Hollywood kommt groß und klein ("Ant-Man") und klein und groß ("Magic Mike XXL") zugleich daher. Als völliger Kontrast bringen die Programmkinos den diesjährigen Gewinner der Berlinale aus dem Iran, "Taxi Teheran", und die Generation YoTube versucht sich mit "Kartoffelsalat" am Kino.
Was läuft, was lohnt, was nicht?
"Ant-Man"
Science-Fiction-Film
USA
117 Minuten
FSK 12
Der auf einem Marvel-Comic basierende Science Fiction-Film erzählt mit viel Action und Humor vom Erfinder (Michael Douglas) eines Anzugs, der Menschen verkleinert, ihnen aber übermenschliche Kräfte verleiht, von einem Superdieb (Paul Rudd), der zum Superhelden wird, und einem Bösewicht (Corey Stoll), der mit Unterstützung von Ameisen gestoppt werden muss. Das zwölfte Abenteuer aus dem Marvel Cinematic Universe kommt nicht so schillernd daher wie beispielsweise "Iron Man" und große Teile des Films scheinen in Michael Douglas' Haus zu spielen, aber Rudd ist ein gewinnender Hauptdarsteller und einige Action-Sequenzen überzeugen. Die Zuschauer sind begeistert, die Kritiker angetan. Auch unser Kritiker Falk Straub ist angetan: "Der Film nimmt sich selbst nicht zu ernst, bietet trotz reichlich Action keine hirnlosen Materialschlachten und hält schlicht das richtige Maß. Eine Eigenschaft, die im Marvel-Universum leider allzu selten geworden ist." Klare Empfehlung!
"Magic Mike XXL"
Komödie
USA
115 Minuten
FSK 12
Drei Jahre sind vergangen, seit Mike (Channnig Tatum) sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere als Stripper verabschiedet hat. Inzwischen sind inzwischen auch die übrigen Kings of Tampa bereit, das Handtuch zu werfen. Aber sie machen das auf ihre Art - es soll ein unheimlich starker Abgang mit einer letzten überwältigenden Performance in Myrtle Beach werden, wobei ihr legendärer Star Magic Mike mit ihnen auftreten soll. Steven Soderbergh, Regisseur des ersten "Magic Mike" von 2012, ist bei der Fortsetzung nur noch als Kameramann und Cutter dabei - und auch der sozialgesellschaftlich realistische Ansatz seines Streifens ist verschwunden. Stattdessen gibt es charmante Unterhaltung, für die man das Köpfchen nicht allzu sehr einschalten muss - aber gerade für die Augen einiges geboten wird an gut eingeölten Sixpacks und schön choreographierten Tanzeinlagen. Die Kritiker haben die Fortsetzung freundlich aufgenommen, die Zuschauer eher mit gedämpfter Begeisterung. Für unseren Kritiker Björn Schneider handelt es sich um einen "oberflächlichen, aber dennoch glänzend unterhaltenden Sommer-Gute-Laune-Film."
"Taxi Teheran"
Drama
Iran
85 Minuten
FSK 0
Dokumentarisch wirkender Spielfilm über einen Filmregisseur (Jafar Panahi), der als Taxifahrer durch Teheran fährt und dabei auf höchst unterschiedliche Menschen trifft. Der Film ist sehr ruhig erzählt und fast ausschließlich dialogorientiert. Der iranische Filmemacher Panahi ist in seiner Heimat mit einem Berufsverbot belegt und machte aus der Not eine Tugend: Er drehte guerrilla-mäßig mit Kameras in seinem Taxi und ließ hauptsächlich seine Fahrgäste reden, die so ein Panorama des Landes entwerfen und die Absurdität der gegenwärtigen iranischen Wirklichkeit widerspiegelt. Das tut er ohne Bitternis, sondern mit Witz und Menschlichkeit. Die Kritiker sind begeistert von Panahi's Coup, der dann auch noch eine besondere Auszeichnung auf der diesjährigen Berlinale erfuhr, als er den Goldenen Bären als "Bester Film" erhielt. Unser Kritiker Gregor Torinus hält diese Entscheidung zwar für eher politisch denn künstlerisch motiviert, lobt aber dennoch den Streifen als "wagemutig, aufschlussreich und unterhaltsam".
"Kartoffelsalat"
Komödie
Deutschland
82 Minuten
FSK 12
Horrorkomödie über einen Außenseitertyp (Torge Oelrich), der für eine Zombie-Seuche an seiner Schule eine unerwartete Heilmethode findet: Wissen. Film des "YouTube"-Stars Torge Oelrich alias Freshtorge, der auch das Drehbuch geschrieben hat. Regie führte Michael David Pate. Die Stimmungskanone Oelrich zielt auf Spatzenhirne, aber die ersten Beobachtungen aus den Kinos zeigen, dass nicht mal die Zielgruppe pubertierender Jugendlicher diesen peinlichen Schwachsinn kein müdes Lachen entlocken kann. "YouTube"-Clips und Spielfilme sind eben doch noch zwei verschiedene Paar Schuhe. "Armes Land, das diesen Nonsens braucht", meinen die "Westfälischen Nachrichten".
"Becks Letzter Sommer"
Komödie
Deutschland
98 Minuten
FSK 12
Mischung aus Drama und Komödie über einen frustrierten Musiklehrer (Christian Ulmen), der sich eines hochtalentierten 17-jährigen Musikers (Nahuel Pérez Biscayart) annimmt. Der Traum vom großen Erfolg steht bei einem Trip quer durch Europa allerdings bald auf dem Prüfstand. Der Film ist von einer positiven Grundstimmung geprägt, schlägt allerdings vor allem in der zweiten Hälfte mit dem Thema der Sinnsuche auch melancholische Töne an. Diesen Übergang empfinden die Kritiker eher als Bruch und gestehen den Schauspielern gute Leistungen zu - den dahinschlingernden Streifen selbst mit seinen wenigen guten Momenten mögen sie nicht empfehlen - auch unsere Kritikerin Bianka Piringer nicht: "Die oberflächliche Inszenierung hangelt sich uninspiriert an den Stationen der Handlung entlang."