Eine Leinwand-Legende ist von uns gegangen.
Christopher Lee, einer der profiliertesten und bis ins hohe Alter produktivsten britischen Schauspieler ist laut Medienberichten bereits am 7. Juni im Londoner Westminster Hospital im Alter von 93 Jahren an Herzversagen gestorben. Seine Frau Gitte Kroenecke hatte entschieden, zunächst die Familie zu informieren, bevor die Meldung an die Presse ging.
Lee hat besonders mit seiner Verkörperung von Dracula Filmgeschichte geschrieben. Aber auch in den vergangenen Jahren war er einer neuen Generation von Kinobesuchern zum Begriff geworden durch seine Rolle als Zauberer Saruman in der "Lord of the Rings"- und der "Hobbit"-Trilogie. Mit seiner imposanten Statur und seiner tiefen Stimme wurde er gerne für Schurkenrollen besetzt. Kein Wunder, dass er seine Autobiographie von 1977 "Tall, Dark and Gruesome" (Groß, dunkel und schauderhaft) betitelte.
Christopher wurde am 27. Mai 1922 in London als Sohn eines Soldaten geboren. Er besuchte ausgewählte Schulen, studierte Griechisch und Latein an den Universitäten von Eton und Wellington. Der Mime sollte schließlich Italienisch, Französisch, Spanisch und Deutsch sprechen und sich einigermaßen auf Schwedisch, Russisch und Griechisch verständigen können.
Im Zweiten Weltkrieg diente er in der Luftwaffe und den Spezialeinheiten, unter anderem in Finnland und Italien, wo er an der Schlacht um den Monte Cassino beteiligt war, eine der schlimmsten Schlachten des Krieges. "Ich war 23 Jahre alt, als der Krieg endete", erklärte der Mime 2011, "und hatte bereits genügend Schrecken gesehen, der für ein ganzes Leben reichen würde. Ich habe furchtbare, furchtbare Sachen gesehen, ohne ein Wort darüber zu verlieren." Für seine Dienste wurde Lee ausgezeichnet.
1948 ging er auf den Rat seines Onkels ins Filmgeschäft und gab sein Debüt mit einer Nebenrolle in dem Kriminalfilm "Im Banne der Vergangenheit". Der Durchbruch gelang erst 1957 als Monster in "The Curse of Frankenstein". Ein Jahr später schlüpfte der damals 35-Jährige in "Dracula" in die Rolle, die ihn international bekannt machte und welche er noch zehn weitere Male übernehmen sollte: Dracula. Weitere wichtige Parts in jener Zeit waren "The Mummy" und "The House of the Baskervilles" von 1959, mit seinem häufigen Leinwand-Partner Peter Cushing als Sherlock Holmes. In den sechziger Jahren spielte er fünfmal den asiatischen Bösewicht Fu Manchu und war 1974 Roger Moore's Gegenspieler in dem James Bond-Film "The Man with the Golden Gun".
In den Siebzigern und Achtzigern wirkte der Schauspieler in viel Krampf wie "End of the World" von 1977 oder "Howling II: Stirba - Werewolf Bitch" von 1985 mit. Ausnahmen waren der Horrorfilm "The Wicker Man" und der Abenteuerfilm "The Three Musketeers" von 1973 sowie eine Nebenrolle in Billy Wilder's Kriminalfilm "The Private Life of Sherlock Holmes" von 1970 als Bruder von Sherlock Holmes. Als Christopher 1978 bei "Saturday Night Life" den Gastgeber gab, witzelte er - nur halb im Scherz - ihm würden nur noch Rollen in Filmen wie "Dr. Terror's Haus der Pfannkuchen" angeboten.
2001 wurde er von Queen Elizabeth zum Ritter geschlagen. Regisseur Tim Burton war ein Fan des Darstellers und besetzte ihn viermal: In "Sleepy Hollow" von 1999, "Charlie and the Chocolate Factory" von 2005, "Sweeney Todd" von 2007 und "Dark Shadows" von 2012. Auch George Lucas besetzte ihn als Count Dooku in den "Star Wars"-Filmen "Attack of the Clones" von 2002 und "Revenge of the Sith" von 2005. "Dieses letzte Jahrzehnt ist das außergewöhnlichste meines Lebens gewesen", erklärte der Mime in einem Interview im Jahr 2012, nachdem er für so viele Großproduktionen gebucht worden war.
Der Schauspieler war ein guter Fechter, Mitglied in drei Stuntmen-Vereinigungen und dafür bekannt, seine eigenen Stunts und Kämpfe sogar noch bis ins hohe Alter mit den "Hobbit"-Verfilmungen durchzuführen. Eine weitere Leidenschaft war die Musik: Lee sang in Opern und veröffentlichte 2010 das Heavy Metal-Konzeptalbum "Charlemagne: By the Sword and the Cross" und drei Jahre später mit "Charlemagne: The Omens of Death" ein weiteres.
Der Schauspieler arbeitete bis zuletzt: Sein letztes Werk, das Drama "The 11th" mit Uma Thurman, befindet sich gerade in der Vorproduktion; die Dreharbeiten sollten im November starten. Als sein letzter Kinofilm wird daher die britische Komödie "Angels in Notting Hill" von 2014 in die Annalen eingehen, der noch nicht veröffentlicht worden ist.
Christopher Lee hinterlässt seine Frau Gitte und seine Tochter Christina.