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Casablanca mit Humphrey Bogart
Casablanca mit Humphrey Bogart
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TV-Tips für Sonntag (30.8.): Spiel's noch einmal, Bogie!

Arte zeigt Meisterwerk "Casablanca"

Jeder kommt zu "Rick's". Und das sollten auch alle Spielfilmfreunde tun, denn heute Abend zeigt Arte im Hauptprogramm das Meisterwerk "Casablanca". "Here's looking at you, kid!"

"Safe House", RTL, 20:15 Uhr:
Ein junger CIA-Agent (Ryan Reynolds) wird damit beauftragt, in einem geheimen Stützpunkt einen Flüchtigen (Denzel Washington) zu bewachen. Aber als der Stützpunkt angegriffen wird, muss er mit seinem Schützling gemeinsam fliehen.

"Safe House" ist einer von Denzel Washington's größeren Erfolgen, spielte 2012 bei Produktionskosten von 85 Millionen Dollar weltweit 208 Millionen Dollar ein, obwohl die Kritiken nur gemischt gewesen waren. Keinen unbedeutenden Anteil an diesem Erfolg hatte der Schauspieler selbst, der zusammen mit Reynolds überzeugende Darstellungen ablieferte. Weniger überzeugend sind das dürftige Drehbuch von David Guggenheim und die teilweise unübersichtlichen Action-Szenen, denen der schwedische Regisseur Daniel Espinosa - zuletzt erfolglos mit "Child 44" in den Kinos - mit zu schnellen Schnitten Geschwindigkeit verleihen wollte. Gedreht wurde die Universal Pictures-Produktion in Kapstadt.

Kritiker R.L. Shaffer schrieb für "IGN DVD": "Der Film ist manchmal ziemlich vorhersehbar, aber er wartet auch mit brutal intensiver, extrem spannender Action und großartigen Darstellungen von Reynolds und Washington auf."



"Casablanca", Arte, 20:15 Uhr:
Casablanca in Marokko, französische Kolonie, im Zweiten Weltkrieg. Ein amerikanischer Nachtclub-Besitzer (Humphrey Bogart) begegnet seiner ehemaligen Liebe (Ingrid Bergman) und wird in gefährliche Ereignisse gezogen, bei denen er Stellung beziehen muss - auch gegen die deutschen Besatzer.

"Spiel’s noch einmal, Sam!"
"Schau mir in die Augen, Kleines!"
"Verhaftet die üblichen Verdächtigen!"
"Ich glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft."
"Uns bleibt immer Paris."
"Von allen Kaschemmen in all den Städten der Welt kommt sie ausgerechnet in meine."
"Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber bald und dann für den Rest deines Lebens."

"Casablanca" ist eines der Meisterwerke des Kinos, kaum jemand wird noch nicht von diesem Drama aus dem Jahr 1942 gehört haben, und jeder wird eines der oben genannten Zitate in der ein oder anderen Form wahrgenommen haben. Schon bei seiner Premiere war die Warner Brothers-Produktion als der sechsterfolgreichste Film des Jahres in den USA ein Erfolg. Dabei profitierte er von der zeitgleich stattfindenden Besetzung Nordafrikas durch amerikanische Truppen, was den Handlungsort auch in den Nachrichten prominent herausstellte. Doch mit den Jahren wuchs die Popularität des Streifens noch weiter, und er ist eines der am meisten im Fernsehen gezeigten Werke. Vielleicht stimmt einfach, was Murray Burnett über "Casablanca" gesagt hat: "True yesterday, true today, true tomorrow."

Obwohl der Film sehr in seiner Zeit verwurzelt ist und der neuen Linie Hollywoods im Zuge des Eintritts der USA in den Zweiten Weltkrieg verhaftet war, Stellung gegen das nationalsozialistische Deutschland zu beziehen und sich aktiv zu engagieren, ist er auch ein zeitloses Werk: Es geht darum, Privates und Politisches abzuwägen, es geht um Zivilcourage und um Verzicht, und es geht natürlich um die Liebe, die ganz große.

Oben erwähnter Murray Burnett war zusammen mit Joan Alison der Autor des 1941 noch nicht aufgeführten Theaterstücks "Everybody Comes to Rick's", mit dem Burnett seine Reiseerlebnisse im Süden Frankreichs verarbeitete, wo er einen Nachtklub ganz ähnlich dem im Film gesehen hatte: Voller Emigranten, die aus dem nationalsozialistisch besetzten Europa geflohen waren, dort festhingen und nicht wussten, wie es für sie weiter gehen würde.

Warner Brothers wurden auf das Stück aufmerksam und schnappten es in einem Bieterwettstreit MGM weg - für die damals unerhörte Summe von 20 000 Dollar. So viel hatte noch kein Filmstudio für die Verfilmungsrechte eines noch nicht mal aufgeführten Theaterstücks bezahlt. Doch Produzent Hal B. Wallis sah das Potenzial für einen zweiten "Algiers", der 1938 erfolgreich für United Artists gelaufen war: "Eine romantische Geschichte an einem exotischen Schauplatz."

