"Sherlock Holmes", Pro7, 20:15 Uhr:
Detektiv Sherlock Holmes (Robert Downey Jr.) und sein Partner Dr. Watson (Jude Law) messen ihre Geistes- und Muskelkräfte mit einem Bösewicht (Mark Strong), dessen Verschwörung ganz England bedroht.
Schon lange trug sich Produzent Lionel Wigram mit der Idee, Sherlock Holmes als Action-Helden auf die Leinwand zu bringen. "Wenn ich die Geschichten las, hatte ich andere Bilder im Kopf als die, welche in bisherigen Verfilmungen zu sehen waren", erklärte Wigram, der feststellte, dass der Detektiv auch in den Romanen und Kurzgeschichten von Arthur Conan Doyle durchaus tatkräftig zur Sache ging, was sich in den Spielfilmadaptionen weniger wiederfand. Warner Brothers fanden sich bereit, "Sherlock Holmes Reloaded" zu produzieren und fanden mit Guy Ritchie einen Regisseur, der mit Wigram auf einer Wellenlänge funkte: "Es gibt ziemlich viele intensive Action-Sequenzen in den Geschichten und manchmal findet sich das in den Filmen nicht wieder. Mein Sherlock Holmes soll in Ton und Struktur ein sehr moderner Film werden."
Beides fand sich tatsächlich auf der Leinwand wieder, die Modernität und die Action: Mit Downey Jr. engagierte man einen Hauptdarsteller, der Äonen von der erhabenen Ausstrahlung eines Basil Rathbone oder Peter Cushing entfernt war, sondern so etwas wie einen Slacker-Sherlock verkörperte, und an Action gab es so reichlich, dass Downey Jr. während einer Kampfszene versehentlich einen auf die Nase bekam und blutend zu Boden ging. Gedreht wurde hauptsächlich in London, aber auch in anderen britischen Städten wie Liverpool, Manchester und Kent und schließlich noch im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Für Sherlock Holmes-Fans woben die drei Drehbuchautoren zahlreiche Motive und Anspielungen aus den literarischen Vorlagen ein.
Das Konzept ging auf, wobei es hauptsächlich die charismatische Präsenz des Hauptdarstellers war, die diesen Kriminalfilm beim Publikum zu einem Riesenerfolg werden ließ. Der 90 Millionen Dollar teure Streifen erspielte weltweit 524 Millionen Dollar und wurde zum achterfolgreichsten Film des Jahres 2009. Downey Jr. erhielt als "Bester Hauptdarsteller" den Golden Globe; dazu gab es zwei "Oscar"-Nominierungen für Hans Zimmer's Musik und für die "Besten Kulissen". Kein Wunder, dass Warner Brothers sofort eine Fortsetzung in Auftrag gaben, die zwei Jahre später genauso erfolgreich laufen sollte.
Kritiker Matt Kelemann befand in "Las Vegas CityLife": "Auch wenn Ritchie's zuckender Finger an der Kamera für Verwirrung in den schnelleren Action-Sequenzen sorgt, tragen Downey Jr. und Law den Film weit genug in Richtung Kumpelkino, um die Fehlzündungen spielend vergessen zu machen."
"L.A. Crash", Arte, 20:15 Uhr:
Die Leben von vollkommen verschiedenen Einwohnern in Los Angeles prallen in verschiedenen Geschichten über Rassismus, Verlust und Vergebung aufeinander.
1991 wurde Regisseur und Drehbuchautor Paul Haggis das Opfer eines Carjacking, als ihm sein Porsche vor einem Video-Laden auf dem Wilshire Boulevard in Los Angeles geraubt wurde. Diesen Vorfall nahm der Filmemacher als Ausgangspunkt für eine Betrachtung seiner Großstadt als Ort verschiedener Ethnien und den bei allen vorhandenen Vorurteilen, die sich in rassistischen Äußerungen und Gewalttaten entladen können. Für Haggis wurde das ein Projekt aus Leidenschaft. Es gelang ihm, ein namhaftes Ensemble - darunter Sandra Bullock, Don Cheadle, Matt Dillon, Brandon Fraser, Terrence Howard, Thandie Newton, Ryan Philippe und Michael Pena - für geringe Honorare zu verpflichten.
Alles in allem betrug das Budget nur erstaunlich niedrige 7 Millionen Dollar, und Haggis sparte, wo er konnte: Er drehte ausschließlich vor Ort in L.A., in seinem eigenen Haus, mit seinem eigenen Auto oder denen von Crew-Mitgliedern, nutzte Kulissen der TV-Serie "Monk" mit. William Fichtner wurde für einen Tag beschäftigt, wobei die Uhr lief, weil der Schauspieler am Abend nach China weiterreisen musste.
