Im Thriller "Sicario" von Denis Villeneuve steht sie als die vom Drogenkartell beherrschte Mord-Hauptstadt der Welt da: Das mexikanische Ciudad Juárez. Dem Bürgermeister der 1,5 Millionen-Stadt passt das gar nicht - er hat zum Boykott gegen den Lionsgate-Film aufgerufen.
Enrique Serrano Escobar erklärt, seit 2010, als jeden Tag bis zu acht Menschen im Drogenkrieg zwischen den Sinaloa- und Juárez-Kartellen ermordet wurden, habe sich viel getan. "Die ganze Gemeinde versucht, das Bild der Stadt wiederherzustellen, und dann kommt dieser Film, der uns schlecht macht", klagt Escobar gegenüber "The New York Times". "Wer diesen Film in den Vereinigten Staaten und in Europa sieht, der wird nicht hierherkommen oder hier investieren wollen."
Anfang des Monats demonstrierten in diesem Sinne 30 Menschen mit Transparenten, auf denen "No somo sicarios" ("Wir sind keine Auftragskiller") zu lesen stand, für ihre Stadt. Und Serrano hat in einigen amerikanischen Zeitungen Anzeigen geschaltet, um zu einem Boykott des Thrillers aufzurufen und sich von dem Portrait seiner Kommune im Film zu distanzieren, der aus Sicherheitsgründen nicht in Ciudad Juárez, sondern in El Paso, Albuquerque und Mexiko City gedreht worden ist.
Kritiker des Films weisen daraufhin, dass die Stadt mit Hotelbuchungsraten von bis zu 70 Prozent und keinen Entführungen tatsächlich auf einem guten Weg ist. Allerdings finden im Monat immer noch bis zu 30 Morde statt.
Regisseur Villeneuve hat sich in einem Brief an "The New York Times" verteidigt: "Sicario" sei 2010 ersonnen worden, als die Stadt noch wesentlich gefährlicher gewesen sei. "Wir hatten nicht die Absicht, die Bürger von Juárez mit unserem Film zu schaden. Die Menschen, die für Frieden kämpfen, verdienen unseren Respekt."