oder
Steve Jobs
Steve Jobs
© Universal Pictures International Germany

Kinostarts Deutschland: Genie und Wahnsinn

Danny Boyle's "Steve Jobs" und Woody Allen's "Irrational Man"

Zwei Meisterregisseure kommen mit ihren neuen Dramen auf die Leinwand: Danny Boyle zeigt "Steve Jobs" an drei entscheidenden beruflichen Wegmarken, während Woody Allen einmal mehr über Mord, Rationalität und Moral philosophiert, mit Joaquin Phoenix als "Irrational Man". Ebenfalls am Start: Altmeister Peter Greenaway mit seiner Komödie "Eisenstein in Guanajuato". Was läuft, was lohnt, was nicht?

"Steve Jobs"
Drama
USA
122 Minuten
FSK 6

US-Biographie über den Apple-Mitbegründer Steve Jobs (Michael Fassbender). Der nahezu kammerspielartige Film ist äußerst dialogorientiert, zugleich aber von Danny Boyle ("127 Hours") sehr rasant und in den Zeitebenen teils verschachtelt inszeniert. Wie das Unternehmen, das Jobs gründete, versammelt die Universal Pictures-Produktion brillante Künstler wie Drehbuchautor Aaron Sorkin und Schauspieler wie Kate Winslet, Seth Rogen und Jeff Daniels, um ein Werk zu schaffen, dessen Eleganz einen beinahe die komplexen Verflechungen in seinem Kern übersehen lassen. Von den Kritikern hoch gepriesen, von den Zuschauern, die ihn sahen, geschätzt, war bereits von "Oscar"-Weihen die Rede - bis der Streifen an den US-Kinokassen unterging, weil kaum einer auftauchte, der das Drama sehen wollte. Unser Kritiker Falk Straub kann nur raten, klüger als die Amerikaner zu handeln und reinzugehen. Er vergibt die volle Punktzahl. Fünf von fünf! "Mit cineastischer Wucht, ausgefeilten Dialogen und top-aufgelegten Darstellern bietet der Film sowohl kraftvolles visuelles als auch erstklassiges Schauspielerkino", schwärmt er. Klare Empfehlung: Reingehen!

"Irrational Man"
Drama
USA
94 Minuten
FSK 12

US-Drama über einen ausgebrannten Philosophieprofessor (Joaquin Phoenix), der eine neue Stelle an einem College antritt. Zwar kommt er gleich zwei Frauen (Emma Stone und Parker Posey) näher, doch seine existenzielle Krise glaubt er nur durch einen "gerechten" Mord überwinden zu können – mit ungeahnten Folgen. Regisseur und Drehbuchautor Woody Allen erzählt ruhig und mit schwarzen Humor, konzentriert sich auf die Figuren und Dialoge und kreist um seine altbekannten Themen Moral in einem unmoralischen Universum, Mord als katharsische Erfahrung und Rationalität versus Irrationaliät. Letzteres war im vergangenen Jahr schon Thema in seiner Komödie "Magic in the Moonlight". Die Kritken zu dem Streifen fielen gemischt aus, auch die wenigen Zuschauer waren von Woody's neuem Werk nur mäßig begeistert: "Nun fühlen sich schon seine Wiederholungen wiederholend an", schrieb "Entertainment Weekly" über einen Film, der sich schwer entscheiden kann, ob er Komödie oder Drama sein will und den Tonfall nicht so sicher hinbekommt wie einst Allen's eigener "Verbrechen und andere Kleinigkeiten". Unsere Kritikerin Bianka Piringer fand es ebenfalls halbgar, aber dennoch gewinnend: "Die abgründige, sarkastische Geschichte wird mit Romantik gewürzt, aber echte Spannung kommt trotzdem selten auf."

"Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalyps"
Komödie
USA
92 Minuten
FSK 16

US-Horrorkomödie über eine Gruppe Pfadfinder, die ein Zeltlager besuchen will, doch unversehens in eine Zombie-Invasion gerät. Um gegen die Untoten zu bestehen, müssen sie all ihre Pfadfinder-Fähigkeiten anwenden. Die Paramount Pictures-Produktion verknüpft Motive von Teenager-Komödien und Zombiefilmen mit derbem Humor, drastischer Sprache, sexualisierten Einstellungen und jugendaffiner Musik. Wer sarkastisch ist, könnte sagen, dass den Filmemachern um Regisseur Christopher Landon ("Paramormal Activity: Die Gezeichneten") außer der Beigabe von "Arsch und Titten" zu einem Zombie-Film nichts eingefallen ist. Die Kritiker mochten diese Klamotte nicht, die Zuschauer blieben weg, die wenigen, die eine Karte gekauft haben, fanden es mittelprächtig.

"Virgin Mountain"
Komödie
Island
95 Minuten
FSK 12

Isländische Tragikomödie über Fusi, einen gutmütigen Außenseiter (Gunnar Jonsson) dessen Leben sich durch einen Gutschein für die Tanzschule verändert. Wenn es ein isländischer Film in unsere Kinos schafft, dann muss es schon etwas damit auf sich haben. Regisseur und Drehbuchautor Dagur Kari ("Ein gutes Herz") gelingt es mit seiner Mischung aus Humor und Pathos, die Herzen der Zuschauer zu ergreifen. Hinter der Fassade einer ungleichen Liebesgeschichte befasst er sich mit Themen wie Borniertheit, Einsamkeit, Mobbing, psychischer Erkrankung und der Bedeutung der Liebe. Beim Tribeca-Filmfestival gewann "Fusi" den Preis als "Bester Film", für das "Beste Drehbuch" und für den hervorragenden Hauptdarsteller.

"Eisenstein in Guanajuato"
Drama
Niederlande
110 Minuten
FSK 16

Niederländisches Drama über den russischen Regisseur Sergei Eisenstein (Elmer Bäck), der 1931 für ein Filmprojekt nach Mexiko reist. Während er die fremde Umgebung erkundet, betritt der sexuell unerfahrene Filmemacher mit seinem Führer (Luis Alberti) auch erotisches Neuland. Der britische Altmeister hat in ziemlich vielen Ländern Geld zusammenkratzen müssen (eine niederländisch-mexikanisch-finnisch-belgisch-französische Co-Produktion, die in Englisch und Spanisch gedreht worden ist) und zeigt sich launig wie selten: Farbenprächtige Bilder, ein flotter, ironischer Auftakt, zahlreiche Kamera-Spielereien und stilisiert-artifizielle Elemente sorgen für ein unerwartetes Amüsement. Greenaway kreist um die Themen Sex, Tod und Kunst und vermengt seine Handlung gekonnt mit den Bildern aus Eisenstein's Filmen. Beim Rennen um den Goldenen Bären ging das Werk dieses Jahr auf der Berlinale leer aus. Unser Kritiker Ralf Augsburg konnte dem Streifen einiges, aber nicht alles abgewinnen: "Teilweise flotte, aber zum Teil auch arg an sich selbst berauschende Tragikomödie, die ein erzählenswertes Stück Filmgeschichte aufbereitet - und dabei zu viel auf die Karte 'Sexuelle Revolution' setzt."

Hier streamen



Spielfilm.de-Mitglied werden oder einloggen.