus, die den ohnehin schon mit letztlich knapp drei Stunden Spielzeit zu ausufernden Streifen hätten zum Geduldstester werden lassen.
Das gigantische Unterfangen - alle drei Filme wurden in einem Rutsch am Stück gedreht, wobei Jackson sich dafür entschied, die herrlichen Landschaften Neuseelands als Kulissen für die fiktive Mittelerde zu nutzen - begann schon weit vor dem Start der Dreharbeiten am 11. Oktober 1999. So starteten beispielsweise die Ausstatter bereits weit über ein Jahr zuvor mit den Arbeiten: Sie pflanzten Gemüse und Blumen an, bauten die im Roman beschriebenen Hobbit-Behausungen und statteten diese mit den entsprechenden Möbeln und Gebrauchsgegenständen aus. Die Kostümdesignerin Ngila Dickson und 40 Näherinnen schufen 19 000 Kostüme - für jeden Schauspieler mehrere, die je nachdem, für welchen Punkt in der Handlung sie benötigt wurden, älter und zerrissener aussahen.
Peter Jackson entschied sich dagegen, die Innenaufnahmen in den Studios in Hollywood zu drehen, sondern setzte auf seinen "Heimvorteil" und blieb in Wellington. Über ein Jahr nach Beginn der Dreharbeiten endeten diese am 22. Dezember 2000. Für die Nachbearbeitung mit den vielen Spezialeffekten blieben Jackson und seinem Team so noch rund ein Jahr bis zur Uraufführung des Fantasy-Films. "The Lord of the Rings" setzte computergenerierte Effekte nur als ein Mittel unter vielen ein: Genauso arbeitete die Mannschaft an der Produktion mit Modellen und Make-up. Schon während der Dreharbeiten schuf man die Illusion, dass unterschiedliche Größen der Figuren wie von Zwergen oder von Hobbits erreicht werden mussten, die teilweise erheblich von den Größen der sie verkörpernden Schauspieler abwichen.
Als "The Fellowship of the Ring" am 10. Dezember 2001 seine Weltpremiere in London feierte, war die Nervosität bei allen Beteiligten riesig: Ging dieser Film unter, dann riss er die noch kommenden und ja bereits produzierten Teile mit sich runter. Und man konnte nicht davon ausgehen, dass Fantasy ein alle Zuschauer ansprechendes Genre war: Die Inhaltsbeschreibung - "Ein kleiner Hobbit aus dem Auenland und acht Gefährten machen sich zum Schicksalsberg auf, um den Einen Ring zu zerstören und damit den dunklen Herrscher Sauron" - könnte schon so manchen Besucher abschrecken.
Doch sofort war klar, dass alle Sorgen unbegründet waren. Peter Jackson, der noch niemals annähernd in seiner Karriere ein Unterfangen solcher Größe in Szene gesetzt hatte, war der Aufgabe und vor allem dem Geist der Romanvorlage völlig gewachsen und lieferte eines der großen Meisterwerke der Filmgeschichte ab. Voller beeindruckender Spezialeffekte und mit Hilfe einer auf den Punkt perfekten Besetzung erweckte der Filmemacher Mittelerde zu atemberaubenden Leben. Die Kritiker überschlugen sich mit Lob, und New Line Cinema wussten schon zum Jahreswechsel, dass sie ihr Investment von 93 Millionen Dollar Produktionskosten für "The Fellowship of the Ring" nicht bereuen mussten. Als am Schluss abgerechnet wurde, waren weltweit 871 Millionen Dollar umgesetzt worden.
Dazu kamen noch über 100 Preise im Laufe der nächsten Monate. Allein bei den Academy Awards wurde das Werk für 13 "Oscars" nominiert, von denen es vier gewinnen konnte: Für die "Beste Kamera", die "Beste Maske", die "Beste Musik" und für "Beste Spezialeffekte". Die sieben Jahre seines Lebens, die Jackson auf die "Lord of the Rings"-Filme verwendete und bis 2003 noch verwenden sollte, hatten sich hier schon mehr als bezahlt gemacht.
