Autsch! Zweimal sind "Fantastic Four" bereits innerhalb des letzten Jahrzehnts von 20th Century Fox auf das Publikum losgelassen worden. Und auch wenn diese Fantasy-Filme erfolgreich an den Kassen waren ("Fantastic Four" holte 2005 rund 330 Milllionen Dollar und "Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer" zwei Jahre später 290 Millionen Dollar weltweit), so mochten sie weder Kritiker noch das Publikum besonders, und die Reihe schlief wieder ein.
Doch im neuen Jahrzehnt, wo eine Comic-Verfilmung, die mit Marvel Cinematic Universe überschrieben ist, gleichbedeutend mit einer Gelddruckmaschine ist, wollten Fox die Comic-Helden mit einer radikal verjüngten Besetzung (Kate Mara, Miles Teller, Jamie Bell und Michael B. Jordan) einen weiteren Anlauf nehmen, auch etwas vom Kuchen abzubekommen, der unerschöpflich scheint. Und ähnlich wie John Lasseter, der stur darauf beharrte, dass "Cars" nicht so schlecht wie sein Ruf sei, und dem Publikum einen zweiten Teil kredenzte, nach dem niemand verlangt hatte (und der noch schlechter geriet), scheinen nun auch 20th Century Fox zu glauben, man müsse einen Totalschaden nur oft genug neu verfilmen, dann werde es irgendwann ein zweiter "Avengers".
Das kann klappen. Aber im Fall von "Fantastic Four", der gestern mit 3995 Kopien in Nordamerika angelaufen ist, war schon lange klar, dass dies Wunschdenken bleiben würde. Von den Dreharbeiten wurden Schwierigkeiten gemeldet, angeblich entmachteten die Produzenten Regisseur Josh Trank, der sich mit seinem Überraschungserfolg "Chronicle" von 2012 für den Job qualifiziert hatte, und ersetzten ihn durch Matthew Vaughn ("Kingsman: The Secret Service"), der weite Teile neu gedreht haben soll - so dass die eigentlich für eine 3D-Konversion vorgesehenen Mittel aufgebraucht wurden. Als dann der 120 Millionen Dollar teure Film der Presse nicht gezeigt wurde, deutete sich endgültig eine Katastrophe an.
Die nun mit den Kritiken eingetreten ist: Kaum ein Rezensent kann dem öden und deprimierenden Streifen, diesem beklagenswert törichten Versuch, einen Comic ohne Humor, Spaß oder farbenfreue Spannung auf die Leinwand zu übertragen, etwas abgewinnen - die Besprechungen sind verheerend. Und im Zeitalter der digitalen Medien und sozialen Netzwerke kann das einem Werk wesentlich schneller schaden als noch vor zehn Jahren, denn schlechte Presse spricht sich viel schneller rum. Und da auch die Mundpropaganda für "Fantastic Four" hundsmiserabel ist, droht ein schneller Schiffbruch. Trotzdem: Es könnte mit immerhin prognostizierten 35 bis 45 Millionen Dollar zum Eröffnungswochenende für den ersten Rang reichen, wenn "Mission: Impossible - Rogue Nation" von seinem Premierenergebnis in Höhe von 55 Millionen Dollar zu viel einbüßen sollte. Doch das sollte der einzige Lichtblick für das Reboot bleiben, und weitere "Fantastic Four" dürften sich damit erledigt haben.
Über großartige Kritiken und sehr gute Publikumsmeinungen kann sich Schauspieler Joel Edgerton freuen, der mit dem Thiller "The Gift" sein Regiedebüt gibt und ebenfalls das Drehbuch geschrieben hat. Der Australier spielt auch an der Seite von Rebecca Hall und Jason Bateman mit und liefert gleich mit seinem Erstling ein Glanzstück ab: Einen boshaft intelligenten und verspielt subversiven Streifen, der die Zuschauererwartungen herausfordert und die Betrachter aufrecht sitzend im Kinosessel zu fesseln vermag. Das kleine Neulingsstudio STX Entertainment bringt "The Gift" in 2470 Lichtspielhäuser. Analysten erwarten allerdings nur ein Ergebnis von 6 bis 9 Millionen Dollar.
Lionsgate Films haben schon am Mittwoch den britischen Animationsstreifen "Shaun das Schaf - Der Film" auf 2320 Spielpläne gesetzt. Die Kritiken sind die wohl bisher besten des Jahres: 100 Prozent loben die warmherzige, witzige und brillant animierte Aardman-Produktion, die in Deutschland bereits erfolgreich gelaufen ist, als ein weiteres Juwel in der Stop-Motion-Animation-Krone des Studios. Aber die ersten Ergebnisse seit Mitte der Woche deuten eher auf eine gewisse Gleichgültigkeit der US-Familien hin. Mehr als 11 Millionen Dollar trauen Branchenkenner dem Werk nicht zu.
Als vierte Produktion geht "Ricki and the Flash" ("Ricki - Wie Familie so ist") ins Rennen. Erstmals seit "Rachels Hochzeit" von 2008 meldet sich Regisseur Jonathan Demme, der seitdem hauptsächlich Dokumentationen gedreht hat, vor einem größeren Publikum mit diesem Drama um eine alternde Rock-Diva (Meryl Streep), die sich mit ihrer Tochter (Streep's echte Tochter Mamie Gummer) versöhnen will, zurück. Die Kritiken sind lauwarm: Streep ist wieder mal in Top-Form, aber die Handlung allzu vorhersehbar, und Demme findet zwischen Schenkelklopfern und Gefühligkeit nicht den rechten Ton. Der TriStar Pictures-Streifen startet in 1603 Filmtheatern. Branchenkenner spekulieren auf 7 Millionen Dollar.