Die Epstein-Zwillinge Julius und Philip wurden beauftragt, das Drehbuch zu schreiben, dazu kam Hilfe von Howard Koch und Carey Robinson. Das Sprichwort "Viele Köche verderben den Brei" traf hier auf wundersame Weise nicht zu, stattdessen ergänzten sich die verschiedenen Ideen und Tonfälle der unterschiedlichen Autoren - mal mehr humorig, zynisch oder romantisch - auf das Allerbeste. Auch die Tatsache, dass das Skript noch nicht fertig war, während bereits gedreht wurde, sieht man dem Film nicht an. Regisseur Michael Curtiz führte alle Elemente zusammen zu einer Geschichte aus einem Guss.

Für die weibliche Hauptrolle hatten Warner wie für "Algiers" die österreichische Schauspielerin Hedy Lamarr erneut besetzen wollen, sie aber nicht von Konkurrent MGM loseisen können. So erhielt die Schwedin Ingrid Bergman die Rolle, die seit 1941 in Hollywood arbeitete und mit "Casablanca" zum Star wurde. Die männliche Hauptrolle ging an Bogart, der ein Jahr zuvor mit "The Maltese Falcon" den Durchbruch geschafft hatte.

Fast sämtliche andere Rollen erhielten europäische Emigranten, die es oftmals aus dem gleichen Grund in die USA verschlagen hatte wie die Auswanderer im Film: Die Angst um Leib und Leben vor den Deutschen. So waren unter anderem Paul Henreid und Peter Lorre Österreicher und Conrad Veidt Deutscher. Nicht zuletzt der Regisseur war Einwanderer: Michael Curtiz alias Mihály Kertész stammte aus Ungarn, war allerdings schon seit den zwanziger Jahren in Hollywood.

"Casablanca" verlieh das internationale Ensemble eine Authentizität, die der Streifen ansonsten kaum für sich reklamieren konnte: Er entstand fast gänzlich im Studio in Los Angeles.

Als der Film in die Kinos kam, erhielt er gute Kritiken, traf den Geschmack des Publikums und gewann drei Academy Awards für den "Besten Film", die "Beste Regie" und das "Beste Drehbuch". Darüber hinaus waren Bogart als "Bester Hauptdarsteller", Claude Rains als "Bester Nebendarsteller", die "Beste Kamera", die "Beste Musik" und der "Beste Schnitt" nominiert. Seitdem taucht der Film regelmäßig auf Bestenlisten auf und wurde 1989 von der Library of Congress ins National Film Registry als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsam" aufgenommen, um ihn der Nachwelt zu erhalten.

Ein deutscher Zuschauer aus Erlangen lobt: "Was macht diesen Film so großartig? Sein Genre-Mix aus Romanze, Drama, Charakterstudie und Komödie, der nie wieder erreicht wurde? Seine Dialoge, die so zitierfähig sind wie bei kaum einem anderen Streifen? Die einzigartige Chemie zwischen Humphrey Bogart und Ingrid Bergman? Die großartigen Nebendarsteller wie Claude Rains, Sidney Greensteet, Conrad Veidt und Peter Lorre? Oder die unvergesslichen Szenen wie das Liederduell zwischen der Marsaillaise und 'Der Wacht am Rhein' und der Abschied am Flughafen? Egal welche Filme noch kommen, egal wie viele Fortsetzungen noch die Leinwände überschwemmen und wie viel Müll wir noch zu ertragen haben - eine Gewissheit bleibt: Wir haben immer 'Casablanca'!"



"Sinister", Pro7, 22:30 Uhr:
Ellsion Oswalt (Ethan Hawke), gescheiterter Schreiber von Geschichten über wahre Kriminalfälle, findet auf dem Dachboden seines neuen Hauses einen Karton mit Super8-Filmen, die nahelegen, dass der Mord, den er derzeit beschreibt, die Tat eines Serienmörders ist, der seit den sechziger Jahren sein Unwesen treibt.

Regisseur Scott Derrickson ("Der Tag, an dem die Erde still stand"), hatte bereits 2005 mit "Der Exorzismus der Emily Rose" einen Ausflug ins Horrorfach unternommen. Mit diesem Werk von 2012 widmete er sich nun vollends dem Grauen zu und schrieb zusammen mit C. Robert Cargill das Drehbuch. Viel Sorgfalt verwendete das Team auf die Darstellung und die Geschichte des übernatürlichen Gegenspielers "Bughuul", den man laut Cargill wie eine Art "bösen Willy Wonka" mit Black Metal-Make up darstellen wollte. Gefilmt wurde auf Long Island, wobei man die Super8-Filme tatsächlich in diesem Format drehte.

Die Kritiker waren gespalten ob der Independent-Produktion: Bemängelt wurden die zahlreichen Klischees und die Tatsache, dass die Handlung stellenweise nur vorwärts kommt, weil sich die Charaktere auf typisch unglaubwürdige Horrorfilm-Art und Weise verhalten. Aber man stellte "Sinister" auch in Rechnung, dass er eine Reihe von frischen, fiesen Wendungen enthält. An den Kinokassen wurde der für wenig Geld (3 Millionen Dollar) hergestellte Streifen zumindest in den USA ein mäßiger Erfolg, so dass er einen hübschen Gewinn abwarf und so für eine schwache Fortsetzung sorgte, die derzeit die Kinos heimsucht.

Kritiker Matthew Pejkovich schrieb für "Matt's Movie Reviews": "Einer der wirklich unheimlicheren Horrorfilme der letzten Zeit. Ein Produkt aus geschickter Inszenierung, einer faszinierenden Idee und einer großartigen Leistung von Ethan Hawke."



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