Die Familie von Ron Moody hat mitgeteilt, dass der englische Schauspieler gestern im Alter von 91 Jahren in einem Londoner Krankenhaus gestorben ist. "Er brachte seiner Familie und vielen Herzen Freude und wird schmerzlich vermisst werden", erklärt seine Witwe Therese. "Bis zum Schluss hat er gesungen."
Vielen deutschen Fernsehzuschauern wird Moody durch die zahlreichen Wiederholungen des britischen Miss Marple-Kriminalfilms "Vier Frauen und ein Mord" ("Murder Most Foul") von 1964 ein bekanntes Gesicht sein: Er spielte dort den inkompetenten Chef einer Theatergruppe, deren Mitglieder in eine Reihe von Morden verwickelt sind. Doch dem internationalen Publikum wurde er besonders durch seine Verkörperung von Fagin in der Filmadaption des Musicals "Oliver!", das auf dem Charles Dickens-Roman "Oliver Twist" basierte, bekannt. Die britische Produktion gehörte zu den erfolgreichsten Filmen 1968 und gewann den "Oscar" als "Bester Film". Ron war als "Bester Hauptdarsteller" nominiert (und musste Cliff Robertson für "Charly" den Vortritt lassen) und erhielt den Golden Globe als "Bester Hauptdarsteller". Den Part als Fagin hatte er zuvor schon auf den Bühnen im Londoner West End und am New Yorker Broadway gegeben.
Der Akteur wurde am 8. Januar 1924 in Tottenham geboren. Einige Familienmitglieder arbeiteten bereits im Showgeschäft; so war sein Vater Manager in einem Filmstudio. Mit 16 Jahren kam Ron erstmals mit dem Filmgeschäft in Berührung, als er in der Buchhaltung der Elstree Studios arbeitete. Im Zweiten Weltkrieg diente er bei der Royal Air Force und studierte dann an der London School of Economics.
Bald gab er seine Pläne, in die Wirtschaft zu gehen, zu Gunsten der Bretter, die die Welt bedeuten, auf, widmete sich als Endzwanziger der Schauspielerei und tauchte ab 1958 in Statistenrollen auf der Leinwand auf. Seinen Durchbruch feierte er dann 1960 im West End mit "Oliver!" und der Rolle, die er noch unzählige Male über die kommenden Jahrzehnte spielen sollte und die sein Leben veränderte. Zum 50-jährigen Jubiläum des Stücks trat der damals 86-Jährige 2010 nochmals für eine Nummer auf die Bühne.
Über die Jahrzehnte wirkte er in zahlreichen Fernsehserien und -filmen mit (allerdings nicht als "Doctor Who", den er 1969 ablehnte). Weitere wichtige Kinofilme waren "Auch die Kleinen wollen nach oben" ("The Mouse on the Moon") mit Margaret Rutherford von 1963, "Zwölf Stühle" von und mit Mel Brooks von 1970 und der Disney-Abenteuerfilm "König Artus und der Astronaut" von 1979, in dem er den Zauberer Merlin verkörperte.
Ron Moody hinterlässt neben seiner Frau, mit der er seit 1985 verheiratet war, sechs Kinder.