"Léon - Der Profi", ZDF, 23:35 Uhr:
Die zwölfjährige Matilda (Natalie Portman) wird widerwillig von dem Auftragskiller Léon (Jean Reno) bei sich aufgenommen, nachdem ihre Familie ermordet worden ist. Die Beiden entwickeln eine ungewöhnliche Beziehung, in der sie sein Protégée wird und das Auftragsmordgeschäft lernt.
In Luc Besson's Thriller "La Femme Nikita" von 1990 war Jean Reno bereits als Auftragskiller Viktor in einer Nebenrolle zu sehen. Vier Jahre später widmete der französische Regisseur der Nebenfigur einen ganzen Film. Diesmal allerdings spielt die Geschichte in New York City, und Reno verkörpert Léon, der laut Besson "der amerikanische Cousin von Victor sein könnte, nur menschlicher".
Mit dem Adjektiv "menschlich" ist ein Zug dieses französischen Meisterwerks schon sehr gut umschrieben: Der stilvolle Thriller ist trotz aller Brutalität und Härte seltsam berührend. Zum Großteil geht dies natürlich auf die Zeichnung der beiden Hauptfiguren und der Entwicklung ihrer seltsamen Beziehung zurück, die in diesem "Director's Cut" noch besser zur Geltung kommen. Die zusätzlichen 25 Minuten, die hauptsächlich in der Mitte des Streifens eingefügt wurden, vertiefen den Einblick in die Ausbildung von Matilda durch Léon. Ursprünglich sollte das Werk auch in dieser Form in die Kinos kommen, aber wegen der negativen Publikumsresonanz nach einer Testvorführung in Los Angeles entschied sich Luc, seinen Film zu kürzen.
Die Innenaufnahmen entstanden in einem Pariser Filmstudio, die Außenaufnahmen des in englischer Sprache gedrehten Streifens aber vor Ort in New York City. Gleich mit ihrem Leinwanddebüt begeisterte die zwölfjährige Natalie Portman, die sich gegen 2000 Mitbewerberinnen und die Bedenken ihrer Eltern durchsetzte und ihre Karriere gleich von null auf 100 zündete.
Die 16 Millionen Dollar teure Gaumont-Produktion spielte weltweit 45 Millionen Dollar ein und war auch bei den Kritikern ein Erfolg. Bei den Französischen Filmpreisen wurde das Werk siebenmal nominiert.
Ein Zuschauer aus New Jersey lobt: "Der Film zeigt, worum es beim Filmemachen geht. Ohne den übermäßigen Einsatz von Spezialeffekten, einen Riesendrehort oder ein Ensemble, das nur nach Star-Namen besetzt worden ist, bekommen wir alles, was wir uns von einem Kinofilm nur wünschen können. Natalie Portman, Jean Reno und Gary Oldman erinnern uns gemeinsam mit Danny Aiello daran, dass es keinen Ersatz für großartige Schauspieler gibt. Der Streifen vereint Elemente von Komödie, Drama und Action, und die tolle Musik von Eric Serra trägt zu der ohnehin vorhandenen Energie des Werkes bei. Ein intensiver und beeindruckender Film."
"The Devil´s Backbone", 3sat, 00:10 Uhr
Carlos (Fernando Tielve), ein zwölfjähriger Junge, dessen Vater im Spanischen Bürgerkrieg getötet worden ist, ist in einem unheimlichen Waisenhaus gelandet. Dort entdeckt er viele dunkle Geheimnisse und dass es dort spukt.
Kein Zweifel, hier ist mit Guillermo del Toro der Regisseur am Werk, der fünf Jahre später sein Meisterwerk "Pan's Labyrinth" veröffentlichen sollte: Spanischer Bürgerkrieg, ein einsames Kind und ein dunkles, übernatürliches Geheimnis. Und das alles verpackt in diesem ruhigen, großartig photographierten Horrorfilm aus dem Jahr 2001, der nicht auf Schockeffekte setzt, sondern auf die bedrohliche Atmosphäre, die del Toro kreiert.
