Was Heidi Kabel für Hamburg war, ist Edith Hancke für Berlin gewesen: Eine kesse Dame mit Berliner Schnauze, die jahrzehntelang hauptsächlich auf der Bühne, auch im Fernsehen und ab und zu im Kino zu sehen gewesen ist. Nun ist die Ur-Berlinerin, die am 14. Oktober 1928 in Berlin-Charlottenburg geboren wurde, gestern in ihrer Heimatstadt im Alter von 86 Jahren an einem Krebsleiden verstorben.
Edith, Tochter eines Bankangestellten, besuchte mit 20 Jahren eine Schauspielschule in Wilmersdorf. 1949 übernahm sie ihre erste Filmrolle in den Studios in Babelsberg in der Gerhard Hauptmann-Verfilmung "Der Biberpelz", in der sie ihren starken Berliner Dialekt ausspielen konnte, der ihr sonst beim Vorsprechen für Rollen eher hinderlich gewesen war. Nach drei weiteren DEFA-Filmen wechselte sie 1952 von der DDR in die BRD. Ihren beruflichen Schwerpunkt bildete die Arbeit an Berliner Theatern und zwei Jahre lang auch das Kabarett "Die Stachelschweine". Sie erhielt zwölfmal den "Goldenen Vorhang", die Auszeichnung als beliebteste Berliner Schauspielerin.
Die unverwechselbare Stimme der Darstellerin war auch in vielen Radiosendungen zu vernehmen, die sie für den RIAS aufnahm, und ist Kinogängern und Fernsehzuschauern auch als Synchronstimme bekannt. Auf der Leinwand konnte man Hancke in einigen Heinz Erhardt-Streifen wie "Natürlich die Autofahrer" von 1959, "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett" von 1962 und "Unser Willi ist der Beste" von 1971 oder Klamotten wie "Otto schießt den Vogel ab" von 1968 sehen. Ihr bedeutendster Streifen ist "Der Hauptmann von Köpenick", den 1956 Heinz Rühmann verkörperte. Hier überzeugte Edith als an Tuberkulose leidendes Lieschen. Die Mimin spielte in allen diesen Filmen allerdings ausnahmslos Nebenrollen.
Die Parts in zahlreichen Fernsehserien wie "Die Familie Hesselbach" von 1967, "Ein Mann will nach oben" von 1978 und "Berliner Weiße mit Schuss" von 1984 und in Boulevard-Theaterstücken brachten der Aktrice eine große Popularität. Dennoch wünschte sie, dass man sie nicht so sehr auf komische Rollen und Stücke festgelegt hätte, sondern sie auch mehr ihre dramatischen Muskeln hätte spielen lassen und zeigen können, "wofür man den Beruf eigentlich mal ergriffen hat". Zuletzt sah man sie 2009 in dem Fernsehfilm "Schaumküsse".
1970 lernte sie bei ihrer Arbeit am Theater "Die Tribüne" ihren Schauspielkollegen und Mit-Berliner Klaus Sonnenschein kennen, den sie in zweiter Ehe heiratete, mit dem sie zusammen auch lange Zeit das Theater "Die Tribüne" leitete und den sie nun hinterlässt.