Als sei der Inhalt des Dramas "American History X" vom
vergangenen Jahr nicht schon explosiv genug gewesen, entspannte
sich nach Drehschluss noch ein verbissener Rechtsstreit unter den
Filmemachern.
Als sei der Inhalt des Dramas "American History X" vom vergangenen
Jahr nicht schon explosiv genug gewesen, entspannte sich nach
Drehschluss noch ein verbissener Rechtsstreit unter den
Filmemachern, der erst diese Woche beigelegt werden konnte. Tony
Kaye (im Bild links), der Regisseur des Streifens um Neo-Nazis in
den Vereinigten Staaten, hatte die Produktionsgesellschaft New Line
Cinema und die Regisseursvereinigung Director´s Guild of America
auf 200 Millionen Dollar Schadenersatz verklagt. Laut Kaye war ihm
der Film nach Beendigung der Dreharbeiten entwunden worden, und New
Line Cinema habe zusammen mit dem "Oscar"-nominierten
Hauptdarsteller Edward Norton (rechts im Bild/"Fight Club") den
Film umgeschnitten, und zwar hauptsächlich, um die Eitelkeit des
Stars zu befriedigen, der seinen Part am Schneidetisch ausgeweitet
habe. Da diese Neufassung mit seinem "American History X" nichts
mehr zu tun hatte - etwas, was allerdings von Kritikern nach Sehen
des Films angezweifelt wurde - verlangte der Brite von der
Director´s Guild of America, bei New Line durchzusetzen, dass sein
Name aus den Stabangaben des Werks entfernt und durch das Pseudonym
"Humpty Dumpty" ersetzt würde. Als sich sowohl die Firma wie auch
die Vereinigung weigerten, Tonys Forderungen nachzukommen, hagelte
es 1998 die Klage. Aber außer Spesen scheint es nichts gewesen zu
sein für den einstmals hoch gepriesenen Werbefilmregisseur, der
sich in eigens erstellten Anzeigen mal als der "beste britische
Regisseur seit Hitchcock" in Hollywood angepriesen hatte. Denn
Bundesrichter Dean Pregerson bereitete an einem kalifornischen
Bezirksgericht Kayes Klage eine Beerdigung Erster Klasse. Die
Schadenersatzforderungen wurden mit "Nachdruck" abgewiesen, was
bedeutet, dass selbst eine Berufung nicht mehr möglich ist. Ernie
Getto, der Anwalt der Regisseursvereinigung, meinte nach dem
Urteil: " Auf Grund des Tatbestandes hätte diese Klage überhaupt
nicht vorgebracht werden dürfen." Wenig wahrscheinlich scheint
jetzt eine Zukunft in Hollywood für den Regisseur, der sich in der
dortigen Geschäftswelt durch die Rechtsstreitigkeit seinen Ruf
ruiniert hat.