"Ein Mann für gewisse Stunden", Arte, 20:15 Uhr:
Ein männlicher Escort (Richard Gere) in Los Angeles, der hauptsächlich älteren Damen zu Diensten ist, wird eines Mordes beschuldigt, den er nicht begangen hat.
Christopher Reeve wollte trotz eines Millionen Dollar-Angebots nicht, John Travolta wollte nicht - also griff Richard Gere zu und nahm mit dieser erfolgreichen Paramount Pictures-Produktion von 1980 den Erfolgsfahrstuhl weiter nach oben, den er zwei Jahre zuvor mit "Days of Heaven" betreten hatte und der ihn wiederum zwei Jahre später mit "An Officer and a Gentleman" noch weiter nach oben befördern sollte. Ihm fiel auch die Ehre zu, sich als erster Mann in einer Hollywood-Produktion vorne nackig filmen zu lassen, wenn auch nur kurz.
Bei den Damen hatte es zuvor ebenfalls prominente Absagen gegeben, wegen des pikanten Inhalts: Meryl Streep und Julie Christie hatten zurückgeschreckt, so dass Lauren Hutton die Hauptrolle übernahm. Regisseur und Drehbuchautor Paul Schrader drehte den Kriminalfilm vor Ort in Los Angeles und Umgebung. Während er die gesellschaftlich-sozialen Aspekte der Geschichte gut im Griff hat, tut er sich mit dem Krimi-Aspekt schwerer und stottert dem Filmende im letzten Drittel entgegen. Mit "American Gigolo" (so der Originaltitel) etablierte sich Giorgio Armani als Name in Hollywood: Gere trägt seine Anzüge im Film.
"American Gigolo" erhielt zwei Golden Globe-Nominierungen, beide für einen anderen Giorgio: Der Komponist Giorgio Moroder wurde für die "Beste Musik" und den "Besten Song" ("Call Me", den Blondie singt) genannt.
Ein serbischer Zuschauer lobt: "Dieser Film ist einer der elegantesten, den ich je gesehen habe, mit lebhaften Farben, wunderschönen Kulissen und Außenaufnahmen. Der Streifen ist aber auch eine phänomenale Charakterstudie über den Kampf eines einsamen Mannes gegen eine Gesellschaft, der er nicht angehört und in der er etwas geworden ist, was ihm nicht entspricht."
"Hancock", Pro7, 21:55 Uhr:
Hancock (Will Smith) ist ein Superheld, dessen unkontrolliertes Verhalten ständig für Millionenschäden sorgt. Er verändert sich, als ein Mann (Jason Bateman), den er gerettet hat, ihm hilft, sein Ansehen in der Öffentlichkeit zu verbessern.
Diese Columbia Pictures-Produktion von 2008 hat eine extrem komplizierte und vor allem langwierige Herstellungsgeschichte hinter sich. Das Drehbuch hatte Vincent Ngo bereits 1996 geschrieben und auf dem freien Hollywood-Markt angeboten. Das Interesse für seine Geschichte, die sich allerdings um einen Superhelden und einen Zwölfjährigen drehte, fand auch durchaus Interesse - nur ein Spielfilm wollte nicht entstehen. Erst als Columbia 2005 zugriffen, kam Bewegung in die Sache. Will Smith wurde als Hauptdarsteller engagiert, Jonathan Mostow ("Surrogates") sollte Regie führen. Doch Mostow verließ wegen "kreativer Differenzen" die Produktion wieder, stattdessen sollte Gabriele Muccino, der gerade mit Smith "The Pursuit of Happyness" gedreht hatte, einspringen. Daraus wurde auch nichts. Die ursprünglich mal für eine Premiere Ende 2006 avisierte Komödie wurde verschoben, und Smith drehte erstmal "I Am Legend".
Schlussendlich erbte Peter Berg ("Lone Survivor") das Projekt - nicht die glücklichste Wahl. Der Regisseur gab im Nachhinein selbst zu, von der Arbeit mit Spezialeffekten, mit denen er noch nie etwas zu tun gehabt hatte, überfordert gewesen zu sein. Mit dem Ergebnis im Film war dann niemand besonders glücklich. Die Umsetzung ist teilweise dürftig, aber auch das Ausgangsmaterial zu dünn. Nach einer sehr vielversprechenden und unterhaltsamen ersten Hälfte überzeugt das Werk im zweiten Teil weniger. Bei einem Riesenbudget von 150 Millionen Dollar ein hoher Einsatz mit ungewissem Ausgang.
Doch die Marketing-Abteilung von Columbia-Muttergesellschaft Sony leistete ganze Arbeit und stellte Will Smith prominent in den Vordergrund und stellte in der Werbung ausschließlich die humorvollen Aspekte heraus. Und das wirkte: "Hancock" wurde ein Riesenerfolg, mit 624 Millionen Dollar weltweit der vierterfolgreichste Film des Jahres.
Kritiker Bruce Bennett schrieb für "Spectrum": "Der Film hat viele lustige, sogar zärtliche Momente, bis er nach etwa einer Stunde in eine andere, chaotische Richtung abdriftet."
"Die Farbe des Ozeans", ARD, 23:35 Uhr:
Eine deutsche Touristin (Sabine Timoteo) macht Urlaub auf den Kanaren, als am Strand afrikanische Flüchtlinge angespült werden. Viele sind tot; Überlebende werden von der Polizei in ein Lager gebracht. Die Urlauberin will einem der Afrikaner (Hubert Koundé) helfen, während ein spanischer Grenzpolizist (Alex Gonzalez) für die Abschiebungen sorgt.
Aktueller kann ein Spielfilm in seiner Thematik wohl kaum sein, angesichts dessen, was sich derzeit in Europa und seit Jahren an seinen Außengrenzen am Mittelmeer abspielt. Dabei stammt dieses deutsche Drama bereits aus dem Jahr 2011. Die aus Stuttgart stammende Regisseurin und Drehbuchautorin Maggie Peren erzählt in ihrem auf Deutsch und Spanisch gedrehten Werk aus unterschiedlichen Blickwinkeln von der Flüchtlingsproblematik - mitunter konstruiert, aber um Authentizität bemüht und spannend. Die drei Handlungsstränge werden von Peren gut im Gleichgewicht gehalten, in denen sie einfühlsam und distanziert zugleich die Spielräume der Figuren auslotet.
Kritiker Peter Claus lobt: "Der Film packt, weil er mutig den Spagat zwischen Unterhaltung und Anspruch wagt, die Story publikumswirksam mit Spannung aufheizt und dabei die Auseinandersetzung mit wunden Punkten im Alltag der westlichen Welt nicht vergisst."
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