Omar Sharif ist heute im Alter von 83 Jahren in einem Krankenhaus in Kairo an einem Herzinfarkt gestorben, wie sein Agent Steve Kenis bekannt gegeben hat. Im Mai hatte Sharif's Sohn Tarek bekannt gegeben, dass sein Vater unter Alzheimer leide.
Sharif war einer der größten Filmstars der sechziger Jahre. Nachdem er seit 1954 in ägyptischen Spielfilmen vor der Kamera gestanden hatte, machte ihn der britische Regisseur David Lean international bekannt, als er ihn 1962 für "Lawrence of Arabia" vor die Kamera holte. Omar war der erste arabische Schauspieler, der weltweit berühmt wurde. Seine erste englischsprachige Rolle brachte ihm gleich seine erste und einzige "Oscar"-Nominierung ein. Zudem gewann er den "Golden Globe" als "Bester Nebendarsteller" und als "Vielversprechendster Newcomer".
Der Akteur wurde als Michel Dimitri Shalhoub am 10. April 1932 im ägyptischen Alexandria in eine Familie, die aus dem Libanon stammt, geboren. Er begann sich für die Schauspielerei zu interessieren, während er am Victoria College in Alexandria Physik und Mathematik studierte. Zunächst arbeitete er im Holzgeschäft seines Vaters und erhielt dann seine ersten Rollen in zwei Streifen seines Mitstudenten Youssef Chahine. Bereits in diesen frühen Filmen strahlte er einen sensuellen Magnetismus aus, gepaart mit emotionaler Intelligenz, und wurde schnell zum Star. 1956 trat er mit dem französischen Thriller "La chatelaine du Liban" ("Die Herrscherin vom Libanon") erstmals außerhalb seiner Heimat in Erscheinung.
1954 heiratete er seine Mitdarstellerin Faten Hamama, die bereits ein Star des ägyptischen Kinos war und mit der er seinen Sohn hatte. Das Paar drehte einige Filme zusammen, trennte sich aber 1966, ein Jahr, nachdem der Mime nach Europa übergesiedelt war, und ließ sich schließlich 1974 scheiden. Omar heiratete danach nicht mehr.
Das "Lawrence of Arabia"-Eisen schmiedete Sharif schnell, so lange es noch heiß war und ließ dem Meisterwerk Engagements in Hollywood-Filmen folgen, die dann allesamt 1964 veröffentlicht wurden: Das Drama "The Fall of the Roman Empire" mit Sophia Loren, dem Drama "Behold a Pale Horse" ("Deine Zeit ist um") mit Gregory Peck und der Komödie "The Yellow Rolls Royce" mit Ingrid Bergman.
Ein Jahr darauf folgte dann der Karrierehöhepunkt mit der Titelrolle in "Doctor Zhivago", David Lean's mega-erfolgreichem Epos, für den der Darsteller den Golden Globe als "Bester Hauptdarsteller" erhielt und der ihn zu einem Superstar werden ließ. Wegen seines nur schwachen Akzents und seines schwer zuzuordnenden Aussehens hinderte seine ägyptische Herkunft ihn nicht daran, auch ethnisch völlig unterschiedliche Rollen zu erhalten: In "Behold a Pale Horse" hatte er einen Spanier gespielt, in "Doctor Zhivago" einen Russen, in "Genghis Khan" von 1965 einen Mongolen, in "The Night of the Generals" von 1967 einen Deutschen, in "Funny Girl" von 1968 einen Juden aus New York City (was während des israelisch-ägyptischen Sechs-Tage-Kriegs zu Forderungen der ägyptischen Presse führte, ihn auszubürgern).
Während Omar in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre in weiteren Projekten mit namhaften Regisseuren und Schauspielern mitwirkte - so in dem Historiendrama "Mayerling" mit Catherine Deneuve, dem Western "MacKenna's Gold" mit Gregory Peck von 1969, in Sidney Lumet's Drama "The Appointment" ("Ein Hauch von Sinnlichkeit") und im selben Jahr als Che Guevara in "Che!" - waren die siebziger Jahre zwar ebenfalls geschäftig, brachten aber bis auf wenige Ausnahmen wie "The Last Valley" ("Das vergessene Tal") mit Michael Caine aus dem Jahr 1971 keine bemerkenswerten Streifen mehr hervor. Sharif meinte selbstkritisch in einem Interview 2004, dass seine Filme seit 1972 "richtig schlecht" gewesen seien. Zum Glück sei "nicht alles Mist" gewesen: "Ich hatte einige großartige Momente."
Mitte der Achtziger kehrte Sharif ins Filmgeschäft seiner ägyptischen Heimat zurück und arbeitete verstärkt für das Fernsehen, so wie 1984 in der Serie "Palast der Winde". 2003 wurde er von der Kritik für seine Leistung in dem französischen Drama "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" gelobt. Ein Jahr später war er in einer Nebenrolle in dem Abenteuerfilm "Hidalgo" mit Viggo Mortensen zu sehen. Seine Stimme als Erzähler hörte man in der Originalfassung von Roland Emmerich's Abenteuerfilm "10 000 B.C." von 2008.
2009 war das letzte Jahr, in dem der Ägypter regelmäßig arbeitete. Seitdem hatte er nur noch zwei Gastauftritte im Jahr 2013 in der französischen Komödie "Un chateau en Italie" von 2013 und dem französischen Drama "Rock the Casbah".
Mit den Jahren wuchs die Reputation von Sharif in Bridge-Kreisen ebenso wie in cineastischen - der Schauspieler war ein Weltklasse-Spieler und nahm regelmäßig an Turnieren teil. Auch ansonsten sah man ihn oft an Spieltischen, wo er teilweise abenteuerliche Summen verlor.
Omar Sharif hinterlässt seinen Sohn Tarek und zwei Enkel.