Haggis gelang ein schonungsloses und beunruhigendes Drama über moderne Ängste, dem Abbrechen sozialer Kontakte in der Großstadt, den Gefahren von religiöser Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit, das bei den Rezensenten und Publikum gut ankam. Zwar kam diese Independent-Produktion nicht in übermäßig viele Kinos und wurde kein großer Erfolg, aufgrund der geringen Herstellungskosten spielte sie 2004 mit weltweit 98 Millionen Dollar aber einen Gewinn ein.
Den ideell größeren Erfolg verbuchte "Crash" (so der Originaltitel) indes bei Preisverleihungen und auf Filmfestivals. Über 60 Preise konnte das Werk verbuchen, wobei der Höhepunkt die drei "Oscars" waren: Als "Bester Film", für das "Beste Originaldrehbuch" und den "Besten Schnitt". Dazu waren noch Matt Dillon als "Bester Nebendarsteller", Haggis als "Bester Regisseur" und "In the Deep" als "Bester Song" nominiert. Der Erfolg des Films führte zur Produktion der Fernsehserie "Crash" im Jahr 2008 mit Dennis Hopper, die zwei Staffeln lief und von Haggis produziert wurde.
Eine Zuschauerin aus Massachusetts meint: "Mit seinem Debüt hat Paul Haggis einen eindrucksvollen Film geschaffen, der magisch seine Balance hält, während er in nahtlosen Übergängen die Geschichten verschiedener Menschen erzählt. Dabei wirft er einen ehrlichen Blick auf Rassismus, mit einem Verständnis für die Menschen, einen Glauben an Vergebung und sogar Hoffnung. Als ich aus dem Kino kam, schwang der Film in mir weiter und färbte auf meine Gedanken ab, während ich mir meinen Weg durch die Massen von unbekannten Mitmenschen bahnte. Mehr kann ich nicht von einem Film verlangen."
"Leaving Las Vegas", ARD, 23:35 Uhr:
Ben Sanderson (Nicolas Cage), ein alkoholabhängiger Hollywood-Drehbuchautor, der wegen seiner Trunksucht alles verloren hat, kommt mit einem einzigen Ziel nach Las Vegas: Sich zu Tode zu saufen. Dort trifft er auf die Prostituierte Sera (Elisabeth Shue), mit der ihn eine ruhelose Freundschaft verbindet. Beide schwören sich, den jeweils anderen nicht wegen seiner Taten zu verurteilen.
John O'Brien veröffentlichte 1990 seinen semi-autobiographischen gleichnamigen Roman, den Mike Figgis fünf Jahre später auf die Leinwand brachte. Das Resultat sollte O'Brien nie zu Gesicht bekommen; der Schriftsteller erschoss sich zwei Wochen nach Drehbeginn.
Die Independent-Produktion musste mit einem Mini-Budget von rund 4 Millionen Dollar auskommen. Daher filmte Figgis statt auf den üblichen 35mm-Filmmaterial auf 16mm und komponierte die Musik selbst. Eine Drehgenehmigung für die Hauptstraße The Strip in Las Vegas konnte sich die Produktion nicht leisten, so dass man guerrilla-mäßig drehte, ständig in der Angst, von der Polizei erwischt zu werden. Zudem fanden die Dreharbeiten noch in Los Angeles, Laughlin in Nevada und im kanadischen Halifax statt.
Cage bereitete sich akribisch auf seine Rolle vor: Er besuchte Alkoholiker in Krankenhäusern, betrank sich selbst und ließ sich dann in betrunkenem Zustand von einem Freund filmen. Er wollte herausfinden, wie er alkoholisiert spricht. Das Engagement zahlte sich aus: Seine Leistung wurde von den Kritikern hervorgehoben, die von dem kompromisslosen, unversöhnlichen und erschütterndem Drama insgesamt begeistert waren. Dazu gewann der Darsteller 1996 den Golden Globe und den "Oscar" als "Bester Hauptdarsteller". Weitere Nominierungen für einen Academy Award erhielten Shue als "Beste Hauptdarstellerin" sowie Figgis für die "Beste Regie" und das "Beste Drehbuch".
Ein Zuschauerin aus Seattle schreibt: "Bemerkenswert. Berührend. Fesselnd. Dieser Film ist all das und noch viel mehr. Ich habe selten einen Streifen dieser Größe über Einsamkeit und Verständnis gesehen, bei dem ich fast die ganze Zeit geweint habe. Cage und Shue erwecken ihre herzensguten Figuren so außerordentlich zum Leben, dass dieses Werk noch auf Jahre wertgeschätzt und im Gedächtnis bleiben wird."
Hier geht es zum kompletten TV-Programm