"Eine brillante Besetzung, die einige ihrer besten Darstellungen gibt. Bilder jenseits allem, was ich mir vorstellen konnte. Eine perfekte Mischung aus Humor, Leidenschaft und Tragödie. Eine Atmosphäre von Erhabenheit, Weite und drohendem Verhängnis. Selbst ein Zuschauer, der keine Ahnung von den Romanen hat, kann das Ganze erfassen und wird sich nicht verloren vorkommen in diesem Ensemble-Film mit so vielen Charakteren. Was mich betrifft, halte ich diesen Film für einen der größten aller Zeiten", schreibt ein amerikanischer Zuschauer.
"Frenzy", Arte, 00:20 Uhr
Ein Serienmörder stranguliert in London Frauen mit seinen Krawatten. Scotland Yard hat einen Verdächtigen (Jon Finch), aber er ist der falsche Mann.
Nach den vielen Schwierigkeiten bei seinem letzten Film "Topaz" von 1969, einer für Alfred Hitchcock unüblich chaotischen Produktion, setzte sich der Filmemacher für seinen vorletzten Film "Frenzy" (zu deutsch: Raserei) kleiner und kehrte in vielerlei Beziehung zu seinen Wurzeln zurück. Erstmals seit 1950 und "Stage Fright" ("Die Rote Lola") drehte der Engländer wieder in seiner Heimat und dann auch noch vor der Haustür seiner Kindheit in Covent Garden in London.
Thematisch griff er auf sein seit 1926 immer wieder auftauchendes Motiv des unschuldig verfolgten Mannes zurück, der seine Unschuld beweisen muss und nutzte dafür den Roman "Goodbye Piccadilly, Farewell Leicester Square" von Arthur La Bern aus dem Jahr 1966, den Anthony Shaffer ("Mord mit kleinen Fehlern") adaptierte.
Wie schon lange nicht mehr durchtränkt den Film Hitchcock's angelsächsische Ironie das Werk, das er ohne Hollywood-Stars und nur mit britischen Schauspielern in Szene setzte, wobei er Michael Caine für die Rolle des Schurken nicht hatte engagieren können, weil Caine der Part nicht zusagte. Hitchcock stellt permanent mit makabren Details und tiefschwarzem Humor einen Zusammenhang zwischen Essen, Sex und Tod her, das Ganze formal sorgfältig und technisch perfekt und nicht zuletzt spannend in Szene gesetzt.
Dabei bildet der Kriminalfilm eine seltsame Mischung aus Altmodischem - der Obst- und Gemüsemarkt in Covent Garden, der hier gezeigt wird, war eher eine Kindheitserinnerung als die realitätsnahe Abbildung vom Anfang der Siebziger - und Zeitgeist. So ist dies der erste Hitchcock-Film mit Nacktszenen, wobei aber für Anna Massey und Barbara Leigh-Hunt jeweils Körper-Doubles zum Einsatz kamen.
Nach den drei zuvor mit Enttäuschung aufgenommenen Filmen "Marnie", "Torn Curtain" und "Topaz" wurde "Frenzy" von der Presse als Rückkehr zur alten Form für den damals 72 Jahre alten Regisseur gefeiert. Vier Golden Globes-Nominierungen für den "Besten Film", die "Beste Regie", das "Beste Drehbuch" und die "Beste Musik" waren ein Ausdruck dieser Wertschätzung. Eine andere war der Erfolg an den Kinokassen: Die 2 Millionen Dollar teure Produktion spielte alleine in den USA 12 Millionen Dollar ein.
Ein australischer Zuschauer findet: "Man sollte gewarnt sein, dass dieser Streifen einer der grauenvollsten Vergewaltigungs- und Mordszenen enthält, die je gefilmt wurden - wunderschön gefilmt natürlich, so dass man nicht wegschaut, aber das macht es nur noch fürchterlicher. Anschließend folgt eines von Hitchcock's Markenzeichen, eine lange Kamerafahrt ohne Schnitt: Die Kamera zieht sich zurück, aus dem Gebäude hinaus in die belebten und lauten Straßen - und man weiß in diesem Moment, dass niemand die arme Frau hat schreien hören. Einer von Hitchcock's selbstsichersten und spannendsten Filmen."