Pedro Almodovar produzierte das in Madrid gedrehte Werk, für das Guillermo bereits vor seinem ersten Spielfilm "Cronos" von 1994 ein Drehbuch verfasst hatte, das allerdings in der mexikanischen Revolution spielte. Nun mit einigen Jahren Berufserfahrung mehr auf dem Buckel, zeigte sich der Filmemacher mit "El espinazo del diablo" ("Das Rückgrat des Teufels", so der Originaltitel) seinem eigenen Stoff bestens gewachsen und schuf so nicht nur eine starke Geistergeschichte, sondern auch ein intelligentes politisches Gleichnis.
Der Spielfilm erhielt Lobeshymnen von den Rezensenten, war aber noch kein Kassenschlager, als der sich später "Pan's Labyrinth" erweisen sollte. Bei den Spanischen Filmpreisen erhielt er zwei Nominierungen für die "Besten Kostüme" und die "Besten Spezialeffekte".
Ein amerikanischer Zuschauer schwärmt: "Ein wunderschöner Film, absolut hinreißend von Anfang bis Ende. Die staubige, einsame Landschaft wirkt selbst wie ein Gespenst, und die ständige Bedrohung durch Gewalt – durch den Bürgerkrieg, durch die anderen Kinder – verleiht dem Film eine unerbittliche Atmosphäre von Anspannung und Grauen. Die Schauspieler sind dabei superb, Kinder wie Erwachsene. Das ist nicht einfach eine Spukgeschichte, sondern eine Erzählung von Liebe und Ehre wie auch von Schrecken und Ruin. Es ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden und ein erwachsenes Drama. Und der Film schafft es, furchteinflößend wie die Hölle zu sein, wenn er es darauf anlegt."
"[REC]", 3sat, 01:55 Uhr:
Eine Fernsehreporterin (Manuela Velasco) und ein Kameramann (Pablo Rosso) folgen Notärzten in ein düsteres Apartmentgebäude und finden sich schnell dort eingesperrt - zusammen mit etwas Schrecklichem.
Oft sind die found footage-Horrorfilme (der Film wird präsentiert, als wäre er real von den handelnden Personen mit deren Kamera aufgenommen) Schrott - wer in diesem Jahr "The Pyramid" versehentlich im Kino hat erdulden müssen, wird ein Liedchen davon singen können. Aber dieser spanische Horrorfilm von 2007 ist die Oase in der sich nach "The Blair Witch Project" unendlich ausdehnenden found footage-Wüste. Dass die Kritiker unisono diesen Erstling des Regiepaars Jaume Balagueró und Paco Plaza liebten, ist für einen Horrorfilm schon ungewöhnlich genug. Dazu wurde "[Rec]" aber auch noch auf den Filmfestspielen von Venedig aufgeführt, erhielt zwei spanische Filmpreise (für Velasco als "Beste Neuentdeckung" und für den "Besten Schnitt"), war von den Zuschauern als "Bester Film" bei den Europäischen Filmpreisen nominiert und bekam darüber hinaus zahlreiche Preise und Nominierungen. Das machte sich auch an den Kinokassen bezahlt: Der auf Kosten von 1,5 Millionen Dollar geschätzte Streifen spielte weltweit 32 Millionen Dollar ein - und hat bis letztes Jahr für drei Fortsetzungen gesorgt.
Balagueró und Plaza stürzen die Zuschauer kopfüber in die albtraumhafte Hölle eines Apartmentkomplexes im Belagerungszustand und nutzen die found footage-Methode geschickt als ein effektives Mittel für vereinzelten (und kostengünstigen) Schrecken. Dabei drehten sie in Barcelona ohne Filmkulissen in chronologischer Reihenfolge in einem Mietgebäude, setzten mit Hauptdarstellerin Velasco eine echte Fernsehmoderatorin und mit Rosso einen echten Kameramann ein und verwischten die Grenzen zwischen Fernsehrealität und Filmfiktion so noch weiter. Die letzten Szenen des Films wurden tatsächlich in absoluter Dunkelheit unter Einsatz von Infrarotkameras gedreht, um die Reaktionen der Darsteller möglichst authentisch einzufangen.
"Eine brillant inszenierter Schrecken gleich zu Beginn des Films signalisiert, dass es hier keine Absturzsicherung gibt, und die nervenaufreibende Spannung wird bis zur allerletzten Sekunde aufrechterhalten", schwärmte der britische Kritiker Nigel Floyd für "Time Out".
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