"Scarface - Toni, das Narbengesicht", ARD, 00:50 Uhr
Schon einmal gefragt, wie ein Film aussehen würde, bei dem Brian de Palma ein Drehbuch von Oliver Stone verfilmt? Wenn also diese beiden Kinoberserker ihre Kräfte bündelten? Nun, hier ist er: Mit diesem Kriminalfilm von 1983 gelang den beiden Künstlern ein Meisterwerk. Sie erzählen von dem ehrgeizigen kubanischen Einwanderer Tony Montana (Al Pacino), der 1980 in Miami ein Drogenkartell übernimmt, Macht und Reichtum erlangt, aber am Ende seiner Gier erliegt.
Alles begann, als Pacino den Krimiklassiker "Scarface" von 1932 im Kino gesehen hatte und Produzent Martin Bregman informierte, dass sich hier ein potentieller Kandidat für ein Remake auftat. Bregman engagierte zunächst Sidney Lumet, mit dessen Idee, den Streifen politisch aufzuladen und die falschen Entscheidungen der US-Regierung für das Fluten der USA mit Kokain unter die Lupe zu nehmen, er allerdings nicht einverstanden war. Stattdessen wendete er sich an Thriller-Spezialist de Palma und Stone, der unter anderem bereits das Drehbuch zu "Midnight Express", einer etwas anders gelagerten Drogengeschichte, verfasst hatte.
Die Zwei verlegten die Handlung des Originals in die Gegenwart Miamis und die Drogenszene und hielten sich nicht zurück: Sie loteten mit ihrem grellen, stilisierten, ultra-gewalttätigen und mit unglaublich vielen zitierbaren Dialogsätzen gespickten Werk die Grenzen aus - und gerieten zwangsläufig mit den Zensoren aneinander. Die stießen sich an der profanen Sprache mit den unzähligen "fucks", an den Gewaltszenen - insbesondere an der mit einem Kettensäge schwingenden Pacino - und den dargestellten Drogenexzessen. Zumal de Palma die erwünschte "Kriminalität macht sich nicht bezahlt"-Moral nicht so simpel serviert, sondern lange Zeit zeigt, dass sich zumindest für Scarface Verbrechen mindestens materiell sehr wohl lohnt und er mit ihm den Exzess geradezu zelebriert.
Wieder und wieder legte de Palma der Motion Picture Association of America neue Schnittfassungen vor, um der kommerziell tödlichen "X"-Altersfreigabe zu entgehen. Die wurde sonst an Pornofilme verliehen und hätte Universal Pictures vor große Probleme gestellt, denn "X"-Filme wurden von den großen Kinoketten erst gar nicht auf den Spielplan genommen. Universal legten Widerspruch gegen die Bewertung ein, und nach einer Anhörung einigte man sich auf das "R", das lediglich Jugendliche aussperrte.
Bei seiner Erstaufführung wurde "Scarface" ein Erfolg, obwohl auch viele Rezensenten ihn wegen seiner Exzessivität kritisierten. Dazu kamen drei Golden Globe-Nominierungen für Al Pacino als "Bester Hauptdarsteller", für Steven Bauer als "Bester Nebendarsteller" und für Giorgio Moroder für die "Beste Musik". Seinen heutigen Kultstatus und sein Einsickern in die Popkultur erlangte "Scarface" dann aber erst so recht durch die Veröffentlichungen auf VHS und Discs.
"De Palma balanciert Humor, Gewalt, Liebe und Drama in seinem Film sehr gut aus. Fast alle Charaktere sind faszinierend, und die dramatische Intensität ist während des gesamten Films hoch. Die spannenden Wendungen und die interessanten Figuren lassen einen die 170 Minuten Spielzeit vergessen, und das Ende lässt einen emotional aufgewühlt zurück. Al Pacino liefert eine einfach atemberaubende Darstellung", lobt ein US-Zuschauer.
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